Wie sieht so ein Leben als Blogger eigentlich aus? Arbeiten Blogger oder was machen die den ganzen Tag?
Zuerst einmal gibt es Blogger von bis – also Leute, die gelegentlich mal was schreiben und es in ihrem Blog rausbringen. Das sind genauso Blogger wie diejenigen, die das in Vollzeit machen, also als Beruf und die davon leben. Das Geld kommt oft indirekt, fürs Bloggen wird selten einer direkt bezahlt.
Also verlegt man sich auf Dienstleistungen, lässt sich von Firmen bezahlen, macht Werbung, bringt eigene Produkte unter die Leute …
Aber welche Konsequenzen hat das für den Tagesablauf?
Ist es wirklich Arbeit?
Die Arbeit als Blogger
Profiblogger nennt sich niemand gern. Selbst wer es zur bloggerischen Selbständigkeit gebracht hat, der ist zuerst mal immer noch Mensch. Franzi drückt es so aus: “Vollzeit Blogger? Ja, aber nicht Vollzeit gesponsert.”
Dazwischen gibt es alle möglichen Formen. Ich selbst bin kein Vollzeitblogger, sondern mache das nur als Hobby, hatte im letzten Jahr zwar quasi eine Vollzeitstelle hier bei Conterest. Habe allerdings keinen Cent damit verdient. Wollte ich auch nicht. Also Profi würde ich mich aber trotzdem bezeichnen. Weil ich mit Leidenschaft und Sorgfalt blogge (aber nicht fehlerlos), Ansprüche an mich selbst stelle und mir Qualität wichtig ist. Ich weiß, wovon ich rede.
Wer sich auf dem Weg zum Profitum begibt, merkt schnell, es ist immer mehr zu tun. Denn im Grunde ist der Vollzeitblogger ein Unternehmer. Das hat Vor- und ein paar Nachteile. Zu Letzterem gehört die steigende Arbeitsbelastung. Auch wirtschaftlicher Druck muss ausgehalten werden.
Nicht nur in der Anfangszeit, bei manchem sind Geldprobleme chronisch. Die Sache mit der Bloggerei als Lebensunterhalt sollte man also gut überlegt haben. Oder mach es wie Reisebloggerin Inka, die schreibt: “Mein Blog, meine Spielwiese. Professionell. Mit Leidenschaft. Nicht für den Lebensunterhalt. Kaum Geld. Mit unregelmäßiger Reise-Unterstützung. Wie genial ist das denn.”
Immer unter Dampf
Reiseblogger sind unterwegs, Foodblogger stehen in der Küche, Buchblogger lesen ununterbrochen und träumen dann alles noch mal; Fitnessblogger trainieren, Modeblogger brezeln sich auf und modeln, Momblogger erziehen Kinder … All das nimmt jeweils Stunden über Stunden in Anspruch. Siehe auch: 28 kreative Ideen, die dich beschwingt in den Arbeitstag starten lassen
Und das ist nicht alles. Hier ist eine Liste von Dingen, um die sich Vollzeitblogger meist auch noch kümmern müssen:
- Ideen finden und Themen planen
- Recherchen
- Social Media Kanäle bestücken
- Kommunikation in Social Media Kanälen
- Fotografieren und oder Videos drehen
- Grafiken und Fotos bearbeiten
- Texte Schreiben
- Beiträge redigieren
- Das Blog pflegen, Technik, Updates, Backups, Plugins …
- Am Blogdesign herumschrauben
- Suchmaschinenoptimierung
- Buchführung und Steuern
- Reisen zu Kunden, Messen, Events und das vorher organisieren
- Treffen und Austausch mit Kollegen
- Kommentare beantworten
- Kundenaquise
- Produkte ausprobieren, Sachen testen
- Mit verschiedener Soft- und Hardware umgehen
- Statistiken auswerten und Schlüsse daraus ziehen
- E-Mails von Lesern beantworten
- Konkurrenz beobachten
- Eigene Produkte entwickeln und vermarkten
- Newsletter schreiben
- Lesen, um auf dem Laufenden zu bleiben
- Büroarbeit, Konto führen, Rechnungen schreiben …
- Mit Agenturen und Presse telefonieren
Wo ist da jetzt noch Platz für Freizeit? Genau, da ist keiner. Der kommt erst wieder, wenn man sich etabliert hat und möglicherweise die eine oder andere Sache an jemand anders abgeben kann. Alles eine Frage der Kosten. Wer gut im Geschäft ist, braucht keine Akquise mehr, hat vielleicht eine Agentur und muss sich auch nicht um mehr Traffic kümmern.
Kann schon sei, dass ein Vollzeitblogger mit 20, 50 oder gar 100 E-Mails pro Tag zugeschüttet wird – und zwar täglich aufs Neue. Überhaupt wird Kommunikation großgeschrieben, verschiedene Social Media Kanäle fordern ständig Tribut. Das kostet Zeit. Den Luxus einer Pause kann man sich da kaum leisten. Es gilt am Ball zu bleiben.
Arbeiten im Homeoffice
Wie gehen die Blogger damit nun um? Sie machen Pläne und strukturieren ihr Leben. Kein Arbeitgeber gibt ihnen Zeiten und Tätigkeiten vor, wer bloggt, regelt das selbst. Du bist selbst der Boss. Es gibt keinerlei Dresscode und die Zeit teilst du dir selbst ein.
Die Arbeit von Zuhause ist für die meisten Blogger die Regel. Allenfalls temporär in Frage kämen Coworking Spaces oder Starbucks Filialen. Sich aufs Sofa zu flegeln, das genügt engagierten Ansprüchen nicht mehr. Die Zeit wird großteils vor dem Rechner verbracht. Auf Reisen zu bloggen heißt oft, auf der Suche nach einem funktionierenden stabilen WLAN zu sein und auf seine Sachen aufzupassen.
Tamina schreibt: “Ich habe mir ein kleines Büro eingerichtet, da es doch einfacher ist, sich am Schreibtisch zu konzentrieren, anstatt auf der Couch vor dem Fernseher. Ich mache mir dann immer eine kleine Liste von Dingen, die ich an dem Tag schaffen möchte.”
- Bloglaner
- Redaktionsplan
- Bulletjournal
- Checklisten
- Notizbuch, Kladde
Bei Modebloggerin Jessy läuft es so: “Als Erstes, arbeite ich die Aufgaben, die am längsten dauern ab. Welches den Vorteil hat, dass ich schon früh am Tag das Gefühl habe, den größten Berg an Arbeit geschafft zu haben. In dieser Zeit erstelle ich Konzepte für Kunden, bereite Blogbeiträge vor, bearbeite Fotos und update meinen Blog.”
Die Selbständigkeit ist auch nicht immer spannend. Oft ist es nur Routine. Autor und IT-Blogger Franz Neumeier beschreibt es bei Strato so: “An normalen Arbeitstagen herrscht dagegen ganz gewöhnliche Büro-Routine, auch wenn jeder Tag ein wenig anders ist: Recherchieren und Schreiben, Aktualisieren älterer Beiträge, Twittern und Facebooken, Buchführung machen und Rechnungen schreiben, Entwickeln neuer Ideen, zwischendrin immer wieder ein wenig Suchmaschinen- und Website-Optimierung.”
Andere machen es genau umgekehrt und legen mit einer Kleinigkeit los. So hat man gleich etwas auf der Habenseite. Auch (Schreib)routinen und Techniken wie sie im Netz an vielen Stellen und in Büchern angeboten werden können helfen. Vielleicht braucht es einen Kurs, damit du in die Spur kommst.
Planung und Organisation der Arbeit im Homeoffice ist darum ein großes Thema unter Bloggern. Bei Britta sieht das so aus: “Wer sich vornimmt regelmäßig zu bloggen muss früher oder später seinen ganz eigenen Schlachtplan entwickeln. Bei manchen sind das Berge aus Post it’s, bei anderen ein sorgfältig geführter Google Kalender oder vielleicht sogar ein integriertes Plugin im Blog mit dem sich die Beiträge optisch übersichtlicher planen und terminieren lassen. Ich für meinen Teil brauche im Blogalltag auch weiterhin Stift und Papier, denn ist der PC aus würde ich eh nur alles vergessen einzutragen.”
Je mehr man sich festlegt und desto genauer und länger im Voraus man plant, desto mehr wird Bloggen zur Arbeit. Der Spaß geht dann irgendwann flöten. Dann hast du einen Job. Das muss aber so nicht laufen, wenn du dir darüber im Vorhinein klar bist.
Der Blog ruft
Ein vollumfänglicher Blogjob ist keine 9 to 5 Angelegenheit – mit so wenig Stunden kommst du nicht aus. Die Trennung zwischen Arbeit und Freizeit ist oftmals aufgehoben, wegen des Homeoffices und natürlich wegen des Internets – beides ist ständig in Reichweite. Das wirkt sich auch auf die Wochenenden aus. Als Blogger stehst du immer unter Strom, bist immer online – und sei es in Gedanken.
Sarah sagt: “Die Arbeit ist immer und überall da, wo der eigene Laptop, ein Schreibtisch/Bett/Tisch/Couch auch ist.”
Food- & Lifestylebloggerin Angie braucht 42 Stunden in der Woche für das Bloggen. Aber damit ist es nicht getan: “Da sind keine Meetings rund um den Blog mit eingerechnet, keine Events, keine Telefonate, kein Networken auf fremden Blogs. Es ist nicht bedacht, dass ich neben den 42 Stunden auch so ständig auf Achse bin um das beste aus meinem Blog herauszuholen, immer aufmerksam auf der Suche nach neuen schönen Orten zum Fotografieren, zum Essengehen, Inspiration für Rezepte heraussuchen, mit anderen Bloggern connecten.”
Sara beschreibt es so: “Als Vollzeit Bloggerin habe ich grundsätzlich eine 7-Tage Woche und arbeite rund um die Uhr. Da man wirklich dauernd, vor allem auf den sozialen Netzwerken, präsent sein muss, ist es wirklich schwer Abends abzuschalten. Grundsätzlich arbeite ich in meinem Home Office, bin aber auch oft auswärtig für Termine, Shootings oder Videoproduktionen unterwegs.”
Katys Zeitplan für einen Blogpost sieht so aus:
Themenfindung | 15 Min |
Vorbereitung | 45 Min |
Fotografieren | 30 Min |
Fotos aussortiern | 60 Min |
Fotos bearbeiten | 60 Min |
Beitrag schreiben | 90 Min |
Social Media | 60 Min |
Kommentare beantworten | 60 Min |
Im Schnitt gehen bei ihr also 7 Stunden pro Beitrag drauf. Und das ist, wie wir oben gesehen haben, längst nicht alles.
Auf der anderen Seite kannst du aber auch jederzeit aus dem Rhythmus ausscheren und dir Zeit für etwas oder jemanden nehmen – zum Shoppen, Leute treffen, Klavierspielen, Spazierengehen, Telefonieren, Bücherlesen … was immer du willst. Nur zu lange darf es nicht dauern. Denn dein Blog ruft dich. Immer.
Reiseblogger Patrick sieht es entspannter: “Einen festen Rhythmus gibt es bislang nicht. Mal arbeite ich einen halben Tag und nehme mir den Rest des Tages frei für einen Ausflug. Mal arbeite ich zwei Tage am Stück ohne nennenswerte Erkundungen, und Mal arbeite ich zwei Tage gar nicht. Ich richte mich dabei nach meinem Gefühl und meinem Reiseplan.”
Wenn die Fashionbloggerin Franziska bloggt: “Nach Feierabend ist für mich als Bloggerin die beste Zeit, um online aktiv zu sein. Ich poste meine Beiträge, die ich den Tag über vorbereitet habe, promote meine Kanäle und antworte auf eure Nachrichten”, fragt man sich unwillkürlich, wenn das der Feierabend ist, wie sieht dann erst der Arbeitstag aus?
Auch Nina hat ihren Blogalltag straff organisiert: So sieht mein Alltag als Vollzeit-Bloggerin aus. Svenja beschreibt eine komplette Woche von Montag bis Freitag: Kannst Du mir nicht mal erzählen, wie so ein Bloggerleben wirklich aussieht?
Regelmäßigkeit ist dem Coach Roman Kmenta wichtig: “Auch wenn ich beim Schreiben keine fixe Zeit habe, veröffentlicht wird mein neuer Blogbeitrag immer am Dienstag. Das ist sehr wichtig für mich. Ohne diesen fixen Termin würde ich es nicht schaffen, regelmäßig einmal pro Woche zu bloggen. Ein Mittwoch oder Donnerstag wäre aus meiner Sicht aber genauso OK. Hauptsache fix und regelmäßig.”
Auch der Weg zurück kommt vor. Trixie wagte den Sprung in die bloggerische Selbständigkeit, um sie dann wieder aufzugeben – für einen Bürojob. Trixie schreibt dazu: “Mir wurde nur klar, dass ich nicht dazu gemacht bin meinen Blog Vollzeit zu betreiben. Das ist eine Erkenntnis und eine Erfahrung über die ich sehr dankbar bin.”
Auch interessant ist dieser Bericht des ZDF über eine Restaurant-Bloggerin. Leider lässt sich das Video nicht einbetten und hat sogar ein Verfallsdatum. Nach einem Jahr wird es gelöscht oder versinkt auf Nimmerwiedersehen im Archiv. Finanziert von unserem Geld.
Werkstattbericht 🔧
Im Beitragsbild oben verwende ich den Google Font Voltaire. Das Public Domain Foto fand ich bei Pixabay. Die Arbeitszeit von der Idee, über Recherche bis zur Fertigstellung betrug 4:09h.
Eine Antwort
Wow, sehr guter und ausführlicher Artikel über Bloggen. Ist für mich manchmal auch sehr anstrengend. Aber ich habe hier einige wirklich gute Tipps bekommen, wie ich besser werden kann. Danke.