Bezugsfehler.

Bezugsfehler: So vermeiden Sie unfreiwillige Komik

Falsche Bezüge in Sätzen und Texten beeinträchtigen den professionellen Eindruck. Vermeiden Sie solche Fehler – samt der unfreiwilligen Komik, die mit einem falschen Bezug meist einhergeht.

von Gabi Neumayer

Wenn etwas fehlt

  • Offenbar sind wir auch nach 2000 Jahren mit ähnlichen Kommunikationsproblemen konfrontiert wie im alten Rom.

Ich weiß nicht, mit welchen Kommunikationsproblemen Sie sich vor 2000 Jahren herumschlagen mussten … Hier entsteht der falsche Bezug dadurch, dass etwas Notwendiges weggelassen wird. Ein häufiger Fehler, der einfach zu beheben ist: Fügen Sie das Ausgelassene wieder ein:

  • Offenbar sind wir auch nach 2000 Jahren mit ähnlichen Kommunikationsproblemen konfrontiert wie die Menschen im alten Rom.

Absicht oder nicht?

  • Er ging online, um sich einen Computervirus einzufangen.

Solche Konstruktionen wirken immer unfreiwillig komisch. Der Grund: Wir verstehen Nebensätze mit “um zu” grundsätzlich erst einmal so, als ob sie eine Absicht, einen Zweck ausdrücken. Das ist im Beispielsatz aber nicht der Fall , zumindest wenn der Surfer kein Masochist ist. Hier soll vielmehr eine zeitliche Aufeinanderfolge ausgedrückt werden. Verzichten Sie daher auf Konstruktionen mit “um zu”, wenn Sie keine Kausalbeziehung ausdrücken wollen, und schreiben Sie stattdessen zum Beispiel:

  • Er ging online. Kurz darauf hatte er sich einen Computervirus eingefangen.

Wer bekommt was?

  • Die ersten vier Anfragen, die schriftlich bei uns eingehen, erhalten jeweils einen Scanner.

Die Anfragen selbst werden sicher keinen Scanner bekommen, und das Wörtchen “jeweils” ist überflüssig. Gemeint ist:

  • Wer zu den ersten vier gehört, die sich schriftlich bei uns melden, bekommt einen Scanner.
  • Die erste vier LeserInnen, die sich schriftlich bei uns melden, bekommen einen Scanner.

Anruf per Mail?

  • Wenn Sie Fragen zur Installation des Programms haben, rufen Sie uns an. Sie können das auch per E-Mail tun.

Auch hier hat sich ein Bezugsfehler eingeschlichen. Das Wort “das” im zweiten Satz bezieht sich grammatisch auf den kompletten ersten Satz. Die Aussage ist also: “Sie können uns auch per E-Mail anrufen.” Zwei Alternativen:

  • Wenn Sie Fragen zur Installation des Programms haben, rufen Sie uns an. Sie können uns auch mailen.
  • Wenn Sie Fragen zur Installation des Programms haben, rufen Sie uns an. Oder mailen Sie uns.

Gruppe oder Einzelfall?

  • Darkwave ist einer der gewieftesten Hacker, dem man im letzten Jahr auf die Schliche gekommen ist.

Auch hier ein Bezugsfehler: Das Relativpronomen (hier: “dem ”) muss im Plural stehen (also: “denen”). Der Grund: Es bezieht sich nicht etwa auf den Einzelfall (Dietrich Winkel), sondern auf die ganze Gruppe der Hacker, aus der das Beispiel herausgehoben werden soll. Richtig heißt es deshalb:

  • Darkwave ist einer der gewieftesten Hacker, denen man im letzten Jahr auf die Schliche gekommen ist.

Das tückische Partizip

  • Beiliegend sende ich Ihnen unseren neuen Prospekt.

Eine typische Formulierung in Geschäftsbriefen – aber leider falsch. Denn das Partizip “beiliegend” kann sich grammatisch nur auf eins beziehen: das Subjekt des Satzes (“ich”). Wenn Sie also nicht selbst dem Brief beiliegen wollen, schreiben Sie besser so:

  • Unseren neuen Prospekt lege ich diesem Brief bei.
  • Mit diesem Brief schicke ich Ihnen auch unseren neuen Prospekt.

Da dieser Fehler besonders häufig ist, gleich noch ein zweites Beispiel:

  • Mit Platinen gefüllt, überreichte er ihr den Koffer.

Eine eindeutige Formulierung kann man in solchen Fällen dadurch erreichen, dass man einen Relativsatz verwendet, zum Beispiel so:

  • Er überreichte ihr den Koffer, der mit Platinen gefüllt war.

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