TCP/IP, HTTP & Co: Wie vermeintlich alte Technologien das Internet dominieren
Technologien und Stacks kommen und gehen im Web, doch was bleibt? Das, was sich bewährt. Viele dieser Web-Technologien sind älter als man denkt und dominieren dennoch das Web, so wie wir es heute kennen.
In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf vermeintlich alte Programmiersprachen, Stacks und Technologien, die das Web und die Webentwicklung dominieren und auch von allen Hostinganbietern eingesetzt werden.
TCP/IP
TCP/IP ist das Rückgrat des Internets. TCP/IP steht für Transmission Control Protocol/Internet Protocol und ermöglicht die Kommunikation zwischen Computern. Die konzeptionellen Grundlagen des TCP/IP wurden in den 1960er Jahren von Paul Baran und Leonard Kleinrock gelegt, welche das ARPA-Protokoll (Vorläufer des TCP/IP) im Rahmen ihrer Arbeiten am Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) entwickelt haben.
Das ARPANET wiederum gilt als Vorläufer des Internets und ist das erste Computernetzwerk, das auf dem ARPA-Protokoll basierte und eine Reihe von Universitäten in den USA miteinander verband.
In den 1970er Jahren bauten Bob Kahn und Vinton Cerf auf den Arbeiten von Baran und Kleinrock auf. Sie entwickelten die ersten Versionen der Protokolle TCP (Transmission Control Protocol) und IP (Internet Protocol). Die erste Version von TCP/IP wurde 1973 veröffentlicht und setzte sich rasch als Standardprotokoll für die Kommunikation im sich entwickelnden Internet durch.
Das TCP/IP-Modell besteht aus vier Schichten: Netzwerkzugang, Internet, Transport und Anwendung. Im TCP/IP-Modell werden Daten in einer festgelegten Reihenfolge durch diese Schichten geleitet, sobald wie Daten senden und empfangen. Der Prozess beginnt in der Anwendungsschicht, bewegt sich durch die Transportschicht, dann durch die Internetschicht und schließlich durch die Netzwerkzugangsschicht. Bei der Datenempfangung erfolgt dieser Prozess in umgekehrter Reihenfolge: von der Netzwerkzugangsschicht zurück zur Anwendungsschicht.
Emails (SMTP) 📧
Die erste E-Mail wurde im Jahr 1969 von Ray Tomlinson, einem Ingenieur bei Bolt Beranek and Newman, gesendet. Tomlinson verwendete das ARPA-Protokoll, um E-Mails von einem Computer an einen anderen zu senden. Das Simple Mail Transfer Protocol (SMTP) wurde 1971 entwickelt. Tomlinson leitete die Entwicklung des SMTP, um die Übertragung von E-Mails über das ARPANET zu ermöglichen. Bis heute ist das Simple Mail Transfer Protocol (SMTP) das Standardprotokoll für den Versand von E-Mails.
HTTP – das Protokoll des World Wide Web
HTTP ist ein Protokoll, das auf der obersten Schicht des TCP/IP-Modells operiert, der Anwendungsschicht. Es wird speziell für die Übertragung von Hypertext-Dokumenten, wie Webseiten, verwendet. HTTP definiert, wie Nachrichten zwischen Webbrowsern und Webservern formatiert und übertragen werden. Wenn Sie eine Webseite in Ihrem Browser aufrufen, verwendet Ihr Browser HTTP, um eine Anfrage an den Server zu senden, auf dem die Webseite gehostet wird, und um die Webseite dann auf Ihrem Gerät anzuzeigen.
Zusammen ermöglichen TCP/IP und HTTP die Funktionsweise des Internets, wie wir es kennen, wobei TCP/IP die grundlegende Datenübertragung ermöglicht und HTTP die spezifische Übertragung von Webinhalten regelt.
FTP
FTP, das File Transfer Protocol wurde ursprünglich von Abhay Bhushan, einem Studenten des Massachusetts Institute of Technology (MIT), entwickelt. Er veröffentlichte seine erste Version des Protokolls im Jahr 1971. Diese Version wurde später als RFC 114 veröffentlicht.
Bhushan entwickelte das FTP, um Dateien über das ARPANET (siehe Skizze weiter oben) zu übertragen. Das Protokoll wurde schnell populär und wird heute noch verwendet, um Dateien zwischen Computern zu übertragen.
FTP ist ein zustandsbehaftetes Protokoll, das bedeutet, dass es eine Verbindung zwischen einem Client und einem Server herstellt. Der Client kann dann Dateien hoch- oder herunterladen. FTP ist ein einfaches und effektives Protokoll, das auch heute noch von einer Vielzahl von WordPress-Agenturen eingesetzt wird, um Dateien auf einen Server hoch- und runterzuladen.
HTML
HTML steht für Hypertext Markup Language und ist eine einfache und doch mächtige Auszeichnungssprache um Websites zu erstellen. Sie wurde 1989 von Sir Tim Berners-Lee am CERN, dem Europäischen Kernforschungszentrum in Genf, entwickelt. Die erste Version von HTML, HTML 0.9, wurde 1991 veröffentlicht.
HTML wiederum basiert auf SGML (Standard Generalized Markup Language), einer Auszeichnungssprache, die dazu dient, die Struktur eines Dokuments festzulegen. Diese definiert, wie Teile eines Textes wie Überschriften, Absätze oder Listen angeordnet sind.
Tim Berners-Lee hat diesen Ansatz von SGML übernommen und um das Konzept des Links erweitert. Das Konzept des Links war der Hauptunterschied zwischen HTML und SGML, weil HTML es ermöglicht, Informationen auf dem Internet miteinander zu verknüpfen.
Seit seiner Veröffentlichung wurde HTML kontinuierlich weiterentwickelt. Die aktuelle Version ist HTML 5, die 2014 veröffentlicht wurde.
Apache HTTP Server
Die erste Version des Apache Server wurde von Rob McCool entwickelt. Er war damals ein Doktorand an der University of Illinois at Urbana-Champaign. McCool war frustriert von der mangelnden Leistung und Flexibilität der damals verfügbaren Webserver. Er entwickelte von daher einen neuen Webserver, der diese Probleme beheben sollte.
McCool veröffentlichte die erste Version von Apache im April 1995 unter der Apache Software Licence. Apache wurde schnell zu einem beliebten Webserver und überholte bald den damaligen Marktführer NCSA HTTPd. Heute wird Apache von der Apache Software Foundation weiterentwickelt.
Apache ist zwar nicht mehr der unangefochtene Marktführer bei Webservern, bleibt aber ein wichtiger Akteur. Laut W3Techs wird Apache auf über 30 % aller Server eingesetzt, nur knapp hinter Nginx. Es wird von Millionen von Websites verwendet und ist für die Bereitstellung von statischen und dynamischen Inhalten verantwortlich.
PHP
PHP ist eine serverseitige Skriptsprache, die seit 1994 existiert und für die Erstellung von dynamischen Websites und Webanwendungen verwendet wird. Sie zählt zu den weltweit beliebtesten Server-seitigen Skriptsprachen und wird von Millionen von Websites genutzt:
PHP wurde 1994 von Rasmus Lerdorf entwickelt und dessen Quellcode im Juni 1995 veröffentlicht. Ursprünglich diente PHP als Ersatz für eine Sammlung von Perl-Skripten, die Lerdorf zur Protokollierung der Zugriffe auf seinen Online-Lebenslauf genutzt hatte.
1997 wurde PHP von Andi Gutmans und Zeev Suraski komplett neu geschrieben. Diese Neuentwicklung trieb die Verbreitung der Skriptsprache voran und steigerte ihre Popularität. Gutmans und Suraski gründeten Zend Technologies Ltd., das Unternehmen, das bis heute die Standardimplementierung von PHP entwickelt und vertreibt.
PHP spielt eine zentrale Rolle in der Entwicklung und Funktionsweise von Content-Management-Systemen wie WordPress, Drupal und Typo3. Dementsprechend ist diese Programmiersprache fester Bestandteil des täglich Brot bei Typo3-Agenturen wie auch Drupal-Agenturen, aber auch WooCommerce-Agenturen etc. Sie alle eint die Arbeit mit PHP. Diese Agenturen und CMS-se nutzen PHP, um dynamische Inhalte zu generieren und eine flexible, benutzerfreundliche Webumgebung zu schaffen. Dank PHP können diese Systeme komplexe Webseiten mit einer Vielzahl von Funktionen und Erweiterungen bereitstellen.
JavaScript
JavaScript ist eine objektorientierte Skriptsprache, die zur Erstellung interaktiver Webseiten verwendet wird. Kein Formular, kein Online-Checkout, der nicht ohne JavaScript funktionieren würde.
Laut W3techs beträgt der Verbreitungsgrad von JavaScript sagenhafte 98,8% (Link):
JavaScript wurde ursprünglich von Brendan Eich entwickelt, der damals für Netscape Communications Corporation arbeitete. Eich entwickelte die erste Version der Sprache in nur zehn Tagen im Jahr 1995. Ursprünglich wurde sie LiveScript genannt, aber kurz nach ihrer Einführung wurde der Name in JavaScript geändert, was teilweise auf eine Marketingentscheidung zurückzuführen war, die die damals populäre Sprache Java ausnutzen sollte. Auch heute wird Java und JavaScript gerne verwechselt, insbesondere von Head-Huntern und Personalern. 🙂
Heute wird JavaScript von der ECMA International weiterentwickelt. Die ECMA International ist eine gemeinnützige Organisation, die sich der Entwicklung von Softwarestandards widmet. Die Entwicklung von JavaScript wird von einer Arbeitsgruppe der ECMA International, der TC39, geleitet. Die TC39 besteht aus Vertretern von Unternehmen, Organisationen und Einzelpersonen aus der ganzen Welt.
jQuery
jQuery ist eine sogenannte JavaScript-Bibliothek, die auf JavaScript aufsetzt und als Basis für viele Aufgaben in der Webentwicklung dient.
jQuery wird gern als veraltete Technologie belächelt, doch seine Popularität ist größer denn je. jQuery wird auf über 77 % aller Websites eingesetzt, was im Vergleich zu 2012, als es vermeintlich ihren Höhepunkt erreichte, einen Anstieg um 28 % darstellt.
Ein Grund für das anhaltende Wachstum von jQuery ist seine Integration in WordPress, dem weltweit am häufigsten genutzten Content-Management-System. WordPress setzt jQuery für zahlreiche Funktionen ein, darunter AJAX-basierte Navigation, Bildgalerien und Formularverarbeitung, was es für Millionen von WordPress-Anwendern unverzichtbar macht. Zudem ist jQuery sehr einfach zu lesen und zu verstehen als der native Code in JavaScript.
jQuery wurde 2006 von John Resig entwickelt, ein amerikanischer Softwareentwickler, der 2006 die jQuery-Bibliothek veröffentlichte. Ursprünglich sollte die Bibliothek jSelect genannt werden, aber da die Domain für diesen Namen schon vergeben war, entschied sich Resig für den Namen jQuery. Heute wird jQuery von der jQuery Foundation weiterentwickelt, einer gemeinnützigen Organisation, die sich der Entwicklung und Förderung von jQuery verschrieben hat.
Das JPG-Bildformat
Das JPG-Format ist ein verlustbehaftetes Kompressionsformat, das sehr effizient ist und so die Dateigröße eines Bildes erheblich reduzieren kann. Seit Jahren wird versucht, JPG- bzw. JPEG-Bilder durch neuere Formate wie WebP und AVIF zu ersetzen. Doch das alte Bildformat aus dem Jahr 1992 hält sich hartnäckig: JPEG bleibt mit einer Nutzung von fast 78 % stark vertreten.
Ein Grund ist die universelle Unterstützung. JPEG ist ein etabliertes Format, das in jeder Bildbearbeitungssoftware und in jedem Webbrowser unterstützt wird. Viele Menschen sind es gewohnt, Bilder in diesem Format zu speichern und zu öffnen.
Ein weiterer Grund ist die gute Leistung. JPEG ist zwar ein verlustbehaftetes Format, das Bilddaten komprimiert. Gleichzeitig ermöglicht dies eine deutliche Reduzierung der Dateigröße, während das das Bild je nach Einstellung mehr oder weniger an Qualität verliert.
Natürlich hat JPEG auch seine Nachteile. So kann es bei stark komprimierten Bildern zu sichtbaren Artefakten kommen, was die Bildqualität beeinträchtigen kann. Außerdem ist JPEG nicht für vektorbasierte Bilder geeignet, wie z. B. Logos oder Grafiken, da es keine Skalierbarkeit ohne Qualitätsverlust bietet. Weiterhin verliert das Bild bei jedem weiteren Speichervorgang nochmals an Qualität. Spätestens nach 4 Speichervorgängen oder mehr wird die Bildqualität also spürbar schlechter.
Das Bildformat SVG
Chris Lilley gilt als Erfinder des Scalable Vector Graphics (SVG)-Formats, welches laut W3techs auf über 54% aller Websites eingesetzt wird:
SVGs sind besonders beliebt bei der Darstellung von Logos, da ihre Skalierbarkeit es ermöglicht, dass Logos auf allen Geräten und in allen Größen klar und deutlich dargestellt werden, ohne dass man auf verschiedene Bildgrößen zurückgreifen muss. Darüber hinaus sind SVGs ein beliebtes Format bei Animationen im Internet. Zudem sind SVGs für ihre Kompatibilität bekannt, da sie von den meisten Webbrowsern wie Chrome, Firefox, Safari und Edge unterstützt werden.
WordPress
Laut W3Techs ist WordPress mit einem Marktanteil von 62,9 % das beliebteste Content-Management-System (CMS) der Welt.
Obwohl WordPress auf älteren Technologien wie PHP und MySQL basiert, bleibt es äußerst populär. PHP, eine serverseitige Skriptsprache, existiert seit 1994, während MySQL, eine relationale Datenbank, seit 1995 im Einsatz ist.
Trotz seines fortgeschrittenen Alters erfreut sich WordPress weiterhin großer Beliebtheit. Es zeichnet sich durch Benutzerfreundlichkeit, Flexibilität und ein umfangreiches Angebot an Funktionen und Erweiterungen aus.
WordPress ist ein gutes Beispiel dafür, wie etablierte Technologien weiterhin das Web dominieren. Seine Benutzerfreundlichkeit, Flexibilität und das breite Spektrum an Funktionen haben maßgeblich zu seiner Stellung als das mit Abstand führende CMS beigetragen.
Fazit
Langlebigkeit ist im Web zwar eher selten. Designtrends, Tools und Frameworks kommen und gehen. Aber unter all dem liegt ein Fundament Technologien, die zum Teil schon viele Jahrzente alt sind.
Danke für die tolle Zusammenstellung!
Das einzige, was mir noch dazu einfällt, sind die Browser. Diese Fenster ins WWW haben ja auch eine lange, bewegte Geschichte und Generationen von Webdesignern schwer beschäftigt, gell …