CSS3: Das etwas andere Box-Modell mit {box-sizing:border-box}
Das klassische Box-Modell war noch nie besonders intuitiv. In CSS3 wurde mit {box-sizing:border-box}
eine Alternative vorgestellt, die besonders bei flexiblen Layouts fast nur Vorteile hat.
Das klassische Box-Modell {box-sizing: content-box}
Wenn Sie im analogen Alltag die Breite einer Kiste angeben, dann ist damit immer die Entfernung von einem Außenrand zum anderen gemeint, inklusive Innenabstand (padding
) und Rand der Kiste (border
).
Beim klassischen Box-Modell ist das anders. Dort definiert width
nur die Breite des Inhaltsbereichs und Angaben für padding
oder border
werden hinzugefügt. Visuell sieht dieses klassische Box-Modell so aus (nur zur Erinnerung):
Man muss manchmal ein bisschen rechnen oder tricksen bis alles passt. Bei Layouts mit festen Pixelbreiten ist das zwar manchmal etwas nervig, aber durchaus machbar.
Doppelte HTML-Elemente als Notlösung
Wirklich problematisch wird das klassische Box-Modell erst, wenn innerhalb einer Box die Angaben für width
, padding
, border
oder margin
verschiedene Einheiten verwendet werden, denn dann lässt sich die Gesamtbreite dieses Elements nicht mehr zuverlässig bestimmen:
- Eine mit
<aside class="sidebar">
erstellte Layoutspalte soll eine Breite von 20% und einpadding
links und rechts von jeweils 10px bekommen. - Frage: Wie viel Platz muss man für die Sidebar im Layout reservieren?
- Antwort: Keine Ahnung. Das kann man nicht zuverlässig berechnen.
Damit flexible Layouts aber nicht zur reinen Lotterie verkommen, hat man sich beholfen, indem man das HTML-Element verdoppelt und die Box-Modell-Eigenschaften auf die beiden Elemente verteilt:
- Innerhalb von
aside
wird ein zusätzlichesdiv
eingefügt. aside
bekommtwidth:20%
zugewiesen.- Das innere
div
bekommt eventuelle Angaben fürpadding
,border
oder auchmargin
.
Dadurch hat die Sidebar unabhängig vom padding
& Co immer eine Breite von 20% und wird im wahrsten Sinne des Wortes berechenbar.
Diese Dopplung von HTML-Elementen ist heute so selbstverständlich, dass wir fast vergessen haben, dass es ursprünglich mal eine Notlösung war.
Boxen wie im richtigen Leben mit CSS3: {box-sizing: border-box}
Fast unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit haben die Browser so nach und nach ein zweites Box-Modell eingebaut, das etwas anders funktioniert. In diesem Modell sind padding
und border
in der Angabe von width
bereits enthalten. Es heißt border-box
, weil die Breite der Box von border
bis border
gemessen wird. Grafisch dargestellt sieht das so aus:
Im Webdesigner-Alltag ist diese unscheinbare Änderung beim Layouten sehr praktisch. Bei der weiter oben beschriebenen Sidebar spart man damit zum Beispiel das doppelte, innere HTML-Element:
- Zunächst wird
.sidebar { box-sizing:border-box}
definiert. - Dann wird dem Element z. B.
width:20%
und ein beliebigespadding
oderborder
zugewiesen.
Fertig.
Mit der border-box
ist es völlig egal, wie viel padding
oder border
ein Element bekommt, denn diese Werte werden von der Breite abgezogen und nicht hinzugefügt. Was in den meisten Fällen einfach nur praktisch ist. Die Sidebar wird auch ohne Dopplung der HTML-Elemente berechenbar.
Ein mit margin
definierter Außenabstand kommt übrigens immer noch hinzu, aber dass ist bei den Boxen im richtigen Leben auch so.
Die border-box
im Alltag
Wenn man erst einmal so richtig begriffen hat, wie praktisch diese border-box
sein kann, kommt natürlich unweigerlich die Frage nach der Browserunterstützung auf. Und hier ist die Antwort:
Hey hey, sogar IE8 versteht das. Unbelievable. Mozilla benötigt zwar noch einen Prefix, aber wer den IE7 erst einmal draußen vor lassen kann, könnte sein Stylesheet mit folgendem Style beginnen:
* {
-moz-box-sizing: border-box;
box-sizing: border-box;
}
Und genau das empfiehlt Paul Irish in seinem Blog-Artikel vom 1. Februar 2012.
Fazit
Die border-box
ist eine mehr als willkommene Alternative zum klassischen Box-Modell, aber bevor Sie komplett auf die border-box
umsteigen, sollten Sie die weiter unten gelisteten Artikel studieren. Als Basis für flexible Layouts wird die border-box
wahrscheinlich schon ziemlich bald selbstverständlich sein.
Lesenswerte Links zum Artikel
Hier einige lesenswerte Artikel, die gleichzeitig auch ein bisschen den Werdegang von vorsichtigen Versuchen bis zur Empfehlung widerspiegeln:
- Paul Irish, * {border-box} FTW (Februar 2012)
- Roger Johannsson, Controlling width with CSS3 box-sizing (April 2011)
- Chris Coyier, Box-Sizing (September 2010)
- Dirk Jesse, CSS – Alles wird gut? (Dezember 2006)
Und hier noch zwei Referenzen: * W3C, CSS3-ui box-sizing * Mozilla Developer Network, box-sizing
Bildquelle Holzbox: 16 Miles of String via photopin cc
(dpe)
Interessant das box-sizing noch mit Präfix bei Firefox ist. Dachte die wollten die Präfixe loswerden …
Für Kompatibilität mit älteren Android-Browser darf man auch ruhig noch das -webkit-Prefix zusätzlich nutzen 🙂
Klar. Schaden kann das nicht 😉
Ist es nicht phantastisch, dass das ehemals „kaputte Boxmodell“ des IE5 (und IE6 im Quirks-Modus) fröhliche Urständ als „modernes Boxmodell“ feiert? Schade, dass man den IE7 nicht in den Quirks-Modus für dieses Boxmodell schicken kann. Da hilft dann nur ein extra CSS oder JavaScript. Aber glücklicherweise wird der Browser immer unbedeutender.
Mal schauen, was als Nächstes vom alten IE rübergerettet wird. Einige CSS3-Eigenschaften sind ja verbesserte Entsprechungen von IE-Filtern. Auch die neuen CSS-Filter gab es ja schonmal im IE 🙂
Im allerersten „Little Boxes“ trug der Abschnitt über das „kaputte Box-Modell“ den Titel „Das etwas andere Box-Modell des IE5“. Also genau wie der Artikel hier. Diese kleine Ironie konnte ich mir nicht verkneifen 😉
Es ist schon etwas anders. Es wäre einmal eine gute Idee, einfach eine Berechnungsmöglichkeit anzubieten. Sodass man also beispielsweise angeben kann: „width: (20px + 30%)“ beispielsweise.
box-sizing:border-box ist beispielsweise bei Grafiken mit Border und padding nicht sinnvoll anwendbar, weil man dann die Größenangabe innerhalb img inklusive padding und border machen muss. Wenn also ein Bild umrandet dargestellt werden soll mit padding und border und das insgesamt 5px ausmacht muss man die Bildgröße um jeweils 10px größer angeben. Bei Browsern, die den Befehl nicht verstehen, wird das Bild vergrößert dargestellt und wenn man global über CSS padding und/oder ändert muss man dann bei jedem Bild entsprechend die Bildgröße ändern.
Also einfach eine Berechnungsmöglichkeit bei Größenangaben dazunehmen, das ist weitaus flexibler als solche gedankenlosen Basteleien. Dann schaut das beispielsweise so aus: width: (300px – padding – border). Ich verstehe nicht, was daran so schwierig sein kann.
Jeder nur mittelmäßig begabte Grafiker hätte eine Festlegung eines in sich logischen und flexiblen CSS innerhalb einer Woche komplett fertig. Es ist haarsträubend, welchen Unfug hier offenbar dumme Wichtigtuer in jahrelangen Sitzungen da als Standard produzieren.
Ich will ja hier keine Kommentar-Leichen schänden, aber das mit der Berechnung geht oft unter!
Man KANN mit CSS rechnen. Nutze ich mittlerweile ständig:
#div { width: calc(100% – 200px) } oder bei einer ul, die fünf lis mit padding enthält: ul { height: calc(5*(10px /* höhe */ + 20px /* padding */) }
Falls hier noch jemand drüberstolpert 🙂
Wie immer gut verständlich und zum Schmunzeln anregend geschrieben. Sehr interessant, diese Entwicklung des Boxmodells. In etlichen Jahren wird man wohl nur noch müde lächelnd auf die „schrecklichen“ Zeiten der Browseroldies zurückblicken.
DANKE für den Artikel. 🙂
Sehr interessanter Beitrag! Es gab schon einige Fälle in denen ich mehrmals die Werte „width“ und „padding“ anpassen musste. Das blöde hierbei war immer das Berechnen neuer Werte. Mit dieser Lösung wird das ganze etwas dynamischer. Ich stimme aber zu, dass das Konstrukt bei Bildern nicht sehr hilfreich ist, sondern vorwiegend bei Text-Elementen.
Bei den Bildern sehe ich auf Anhieb zwei einfache Möglichkeiten:
1. CSS3 box-shadow statt Rahmenlinien per border
2. img { box-sizing: content-box; }
Damit ist dann alles wieder im Lot 😉
Workarounds findet man immer. Wenn man aber Schatten tatsächlich braucht, dann ist das nicht sinnvoll anwendbar.
Das einzige Problem was ich bei dem Vorschlag von Paul Irish sehe, ist das Skripte wie Mediabox nicht mehr reibungslos funktionieren. Das Javascript muss das neue Boxmodel unterstützen – besser gesagt darf es keine eigenen Berechungen für Padding und Border anstellen.
Solange werde ich persönlich den Sternselektor mit dem neuen Boxmodell nicht verwenden. Das hat mich mal 2 Stunden debugging gekostet …
Für die Probleme in Drittmodulen könnte ein kleiner Trick helfen, den Chris Coyier beschreibt:
html { box-sizing: border-box; }
*, *:before, *:after { box-sizing: inherit; }
Wenn für ein Drittmodul die Content-Box definiert wurde, wird das so an alle Elemente innerhalb des Moduls vererbt.
(https://css-tricks.com/inheriting-box-sizing-probably-slightly-better-best-practice/)
Womit wir wieder by Microsoft’s ursprünglichem Box-Model wären …
Und schon bin ich wieder ein Stück schlauer. Danke 😉