Vor wenigen Tagen wurde mit Ubiquity eine noch experimentelle Erweiterung für den Firefox vorgestellt, die ein neues User-Interface zur Verfügung stellt. Das Ziel ist es Interaktionen des Nutzers mit der Software angenehmer, intuitiver und schneller zu gestalten, als Shortcuts und Maus es vermögen.
Ähnliche Interfaces stehen auch schon mit PodiPodi für Websites sowie für die Betriebssysteme Mac OS X und Windows mit Enso und Quicksilver zur Verfügung. Die grundlegende Idee der Steuerung durch intuitive Eingabe des Nutzers ist also nicht wirklich neu.
Shortcuts
Shortcuts in Systemen und Browsern bestehen schon seit Jahren und besitzen auch fast genauso lange eine entsprechende Anpassungsfähigkeit. In den neuen Systemen ist diese Anpassungsfähigkeit aber teilweise noch deutlich umfangreicher. Ein systemweiter Zugriff auf die verschiedensten Programme und die Erledigung vieler Aufgaben durch die Eingabe eines frei definierten Befehls machen die Arbeit schneller und effektiver.
Die liebe Maus
Die Maus macht zwar viele Aufgaben einfacher, ist aber gerade in Kombination mit Programmstarts und vielen anderen Aufgaben einfach zu langsam um sie effektiv nutzen zu können. Die Eingabe von Text ist dabei nicht nur für denjenigen schneller, der mit zehn Fingern tippen kann, sondern in der Regel auch für den normalen Nutzer.
Back to Terminal
Die gesamte Stoßrichtung von alternativen beziehungsweise ergänzenden Interfaces hat ein gewisses Back-to-the-roots-flair, denn frühere Eingaben wurden unter allen Systemen auch auf einer Terminalebene gemacht. Der wichtigste Unterschied ist allerdings, dass hier die Mehrschichtigkeit von grafischen Systemen ausgenutzt wird und Benutzereingaben on-the-run vervollständigt werden können. Während früher im Terminal noch Befehle für bestimmte Aktionen auswendig gelernt wurden, können diese nun der Software beigebracht und später intuitiv genutzt werden.
Ubiquity
Ubiquity zieht das Ganze auf die Browserebene, wobei die Kombination verschiedener Dienste im Vordergrund steht und einige weitere Aufgaben nun wirklich schneller erreichbar werden. Von einigen als Mashup im Browser verstanden, geht es hier aber eher um die Umsetzung eines Konzepts, welches vorher nur im kleinen Maßstab auftauchte und die Fähigkeiten heutiger Computertechnik ausnutzt.
Erstmal nichts Neues
Seit dem Firefox 3 Release wird beispielsweise die Location-Bar mit Lesezeichen und Chronik versorgt, während Google in Chrome sogar noch einen Schritt weiter gegangen ist und mit der Omnibar ein kombiniertes und intuitives Eingabefeld für Adressen und Suchen aufgebaut hat.
Die breite Unterstützung, die Ubiquity für verschiedene Suchen anbietet und Chrome in der Omnibar zusammenführt, gibt es allerdings auch jetzt schon im Firefox ohne Ubiquity. Die Quicksearch-Option bietet die Möglichkeit schnell einfache Suchen über die Locationbar durchzuführen. Die zentralisierte Eingabe ist folglich auch hier nicht absolut neu, sondern nur in ein intuitiveres Gewand gekleidet.
Alte Strukturen
Während früher Dateien und Lesezeichen noch in Systemen geordnet wurden, die mit analogen Strukturen übereinstimmen, gelingt nun durch effektivere Technik eine immer stärkere Abwendung von überflüssigen Strukturen. 2000 Lesezeichen müssen nicht mehr aufwendig in Ordnern sortiert werden um sie später zugriffsbereit zu haben. Intelligente Ordner und effektive Suchmechanismen über nehmen dies und lassen eine intuitive Eingabe des Benutzers zu.
Fazit
Man darf wohl festhalten, dass die Entwicklung dieser Interfaces eine Folge verschiedener Entwicklungen ist, die zum einen in der Technologie und dem stückweisen Abschütteln alter Gewohnheiten begründet liegt, als auch in dem Wunsch der Nutzer nach schnelleren und vor allem intuitiven Bedienungskonzepten. Man darf gespannt sein, wie sich die Bedienkonzepte in den nächsten Jahren entwickeln. Und welche Einflüsse sich daraus für den Sektor der Webentwicklung ergeben. Schließlich können auch in aufwendigen Webapplikationen einige Aufgaben so neu gestaltet werden beziehungsweise mit Lösungen wie Ubiquity verschmelzen.
Wie hilfreich war dieser Beitrag?
Klicke auf die Sterne um zu bewerten!
Durchschnittliche Bewertung 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0
0 Antworten zu „Ubiquity und die Zukunft der User-Interfaces“
— was ist Deine Meinung?
Ubiquity bietet bisher erst noch wenige Vorteile gegenüber anderen Technologien (z.B. Schlüsselwörtern) und bestehenden Firefox-Plugins oder Schnelllaunchern. Aber das Konzept verspricht einen neuen, spannenden Weg für den Firefox, der hoffentlich von Mozilla in Zukunft weiter verfolgt wird. Ich bin ja mal gespannt, ob die nächste Version des Firefox Ubiquity standardmäßig in der Awesomebar implementiert hat…
Ich würde sagen, dass es Sinn macht am Terminal zu haften solange man es benötigt. Aber wenn diese Systeme entsprechend weiterentwickelt werden und auch komplexeste Befehle interpretieren können, dann hat das Terminal schwere Konkurrenz.
Aber wenn Du schreibst, dass es nicht die Zukunft ist, dann bin ich gespannt, was Du als realistische Vision der nächsten paar Jahre siehst. Ich denke, dass ein solches Interface mit den entsprechenden interpretationsmöglichkeiten erstmal eine erreichbare Zukunft darstellt, die natürlich nur ein einziger kleiner Schritt auf dem Weg zum Chip im Rückenmark ist.
Es ist eine Art graphische Kommandozeile für den Browser. Wird mit einem Shortcut gestartet und dann tippt man z.B. „map Potsdamer Platz Berlin“ ein und bekommt in einem separaten Fenster das google maps-Ergebnis dazu angezeigt, das man direkt in eine editierbare Seite einfügen oder mailen kann.
Oder man twittert darüber, nutzt Lexika damit, definiert eigene Befehle. Einfach mal ausprobieren. Die Zukunft ists eher nicht, aber für manche Bereiche nützlich. (Ich bi eh Terminal-Fan, aber als Linux-User sollte man das auch sein.)
Super, aber was ist das nun?
bilder?