Gewohnheiten haben einen schlechten Ruf. Oft zu Unrecht. Schließlich können wir durch sie schneller und effizienter handeln. Sie schenken uns Sicherheit und Halt. Und viele von ihnen tun uns einfach nur gut. Der Knackpunkt sind da eher unsere schlechten Angewohnheiten. Die folgenden Schritte zeigen Ihnen, wie Sie von kleinen Lastern zu produktiven Routinen kommen.
Überall Gewohnheiten
Gewohnheiten sind überall, sie begleiten uns den lieben, langen Tag. Wie unser Frühstück aussieht, wie wir zur Arbeit fahren, ob wir morgens zuerst unsere E-Mails abarbeiten oder uns von Kollegen auf den neuesten Stand bringen lassen – bei vielen Dingen gehen wir immer auf die gleiche Art vor.
Vorteile von Gewohnheiten
Und das hat durchaus seine Vorteile. Zum einen sind Gewohnheiten schlichtweg eine Arbeitserleichterung für unser Gehirn. Sie sorgen dafür, dass wir nicht immer über alles, was wir tun, bewusst nachdenken müssen. Das würde nur Zeit und Energie kosten. Mit Gewohnheiten können Sie schneller und effizienter handeln.
Gewohnheiten lassen die Dinge aber auch zur Routine werden. Wir müssen uns nicht immer wieder neu für etwas entscheiden und uns dabei womöglich mit Hausfreunden wie dem inneren Schweinehund auseinandersetzen. Sie tun die Dinge einfach. Dafür sind sie ja Gewohnheit.
Und Gewohnheiten schenken uns Sicherheit und Halt. Wir müssen uns nicht mühsam vorantasten, sondern können das tun, was wir immer tun. Die Angst und Unsicherheit, die oft jeden neuen Schritt begleitet und extra überwunden werden muss, wird durch Gewohnheiten ausgebremst. Erst das macht Sie im Grunde lebensfähig. Niemand kann immer nur auf der Hut sein und Neues ausprobieren.
Schlechte Gewohnheiten loswerden
Aber Gewohnheit ist nicht gleich Gewohnheit, und viele davon arbeiten eher gegen als für uns: Die Zigarette zwischendurch, das Schlemmermahl „wider Willen”, falsche Arbeitsroutinen oder unglückliche zwischenmenschliche Angewohnheiten.
Das beste wäre, schlechte Angewohnheiten loswerden und sich dafür ein paar gute zulegen zu können. Gewohnheiten, die uns nützen, statt schaden. Gewohnheiten, bei denen wir in der Tat von ihren Automatismen profitieren und produktiver arbeiten, uns „von selbst” gesünder ernähren oder mit unseren Kollegen besser auskommen. Suchen Sie sich etwas aus.
Nur, schlechte Gewohnheiten einfach, praktisch auf Kommando loswerden zu wollen, funktioniert nicht. Sie sind ein Teil unserer Verhaltensmuster und können nur durch neue, bessere überschrieben werden.
Die folgenden Schritte zeigen Ihnen, wie Sie vom kleinen Laster zur guten Gewohnheit kommen.
Schritt 1: Nicht warten, handeln
Warten Sie nicht, bis die Folgen schlechter Gewohnheiten Sie zum Handeln zwingen. Werden Sie von selbst aktiv. Dadurch schlagen Sie zwei Fliegen mit einer Klappe. Sie können in Ruhe an Ihrer Verhaltensweise arbeiten, ohne in Zeitdruck zu geraten oder bereits aufgetretene Nachteile oder Schäden bekämpfen zu müssen. Und es ist auch immer leichter, etwas verändern zu wollen, als zu müssen. Ihre Motivation ist einfach höher.
Schritt 2: Gute Gewohnheiten bewusst genießen
„Wollen, nicht müssen” – auch hier gilt das Zauberwort „positiver Motivator”. Sie werden sich neue, produktive Gewohnheiten leichter angewöhnen, wenn Sie die schon vorhandenen besser wertzuschätzen wissen. Genießen Sie beispielsweise das gute Gefühl, wenn Sie dank der einen oder anderen Routine Ihren inneren Schweinehund besser im Griff haben. Kosten Sie diesen kleinen Sieg über sich selbst so richtig aus. Das Glücksgefühl, das Ihnen „gute Gewohnheiten” geben, wird Sie motivieren, nach weiteren Ausschau zu halten.
Schritt 3: Schlechte Gewohnheiten herausfinden
Gewohnheiten haben es an sich, im Untergrund, also möglichst unbewusst abzulaufen. Dafür sind sie ja da. Sie wollen unser Gehirn von der bewussten Denkarbeit entlasten, so dass wir effizienter und schneller handeln können. So können wir sie aber weder hinterfragen und notfalls rauswerfen, noch sie wertschätzen und nach „mehr vom selben” Ausschau halten.
Machen Sie sich deshalb Ihre Gewohnheiten bewusst. Nehmen Sie Ihren Alltag unter die Lupe und schreiben Sie alle Routinen auf, über die Sie stolpern. Schalten Sie beispielsweise jeden Morgen als erstes das Radio ein, wenn Sie in die Küche kommen? Studieren Sie in der Frühstückspause die aktuellen Umsatzzahlen? Grasen Sie zehn Blogs ab, bevor Sie sich an die Arbeit machen?
Was auch immer, halten Sie es fest. Nur dann können Sie im nächsten Schritt überlegen, welche Angewohnheiten Ihnen gut tun, welche Sie also bewahren und verstärken wollen und welche Sie nur Zeit und Kraft kosten, deshalb dringend rauszuwerfen oder zu verändern sind.
Schritt 4: Schlechte Gewohnheiten verstehen
Noch einmal: Man kann schlechte Gewohnheiten nicht einfach abstellen. Man kann sie nur durch bessere ersetzen. Fragen Sie sich deshalb jetzt noch, warum Sie eigentlich so an Ihrer schlechten Gewohnheit hängen, welche Vorteile Sie von ihr haben.
Ein Beispiel wäre, dass Sie jedes Mal, wenn Sie angerufen werden, sich zunächst eine Zigarette anstecken müssen und erst dann in Ruhe das Gespräch führen können. Ein Grund dafür könnte sein, dass Sie die kleine Atempause brauchen, um sich mental auf das Telefonat einzustellen. Oder vielleicht gibt Ihnen die Zigarette auch ein Gefühl von Sicherheit oder stärkt Ihr Selbstbewusstsein.
Finden Sie den Nutzen, den Ihre schlechte Angewohnheit für Sie hat. Trennen Sie beides. Dann können Sie auch nach einer weniger schädlichen Alternative suchen, die Ihnen den gleichen Vorteil verschafft.
Schritt 5: Schlechte Gewohnheiten durch gute ersetzen
Also, wie steht es mit Ihnen? Wollen Sie Ihre schlechte Angewohnheit „ich kann nicht ohne meine Zigarette telefonieren” ablegen und haben Sie Erklärungen gefunden, warum Sie eigentlich zu einer Zigarette greifen müssen, um telefonieren zu können?
Gut, dann ist es Zeit für den nächsten Schritt: Suchen Sie gezielt nach Alternativen, nach „guten Gewohnheiten”, die Ihnen die schlechten ersetzen helfen.
Bei unserem Telefon-Beispiel könnten Sie etwa ein Glas Wasser statt einer Zigarette holen, um eine kleine Atempause zu gewinnen. Oder Sie könnten sich einen Spiegel ans Telefon stellen, in dem Sie sich dann bei jedem Telefonat anlächeln oder das Victory-Zeichen machen, um mit schwierigen Gesprächen besser fertigzuwerden.
Schritt 6: Neue Gewohnheiten mit Auslösern verknüpfen
Ein Haken bei diesen selbst gewählten Alternativen ist es, dass sie einige Zeit brauchen, bis sie uns in Fleisch und Blut übergehen und zu einer Gewohnheit werden. Während dieser Zeit sind sie anfällig dafür, im Alltagsgeschehen unterzugehen.
Um dieser Gefahr vorzubeugen, könnten Sie die auserwählte Gewohnheit zum Beispiel mit einem „Auslöser” verknüpfen. Also mit Gewohnheiten oder Handlungen, die schon automatisch ablaufen und nicht so schnell verlorenzugehen drohen.
Also: Stellen Sie die Todo-Liste für den nächsten Tag auf, während Sie wie gewohnt alle Programme schließen, die Festplatte putzen und Ihren Rechner runterfahren. Oder: Räumen Sie Ihren Rechner auf, nachdem Sie wie üblich Ihre abendliche Runde Moorhuhn gespielt haben.
(Oder auch andersherum: Belohnen Sie sich mit der üblichen fröhlichen Jagd nur dann, wenn Sie zuvor den Datenmüll des Tages beseitigt haben. Das wirkt gleich doppelt – durch die Verknüpfung und durch die in Aussicht stehende Belohnung.)
Schritt 7: Mit Stolpersteinen rechnen und einen Plan B machen
Wie heißt es so schön: Erstens kommt es anders, als man zweitens denkt. So auch mit Sicherheit bei Ihrem Versuch, sich gute Gewohnheiten zuzulegen. Beugen Sie dem vor.
Überlegen Sie beispielsweise, welche Hindernisse Ihnen ganz konkret über den Weg laufen könnten. Und zwar sowohl innere wie äußere Widerstände. Was könnten Sie tun, um diesen Widerständen zu begegnen?
Beispiel: Ihr voller Arbeitstag verhindert die abendliche Runde Moorhuhn und damit auch die Putztour für Ihren Rechner. Eine Lösung könnte dann sein, das Aufräumprogramm mit einer zweiten Gewohnheit zu verknüpfen, die Sie mit einer höheren Wahrscheinlichkeit ausführen werden. Also etwa mit der bloßen Tatsache, Ihren Rechner samt Komponenten allabendlich herunterzufahren und vom (Strom-) Netz zu nehmen.
Oder machen Sie einen Plan B. Was wollen Sie tun, wenn Sie Ihre neue Gewohnheit im Eifer des Gefechts mal vergessen haben? Können Sie das Ganze nachholen oder ausgleichen? Also Ihren Datenmüll ausnahmsweise beim morgendlichen Hochfahren des Rechners über Bord werfen oder auch bei einem wöchentlichen Großreinemachen.
Schritt 8: Immer wieder üben
Sie wissen ja, Übung macht den Meister. Seien Sie also nicht so streng mit sich, wenn die neue Gewohnheit nicht gleich auf Anhieb sitzt. Es braucht einfach Zeit, ein neues Muster zu verankern. 30 bis 60 Tage „Einüb-Zeit” sind völlig normal.
Und versuchen Sie auch nicht, sämtlichen schlechten Angewohnheiten auf einmal den Krieg zu erklären. Das geht nicht gut. Sich Stück für Stück voranzutasten, wie beim Adventskalender die Kläppchen zu öffnen, dürfte Sie erfolgreicher ans Ziel führen. Guten Appetit. ™