Soll ich einen Link setzen oder besser nicht? Ja, natürlich sollst du!
Meine Kernbotschaft an dich ist damit schon mal raus. Es folgt die Begründung. Und was speziell DU davon hast. Und was wir überhaupt alle davon haben. Die Sache ist echt wichtig.
Für das Verlinken setze ich mich gern ein. Genützt hat das bislang natürlich nichts. Aufgeben ist allerdings nicht angesagt, deshalb folgt hier mein zweiter Versuch. Keine Sorge, es handelt sich um einen vollständig neuen Text, der das Problem aus einem anderen Winkel betrachtet.
Blogs ohne Links sind blass. Ihnen fehlt etwas. Der Kontext, die Verbindung, die Durchblutung.
Blogger, ihr seid keine Inseln, sondern bewegt euch in einem riesigen Netz. Die Maschen machen es aus, sie geben euch halt. Es sind die Links, die das Web knüpfen, daher kommt all das. Das WWW entsteht aus den Links, nicht in erster Linie aus Content. Das Dazwischen ist wichtig. Da kommen Traffic und Bedeutung her.
Es gibt im wesentlichen drei Gründe für die rätselhafte Linkanämie, die Blogger seit Jahren befallen hat. Faulheit ist es nicht. In Vergessenheit geraten ist es auch nicht. Dummheit schon gar nicht …
Welche drei Gründe also sind es? Du hast schon von ihnen gehört und kennst die Kandidaten auch recht gut. Und wenn du sie erst ein wenig besser kennst, dann kannst du besser mit ihnen umgehen.
1. Die Angst vor Google
Ist Google ein Monster, weshalb man sich vor ihm fürchten muss? Nun ja, in gewisser Weise schon. Aber nicht in Bezug auf das Linksetzen. Da gibt es in erster Linie Vorurteile. Und die sind, wie so oft, falsch.
Die Angst des Bloggers vor Google ist weit verbreitet. Sie ist im Zuge der Diskussionen über nofollow-Links aufgekommen. Das ist zwar schon Jahre her, allein Verunsicherung und Irrglaube haben sich Raum geschaffen. Zahlreiche Blogger glauben heutzutage, dass ausgehende Links ihren Blogs schaden können.
Sie denken, mit dem ominösen nofollow das Problem abmildern oder eventuell sogar verhindern zu können. Sie stellen es sich wie eine Versicherung vor. Hat man die, kann nichts passieren. Der Link ist geschützt. Oder noch besser komplett linkfrei bloggen. Dann kann wirklich nichts passieren. Oder was?
Tatsächlich existiert dieses Problem überhaupt nicht. Nofollow nutzt du, wenn jemand für den Link bezahlt hat oder der Link in bedenkliche Ecken des Webs führt. Das Attribut entspricht dem Entwerten von Bahn- oder Bustickets. Der so gekennzeichnete Link gibt dann keinen Linkjuice mehr weiter, funktioniert ansonsten aber wie gewohnt.
Nofollow-Links sind Links zweiter Klasse, die nur in den oben genannten Fällen benutzt werden sollen. Niemals in normalen Blogtexten. Niemals und auf gar keinen Fall in Blogrolls oder Linklisten. Das gilt unbedingt auch für interne Verlinkungen innerhalb des Blogs. Nofollow hat da nichts zu suchen.
Der Witz ist, das Google es sogar gut findet, wenn verlinkt wird. Ein Text ohne ausgehenden Link dürfte deshalb schwächer gewertet werden als ein den gleichen Kriterien entsprechender zweiter Text ohne Link.
Ein Blog kann nur eine Autorität sein, wenn es Kollegen, Etablierte und sogar Konkurrenten verlinkt. Tut es das nicht, kennt es diese augenscheinlich nicht und weiß somit nicht Bescheid.
2. Die Angst vor einer Abmahnung
Abmahnungen sind eine deutsche Spezialität. Ihr zugrunde liegt eine an sich sinnvolle Sache. Doch die ist seit langem in Teilen pervertiert, wenn Nachlässigkeiten oder Unkenntnis harmloser Blogger von darauf spezialisierten Kanzleien ausgenutzt werden (Serienabmahnungen). Wenn diese in jemandes Namen nach aktiv nach Fehlern suchen und diese abmahnen. Das kann einem tatsächlich auch beim Verlinken passieren.
Keine Rechtsberatung, ich gebe hier nur Fakten und meine Meinung wieder.
Aber Links ist nicht gleich Links, das Thema kann kompliziert sein, und vielleicht ist es gerade das, was uns immer wieder Angst macht. Doch was passiert real?
Wie viele Blogs kennst du, die schon mal abgemahnt wurden, wegen Linksetzens? Wenige? Keinen, oder? Eben, die Möglichkeit eines Problemes existiert, es tritt aber selten ein.
Was ist eine Abmahnung?
Abmahnungen gibt es im Miet- und im Arbeitsrecht, aber auch im Urheber- und Wettbewerbsrecht – an dieser Stelle sind wir Blogger betroffen – und alle übrigen, die im Internet publizieren. Abmahnungen gibt es aus verschiedenen Gründen. Beispielsweise Probleme mit Zitaten, geklauten Texten, Bildern, Downloads, mit dem Impressum oder Probleme in online Shops.
Mit Hilfe der Abmahnung wird man auf ein rechtswidriges Verhalten hingewiesen. Das ist soweit sogar freundlich.
Unglücklicherweise ist damit eine sogenannte Unterlassungserklärung verbunden, die man als vermeintlicher Täter zu unterzeichnen hat. Bei Zuwiderhandlung = wenn man die Sache noch mal so macht, wird eine empfindlich hohe Vertragsstrafe fällig. Außerdem – und das ist kein Witz – darf man den abmahnenden Anwalt für dessen Leistung bezahlen. Ein in der Regel mittlerer dreistelliger Betrag.
Hier möchte ich nicht zu weit ausholen, schließlich geht es hier nicht um Abmahnungen an sich, sondern nur um die Probleme des Linkssetzens. Tatsächlich aber könnte man für das bloße Setzen eines Links abgemahnt werden, wenn es rechtswidrig ist. Du könntest belangt werden, wenn du einen Post verlinkst, welcher urheberrechtlich geschütztes Material verwendet oder du auf eine Software verweist, mit der verbotene Dinge getan werden können.
Allerdings nicht, wenn sich seriöse Blogs untereinander verbinden. Wenn du beispielsweise Posts von Dr. Web verlinkst, dann ist das ungefährlich. Hier sollte es nichts geben, was Juristen interessieren könnte.
Unwissenheit schützt vor Strafe nicht
Es gibt einen alten Grundsatz. Er lautet »Unwissenheit schützt vor Strafe nicht«. Es reicht also nicht aus, nicht zu wissen, dass ein Bild urheberrechtlich geschützt ist, auf das man verlinkt.
Es könnte auch die Icons betreffen, die ich hier einsetze – oder das Video, das embedded ist. Theoretisch könnte ich auch den Text gestohlen haben, den ich dir gerade unterjubele. Und was dann?
Auch aus diesem Grund habe ich vor einer Weile angefangen die Quellen für die verwendeten Materialien am Ende des Artikels anzugeben. Werkstattbericht nenne ich das. Du kannst dort sehen, woher die Fotos, Icons, Fonts stammen, die ich benutzt habe. So lässt sich die Herkunft auch später noch nachvollziehen.
Etwas Gutes gibt es auch. Blogger und Onlinemenschen neigen dazu, sich zu solidarisieren, wenn sie von Abmahnern angegriffen werden. Du kannst auf deine Mitblogger zählen, wenn es dir gelingt den Fall in die Öffentlichkeit zu tragen und bekannt zu machen.
Sich zu wehren ist häufig die beste Antwort. Das mögen insbesondere die Massenabmahner nicht, denn die wollen bloß Geld abschöpfen. Vom Kämpfen halten die nichts.
Auf sogenannte Disclaimer (»Haftung für Links«) im Impressum helfen nicht. Man kann sich nicht selbst von einer möglichen Rechtsverletzung freisprechen. Möglicherweise gilt sogar das Gegenteil, wer davon schon spricht, ist sich eines Problems mit dem Material augenscheinlich bewusst.
Also, lass die Spezialfälle speziell sein und die Anwälte ihr Geschäft machen. Verlinke aus deinen Blogposts heraus, so oft du willst auf andere Blogposts.
3. Der Glaube an Social Media
Irgendwie hat es Social Media geschafft sich zwischen Publikationen (Blogs) und Publikum zu klemmen. Als Vermittler, der nur Gutes tut. So wie Lieferdienste (Lieferando, Delivery Hero) sich zwischen Restaurant und Gast ausgebreitet haben. Oder Booking[com] und HRS zwischen Unterkunft und Gast oder myTaxi zwischen Fahrer und Fahrgast.
Ernsthaft jetzt, früher haben die Blogger selbst auf ihren Blogs interessante Posts der Kollegen empfohlen. Das machen heute nur noch wenige. Stattdessen kommen die Social Meiden zum Einsatz.
Deshalb verlinken oder embedden die Leute lieber einen Tweet, ein Instafoto oder einen Pin, in der Hoffnung, bei dieser Gelegenheit gleich noch etwas für das eigene Social Media Konto tun zu können. Verständlich einerseits. Andererseits aber problematisch, denn so wanderte ein Teil der Linkmacht nach und nach zu den Social Media Unternehmen hin.
Längst stecken sie zwischen uns, regeln den Traffic und bestimmen, wer was wann zu sehen bekommt. Facebook und Co. verteilen den Traffic den man ihnen geschenkt hat, insbesondere dann wenn es daran verdienen kann. Auf diese Gesellen sollte man sich besser nicht verlassen.
Sie sind wie Großhändler oder Vermittler, die sich für das Verteilen eine Scheibe abschneiden, aber trotzdem nie genug bekommen. Dabei ginge es auch ohne sie. Ja, der Service kostet. Das kennst du von Facebook, die hätten am liebsten deinen ganzen Content, nicht nur einen Teaser. Gratis versteht sich.
Facebook ist längst kein garantierter Trafficbringer für Blogs mehr. Ausnahmen bestätigen die Regel. Der allgegenwärtige Algorithmus hat mit voller Absicht (man muss Geld verdienen) dafür gesorgt, dass Traffic nur noch in Rinnsälen vorkommt. Es wäre also an der Zeit auch mal einen Link zurückzubauen, nämlich den zu Facebook. Fast jede Website, fast jedes Blog hat irgendwo einen, oft ist es eine ganze Link-Armada.
Facebook etwa wird in Deutschland von staatlicher Seite zur Zensur gedrängt und gibt dem auch nach. Da verschwinden dann nicht nur Fotos und Links, sondern auch Menschen – zum Glück vorerst nur virtuell. Was aber bereits drastische Wirkung zeigen kann. Denn wer seine freiberufliche Existenz auf den kalifornischen Riesenkraken gegründet hat, der sieht sich quasi einem Berufsverbot gegenüber.
Also gar nicht erst dort hingehen und stattdessen frei bleiben und bloggen. Das allerdings ist eine Diskussion, die schon an anderer Stelle geführt wurde und wird – notgedrungen.
Anstatt eine Empfehlung im Blog auszusprechen und zu verlinken, macht man das indirekt über die Socialmedien.
Was du tun kannst? Linke direkt. Nutze keinen Vermittler, verweise nicht indirekt auf Posts. Empfehle guten Content, indem du ihn in deinen Posts verlinkst. Das ist einfach und effektiv und hilft letztlich uns allen.
Deine Social Media Kanäle füttere getrennt davon.
Und wem nützt das?
Je besser die Verlinkung, desto stärker ist die Blogosphäre. Verzichten wir weiter darauf, geben wir unsere Macht in andere Hände. Nämlich in die gierigen Tentakel von Google, Facebook und anderen Social Medien.
Es nützt der Zensur, der Überwachung und Kontrolle, wenn das Netz zu einem Meer mit Inseln darin wird. Denn die Links sind Zusammenhalt. Und zwar einer der nicht kontrolliert werden kann. Oder was glaubst du, warum man ausgerechnet gegen Facebook vorgeht? Na?
Da hat man sie alle schön in einem großen Sack, und damit unter Kontrolle. Einmal etabliert bleiben diese Strukturen erhalten. Schon aus Selbsterhalt. Ach so, auch Google unterdrückt bestimmte Suchergebnisse und das nicht etwas aus eigenem Antrieb.
Externe Verlinkungen bereichern deine Beiträge. Sie sind gut für dein Blog. Sie sind gut für das Internet und somit gut für uns alle. Sie bringen dir Besucher. Sie verleihen deinem Blog Gewicht. Du musst nicht um Erlaubnis fragen, wenn du einen Link setzen willst. Tu es einfach!
Also bitte liebe Blogger, setzt Links! Aus Liebe zum Bloggen.
Werkstattbericht 🔧
Die Icons stammen aus einem frischen Release beim Smashing Magazine, nämlich den Business Icons. Zeit fürs Ausdenken und Zusammentragen bis zur Veröffentlichung: 3:43h.
6 Antworten
Hallo,
vielen Dank für diesen Artikel. Aus einem falsch verstandenem Sicherheitsgefühl habe ich meine externen Links auch mit nofollow und noreferrer zugemauert. Das habe ich jetzt geändert. In meinem Blogbeitrag – https://tekki-tipps.de/external-link-nofollow/ – habe ich 4 Textabsätze aus diesem Artikel mit Link zur Quelle zitiert. Ich hoffe, das ist ok. Wenn nicht bitte Bescheid sagen.
Viele Grüße
Frank Kunert
Vielen Dank, Herr Kunert!
Zu 1. kann ich nix sagen, da ich das bis heute nicht mal ansatzweise verstehe (vllt. kann das jemand wo für Dummies und in DE erläutern)
Zu 2. habe ich aber sehr viel leidvolle Erfahrung mit den absurden Rechtsbereichen denen man als “Medienbetreiber” ausgesetzt ist. Medienbetreiber? Ja, vor dem Gesetz bin ich auch jetzt, als Verfasser dieses Kommentars ein solcher.
Egal ob ein Post in einem sog. sozialen Medium, ein Forenbeitrag oder auf der eigenen Website – eigentlich ist alles juristisch angreifbar.
Urheberrecht, Markenrecht, Persönlichkeitsrecht und Medienrecht, in jedem lauern hunderte Fallen.
Hier geht es aber nur um Links und als Webmaster einer größeren Mediensite erlebe ich da Abmahnungen und Klagen im Wochentakt – wegen ausgehender Links zu anderen Sites. Wird damit ein Inhalt referenziert, der sich irgendwann (nicht unbedingt zum Zeitpunkt der Linksetzung) als falsch herausstellt, kann uns eine Abmahnung treffen.
Ja stimmt, Unkenntnis, Disclaimer, AGB, … und nicht einmal die berühmte Unschuldsvermutung hilft da. Und auch die selbstverständlichen Quellangaben können zum Bumerang werden, wenn dies so ein böser Link ist.
Zuerst flattern die beliebten strafbewehrten Unterlassungserklärungen ins Haus. Da die mehrheitlich von renommierten Kanzleien (nicht irgendwelchen Massenabmahnern) kommen, darf man die nie ignorieren. (Auch nicht, wenn diese aus einem anderen Land kommen! Nur um mit dem im Netz weit verbreiteten Mythos der internationalen Unangreifbarkeit mal aufzuräumen!)
In unseren Fällen geht es da leider st