Hier haben wir ein nahezu lupenreines Einkommen der passiven Art vor uns. Ein Traum also? Nun ja, es könnte einer sein, wenn man die Hürden erst einmal überwunden hat, gewisse Voraussetzungen erfüllt, einen ordentlichen Output hat und lange Zeit als Blogger aktiv bleibt.
Du verdienst Geld, solange deine Artikel gelesen werden. Allerdings ist das an Erfolgszahlen gebunden, die es zu erfüllen gilt. Das betrifft sowohl die Abrufe als auch die jeweilige Artikellänge.
Du brauchst eine Mindestlänge von 1.800 Zeichen pro Post. Das sollte ein solider Blogartikel locker schaffen. Wenn du aber auf Kurzbeiträge oder Fotos setzt, wird es knapp. Es gibt Ausnahmeregelungen zum Beispiel für Lyriker. Interessanter für unser Zwecke ist der Traffic, den man zustande bringen muss. Nämlich mindestens 1.500 Abrufe in einem Jahr, das sind rund vier pro Tag – und pro Beitrag versteht sich. Das schaffen nicht alle Beiträge.
Nur was gut verlinkt wurde, bei Google hoch in der Gunst steht oder eben in den Tagen des Erscheinens lautstark durch die Social Media Kanäle georgelt wurde, erfüllt diese Voraussetzung. Für extralange Posts ab 10.000 reicht auch die Hälfte des Traffics. Besser ergeht es legendären Blogs mit starkem Grundumsatz und einem hohen Prozentsatz von Evergreen Content.
Diese Beiträge werfen jedes Jahr etwas ab, das kann sich zu soliden Beträgen aufsummieren. Aber dahin muss man erst einmal kommen. Es spricht auf der anderen Seiten aber nichts dagegen, eine Tätigkeit wie diese jahrzehntelang auszuüben.
Die Verwertungsgesellschaft Wort ist das, was die GEMA für den musikalischen Bereich ist. Sie sammelt Tantiemen, die aus der sogenannten Geräteabgabe stammen. Es geht um Kopien von Texten, die mit Fotokopierern, Druckern oder Smartphones erstellt werden. Deren Hersteller müssen dafür eine Pauschale entrichten. Denn für die Kopien stehen den Urhebern der Texte, also den Autoren, Vergütungen zu.
Das hört sich nicht nach einer Geldflut an, doch kommen im Jahr dreistellige Millionenbeträge zusammen. Denn Abgaben leisten auch Bibliotheken, Lesezirkel, Pressespiegel, Schulen, Museen, Krankenhäuser und weitere.
Gerade hat mir die VG Wort ihren Geschäftsbericht für 2015 zugeschickt. Darin erfährt man genau, woher die Gelder stammen. So wurden von Bibliotheken 10,74 Mio Euro vereinnahmt, von Lesezirkeln lausige 60.000,- (ein aussterbender Geschäftszweig), TV und Hörfunk trugen 15,81 Mio bei. Am meisten kam durch die Kopiergerätevergütung in die Kasse, satte 230,32 Mio Euro. Der Betrag war 2015 außergewöhnlich hoch. Der Grund dafür war eine Nachzahlung für Drucker aufgrund eines jahrelangen Rechtsstreits. Diese Gelder werden 2017 für das Jahr 2016 ausgeschüttet.
Von dem gesammelten Vermögen können sich auch Blogger etwas abzweigen. Dazu allerdings musst du einen langen Atem haben. Wenn du dich Anfang 2017 anmeldest, wirst du erstes Geld frühestens im Oktober 2018 süß in der Kasse klingeln hören. Bis dahin hat ein Teil der benachbarten Blogs längst aufgegeben. Die Anmeldung ist umständlich, denn sie muss schriftlich erfolgen. Das System nennt sich T.O.M. was für „Texte Online Melden“ steht.
Man schließt mit der VG Wort einen Wahrnehmungsvertrag ab. Sie nehmen dann deine Rechte in oben skizzierter Angelegenheit wahr. Bezahlen muss man dafür nichts. Ist alles in Ordnung, kannst du dir auf der Website der VG Wort eine Liste sogenannter Zählmarken herunterladen.
Dazu dient ein METIS (Texte im Internet) genanntes System. Dieser Marken sind Pixel, mit deren Hilfe die Seitenabrufe gezählt werden. Das einzeln mit Blogposts zu verbinden wäre eine Heidenarbeit. Doch es ist Land in Sicht, denn es gibt WordPress Plugins dafür.
Ich selbst verwende VGW OS für Zählmarken vom Prosodia Verlag. Ein geniales Werkzeug, um die lästige Arbeit zu verbannen. Man kann nicht nur die Zählmarken vergeben, das lässt sich einzeln oder automatisch regeln, man sieht in der Artikelübersicht innerhalb von WordPress auch gleich, welche Artikel nicht lang genug sind und wo noch eine Zählmarke zugeordnet werden kann. Dieses Plugin ist völlig kostenlos. Hier gibt es von Jonas einen ausführlichen Post zum VG-Wort und dem Plugin.
Die Ausschüttungen der VG Wort
Die für Ausschüttungen infrage kommende Texte meldest du selbst an. Das geschieht einmal im Jahr und wird über das T.O.M. Interface abgewickelt. Und zwar in einem lächerlich komplizierten manuellen Verfahren. Und das, obwohl die VG-Wort ja sämtliche Daten bereits hat. Sie könnte selbst auswerten. Computer können so etwas. Und dann einfach das Geld schicken. Machen die aber nicht. Man muss selbst Hand anlegen, die erforderlichen Daten zusammensuchen und alles einzeln einreichen. Hier ist eine ausführliche Anleitung.
Texte, die einmal eingereicht wurden, müssen nicht wieder gemeldet werden – wenigstens das. Man bekommt automatisch Geld, sofern die erforderlichen Kennzahlen erreicht werden.
Oben: Suchabfrage der METIS Zählmarken
Dauerbrenner lohnen sich also. Und genau darum geht es ja bei passivem Einkommen. Zu kassieren gibt es 12,- Euro für 2016 erhöht sich der Beitrag auf 20,- pro Post. Die Höhe dieses Betrages wird jedes Jahr neu festgesetzt. Sie hängt stets davon ab, was die VG Wort an Einnahmen verbuchen kann – und die schwanken – wie oben beschrieben.
Das ist jetzt nicht übermäßig viel. Die Summe der Beiträge muss es machen. Du brauchst 50 passende Artikel, um einen pekuniären Nachschlag von 1.000 Euro einstreichen zu können. Betrachte die Sache langfristig. Es gibt Blogs, die existieren seit 10 oder mehr Jahren. Da kann etwas zusammenkommen! Mitunter lohnt es sich im Dezember, rechtzeitig bevor die Meldefrist abläuft, noch einmal diejenigen Artikel ins Rampenlicht zu rücken, sprich zu pushen, deren Zähler noch Chancen hat, die nötige Höhe von 1.500 Abrufen zu reißen.
Leider sind die Erlöse über die Zeit gesunken, da der Einnahmekuchen an immer mehr hungrige Autoren verteilt werden muss. Das wird tendenziell wohl auch so weitergehen. Je mehr Blogger und Autoren bei der VG Wort dabei sind, desto weniger wird der einzelne dem System entnehmen können – im Durchschnitt gerechnet. Zuletzt allerdings kam es aufgrund von Nachzahlungen zu einer deutlichen Erhöhung der Ausschüttungen.
Kurz bevor ich die Arbeit an diesem Artikel begann, kam es zu einem vielbeachteten Urteil in einem weiteren Jahre andauernden Rechtsstreit. Nach diesem Richterspruch dürfen die Gelder der VG Wort nicht mehr zwischen Verlagen und Autoren (den tatsächlichen Urhebern) aufgeteilt werden. Was daraus folgt, wissen wir noch nicht. Zwischen einer kräftigen Erhöhung der Tantiemen für Autoren bis hin zu einer Auflösung der VG Wort scheint alles drin. Der Streit ist entbrannt.
Selbstverständlich ist auch diesem Artikel eine Zählmarke zugeordnet, der öffentliche Schlüsel lautet d03c29cbde7e47b5b5db1496d3c71fe7. Mal sehen, ob er mir etwas einbringt.
Übrigens: Die VG Wort ist auch für dich interessant, wenn du ein Verlagsbuch herausgebracht hast – dann sogar besonders. Das gilt auch wenn du Texte anderswo – auch online – veröffentlichst oder ins Deutsche übersetzt hast.