von Gabi Neumayer
Neben Komma und Punkt gibt es noch viele andere nützliche Satzzeichen. Manches davon wird nur selten, anderes sogar falsch eingesetzt. Wie Sie sie richtig und zugleich clever machen…
Der Einsatz von Doppelpunkt, Ausrufezeichen & Co kann in Ihrem Texten einiges bewirken:
- übersichtlichere Struktur
- Aufbau von Spannung, Hinleiten zu einem textlichen Höhepunkt
- optische Unterstützung der inhaltlichen Gewichtung
- direkterer Kontakt zum Gegenüber
Das Fragezeichen
Fragen bringen Abwechslung in das Einerlei der Aussagesätze. Schon allein dadurch wecken sie Aufmerksamkeit. Darüber hinaus sprechen Sie mit einer Frage den Empfänger Ihres Textes direkt an. Dadurch kann man auch einer Aufforderung oder Bitte größeren Nachdruck verleihen. Zwei Beispiele:
- Bewerbung, Anfrage: Rufen Sie mich an?
- Reklamation: Können Sie mir schnell helfen?
Für Fragezeichen gilt aber dasselbe wie für Ausrufezeichen: Sie wirken nur, wenn man sie sparsam verwendet.
Das Ausrufezeichen
Es kann eine Textstelle stark betonen – wer aber zu viele Ausrufezeichen in einem Text verwendet, lässt ihn schnell aufdringlich wirken. Und wenn Inhalt oder Sprache eines Textes nicht überzeugt, nützt auch kein Ausrufezeichen mehr …
Der Doppelpunkt
Von der Verwendung des Doppelpunktes sind früher viele durch die komplizierte Rechtschreibregelung abgehalten worden. Seit der Reform ist das jedoch kein Problem mehr: Auch bei vollständigen Sätzen nach einem Doppelpunkt kann man nun frei zwischen Groß- und Kleinschreibung wählen.
Ein Doppelpunkt lenkt wie ein Trommelwirbel die Aufmerksamkeit auf das, was nach ihm kommt. Wenn Sie also in einem Satz auf eine Pointe oder eine Überraschung hinsteuern, kann ein Doppelpunkt Ihnen helfen, diese Satzstruktur zur unterstützen (genauso wie der Gedankenstrich).
- Sie haben den Hauptpreis gewonnen: einen fabrikneuen Drucker!
Mit einem Doppelpunkt können Sie auch eine Zusammenfassung oder Schlussfolgerung ankündigen:
- Sie haben uns die Zeitschrift XY weder am 12. noch am 19. oder am 26. November geliefert, obwohl wir uns deshalb mehrmals telefonisch an Sie gewandt haben. Jetzt haben wir genug: Wir kündigen das Abonnement.
Schließlich kann der Doppelpunkt die Gliederung komplexer Sätze sichtbar machen:
- Wie man programmiert, mit seinen Teamkollegen zusammenarbeitet, sich präsentiert und seine Interessen vertritt: All das habe ich von Herrn Subel gelernt.
Der Gedankenstrich
Ebenso wie der Doppelpunkt kann der Gedankenstrich die Spannung in einem Satz erhöhen und auf eine Überraschung hinführen:
- Wir könnten Ihnen den erfassten Text morgen wie abgesprochen liefern — wenn nicht gestern Nacht unser Computersystem abgestürzt wäre.
Mehr noch als der Doppelpunkt eignet er sich aber für die übersichtliche Gliederung von Sätzen, denn er kann ja – wie die runden Klammern auch – im Paar auftreten und damit Einschübe gut hervorheben:
- Wir hatten an alles gedacht — die Präsentationsunterlagen, den Beamer, den Laptop und das Flipchart –, aber die Getränke für die Teilnehmer hatten wir vergessen.
Achtung: Das Komma steht immer nach dem Gedankenstrich, nie davor! Und man setzt immer dann ein Komma, wenn es auch ohne den Einschub stehen müsste (wie im Beispiel oben). Frage- und Ausrufezeichen, die zum Einschub gehören, stehen hingegen vor dem zweiten Gedankenstrich:
- Ich habe – das müssen Sie sich mal vorstellen! – gestern mit Bill Gates telefoniert.
Klammern
Da die runden Klammern immer zu zweit auftreten, sind sie wie geschaffen für erklärende Zusätze und Einschübe. Mehr noch als Gedankenstriche vermitteln sie den Eindruck, dass das, was sie umschließen, eher am Rande interessant oder ein Nebengedanke ist.
Eine Frage der Gewichtung ist es, ob man einen Satz in Klammern in einen anderen einbindet oder ihn ganz absetzt. Achtung bei der Zeichensetzung: Einmal steht der abschließende Punkt vor, einmal nach der letzten Klammer:
- Bitte geben Sie mir wegen des Termins Bescheid (die Teilnehmerliste lege ich bei).
- Bitte geben Sie mir wegen des Termins Bescheid. (Die Teilnehmerliste lege ich bei.)
Das Semikolon
Viele scheuen sich, das Semikolon zu verwenden, weil seine Funktion nur vage umschrieben werden kann: Es trennt mehr als ein Komma, aber weniger als ein Punkt.
Das bedeutet aber auch, dass Sie große stilistische Freiheiten beim Einsatz des Semikolons haben! Sie können mit seiner Hilfe Ihre Gewichtung einzelner Textteile auch in Nuancen sichtbar machen.
In manchen Kontexten kommen Sie ohne Semikolon überhaupt nicht aus, und zwar immer dann, wenn Sie mehr als zwei Strukturierungsebenen in einem Satz haben. Das kommt besonders häufig bei in sich noch einmal untergliederten Aufzählungen:
- Ich sammle alles Mögliche: alte Computer; Software zu den Themen Management und Office; Druckvorlagen, vor allem für Geschäftsbriefe.
Die richtige Balance
Sie werden sich mit Hilfe dieser Zeichen freier, strukturierter und nuancierter in Ihren Texten bewegen können. Aber Vorsicht: Jedes dieser Zeichen verliert schnell an Wirkung, wenn zu häufig verwendet wird oder wenn es als Notnagel für verschachtelte Satzstrukturen verwendet wird, die Sie von vornherein vermeiden sollten. Oft sind dann eben doch Punkt und Komma die bessere Wahl, die unauffällig ihre Arbeit tun.
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