Stellenanzeigen entwerfen – was gilt es zu beachten?
Stellenanzeigen, unabhängig, ob auf der eigenen Webseite, in Jobbörsen oder in einer lokalen oder überregionalen Zeitung geschaltet, bilden den ersten Kontakt zum zukünftigen Mitarbeiter. Dabei steht der Begriff Mitarbeiter (m/w/d) geschlechtsneutral für männlich, weiblich oder divers. Dasselbe gilt auch für die Verwendung von Bewerber, Kandidat und ähnlichen Bezeichnungen im nachfolgenden Text.
Eine Stellenausschreibung für IT-Jobs sollte in erster Linie folgende Kernfragen klar beantworten: Wer bist du, was erwartest du, wen suchst du, was bietest du und wie kann sich ein Kandidat bei dir bewerben. Die Schwierigkeit besteht darin, das Wesentliche kurz und aussagekräftig in einem Text zu bündeln.
Da du keinen Großkonzern vertrittst, kennt der Bewerber vielleicht nicht einmal deine Firma. Warum sollte er deine Anzeige dann überhaupt lesen? Bein Entwurf der Anzeige hilft das AIDA-Marketingkonzept. Die Abkürzung AIDA steht dabei für folgende Ziele:
- Attention (Aufmerksamkeit)
- Interest (Interesse)
- Desire (Verlangen)
- Action (Handlung)
Die Wahrscheinlichkeit, mit einer Stellenanzeige ins Schwarze zu treffen, steigt mit der richtigen Formulierung. Bevor du loslegst, überlege dir zunächst, wie du dir deinen idealen Bewerber vorstellst:
- Welcher Typ Mensch passt zu deiner Firma?
- Auf welchen Kanälen findest du ihn und wie sprichst du ihn an?
- Mit Du oder Sie?
- Was könnte ihr besonders wichtig sein, mit welchen Argumenten kannst du sie für deinen Job gewinnen?
- Welches ist das richtige Medium für die Veröffentlichung?
IT-Fachkräfte sind internetaffin, daher erübrigt sich die Frage, ob eine regionale Tageszeitung überhaupt eine Option darstellt. Während Handwerker oder Büroangestellte eher lokale Anstellungen suchen, sind für IT-Kräfte Online-Stellenanzeigen besser geeignet. Tummelt sich dein Idealkandidat auf Jobbörsen rum und wenn ja, auf welchen? Wenn du entsprechend googelst, findest du die einschlägigen Portale und Anbieter im Netz.
Das Wichtigste: die Überschrift
„Attention“ gewinnen, lautet gemäß AIDA die erste Devise. Dies geschieht mit der Überschrift. Fange den Bewerber zunächst mit einer aussagekräftigen Headline ein und wecke damit seine Aufmerksamkeit, deine Anzeige zu lesen. Der Titel springt möglichen Kandidaten meist zuerst ins Auge, deshalb muss er klar formuliert sein. Gib an, ob du einen Praktikanten, einen Studenten, einen Freelancer oder einen Mitarbeiter für eine befristete oder unbefristete Festanstellung suchst.
Die Erwähnung von Branche und Arbeitsort sind ebenfalls hilfreich. Denke bei der Formulierung von Online-Stellenausschreibungen stets daran, dass ein Arbeitssuchender eventuell googelt und so über das richtige Keyword direkt auf deine Anzeige stoßen kann. Verzichte auf brancheninterne Begriffe, die ein Außenstehender vielleicht nicht kennt. Gelingt es dir, die Aufmerksamkeit eines Lesers zu gewinnen, ist der erste Schritt getan.
Wie stellst du deine Firma am besten vor?
Um den potenziellen Jobinteressenten bei der Stange zu halten, ist es wichtig, ihm alle relevanten Angaben zu deinem Unternehmen zu geben. Er muss die Möglichkeit haben, deine Firma vorab kennenzulernen. Und dies in kurzer, knapper und prägnanter Form. Wecke sein Interesse (Interest) bei dir zu arbeiten.
Dazu gehören grundsätzliche Informationen, die deine Firma betreffen. Welche Branche, welche Dienstleistungen, welche Produkte bietet oder fertigt dein Betrieb. Handelt es sich um einen familiengeführten Betrieb, um ein Startup-Unternehmen oder ist deine Firma ein Hidden Champion?
An welchem Standort ist dein Unternehmen angesiedelt und wie viele Mitarbeiter sind dort tätig. Ist dein Betrieb besonders erfolgreich und welche Visionen oder Ziele verfolgt deine Firma?
Informiere über deine Unternehmenskultur und die Arbeitsatmosphäre im Betrieb. Dazu zählen Angaben speziell zu deinen Arbeitsbedingungen:
- Homeoffice, Präsenzpflicht oder gemischt
- Gleitzeit- oder feste Arbeitszeit
- Ist selbstständiges Arbeiten anhand von Zielvereinbarungen möglich?
- Gibt es Bonuszahlungen?
- Vereinbarkeit von Familie und Beruf
- betriebliche Altersvorsorge
- Weiterbildungsmaßnahmen
- Bring your own device? Oder stellst du neuen Mitarbeitern Wunsch-Geräte zur Verfügung?
- Mitarbeiterrabatte?
- Unterstützung beim Umzug
Runde die Vorstellung deines Betriebs um folgende Auskünfte ab:
- Siezen oder Duzen im Unternehmen?
- Nette Teamevents
- Kantine oder Kaffee & Snacks
- Gratis Mittagessen oder Obst
- Sonstige Vergünstigungen
Welche Aufgaben und Tätigkeiten erwartest du vom neuen Mitarbeiter?
Gib genau an, welche Aufgaben den neuen Mitarbeiter erwarten. Verzichte auf Floskeln. Liefere erst die Jobbeschreibung, bevor du die Anforderungen an den Kandidaten beschreibst. IT-Fachkräfte interessieren sich zuerst für den IT-Job, bevor sie die geforderten Qualifikationen genauer lesen.
Nachdem du die Aufmerksamkeit und das Interesse eines Anwärters erlangt hast, mache ihm deine Stelle schmackhaft. Wecke sein Verlangen (Desire) bei dir zu arbeiten. Gib ihm einen Einblick, was auf ihn zukommt.
Die einzelnen Anforderungen sollten zueinander passen. Im Detail heißt dies: Suchst du einen Webentwickler für deine WordPress-Umgebung, dann sollte er die Script- und Programmiersprache PHP beherrschen und das Datenbankverwaltungssysteme MySQL sollten für ihn kein Buch mit sieben Siegeln sein. Ebenso sind HTML, JavaScript und CSS in der Webentwicklung unweigerlich miteinander verknüpft. Suchst du einen Bewerber fürs Content Marketing, dann gehört SEO (Search Engine Optimization), die Optimierung für die Suchmaschinen mit dazu.
Ähnliches gilt für User Journeys und User Experience Design (UX). Bei diesen Anwendungen steht der Nutzer im Mittelpunkt. UX-Designer gestalten Produkte und Anwendungen, die den Menschen das Leben erleichtern sollen. Jobbeschreibung und die dafür notwendigen Anforderungen, gehen Hand in Hand.
Benenne im nächsten Schritt die geforderten Kenntnisse
genauso präzise, wie die Aufgaben und Tätigkeiten, die den neuen Mitarbeiter erwarten. Achte bei der Job-Beschreibung darauf, dass Java und Javascript zwei verschiedene Paar Stiefel sind. Personaler verwechseln dies häufig und schrecken versierte Entwickler eher ab.
Welche Anforderungen und Qualifikationen muss der Bewerber erfüllen?
Überlege, ob ein abgeschlossenes Informatikstudium für die Aufgaben in deinem Betrieb wirklich erforderlich ist. Gerade im Bereich Webentwickler sind Autodidakten oft von Vorteil. Sie reagieren teils schneller auf aktuelle technische Entwicklungen, als Hochschulabgänger, deren Dozenten nach veralteten Lehrplänen unterrichteten.
Begrenze dich auf drei bis vier Punkte, denn die eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht. Niemand kann alles richtig und zu viele Anforderungen schrecken die besten Entwickler nur ab.
Trenne klar zwischen geforderten (Must-have) und gewünschten (Nice-to-have) Kenntnissen und nenne sie in absteigender Reihenfolge. Sei dir bei der Formulierung der gewünschten Qualifikation klar bewusst: je enger der Markt, desto breiter die Anforderungen formulieren. Kannst du mit genügend Bewerbungen rechnen, was im Bereich von IT-Jobs eher unwahrscheinlich ist, darfst du detaillierter suchen.
Braucht deine Anzeige die Erwähnung von Softskills?
Lass Sozialkompetenzen wie Team- oder Konfliktfähigkeit in der Stellenausschreibung weg. Dies hält ungeeignete Kandidaten nicht von einer Bewerbung ab und andererseits kennen sie dadurch schon die Antworten, die du gerne hören willst.
Gib an, wie sich Webentwickler oder IT-Mitarbeiter bei dir bewerben können
Beende die Anzeige mit deinen Kontaktdaten. Nenne die E-Mail- und Post-Adresse des Ansprechpartners und gib an, welche Unterlagen du brauchst.
Dies ist die Action (Handlung) der AIDA-Formel. Mache es deinen Bewerbern einfach. Füge der Online-Stellenanzeige noch einen Link zu deiner eigenen Seite (oder deine E-Mail-Adresse) hinzu, über den der Bewerber direkt zum Bewerbungsformular gelangt.
Mit diesen inhaltlichen Vorgaben steht deine Anzeige – zumindest fast. Was ist sonst noch zu beachten?
Musst du das Gehalt angeben?
Als Arbeitgeber bist du in Deutschland nicht verpflichtet das Gehalt in der Stellenbeschreibung anzugeben, während dies in anderen Ländern durchaus Gang und Gäbe ist. Hier ist es immer noch ein Tabuthema und viele Firmen zieren sich, das Einkommen zu erwähnen. Dabei birgt dies einige Vorteile:
- a) Deckt sich deine Gehaltsvorstellung nicht mit der des Bewerbers, kann er sich die Bewerbung ersparen.
- b) Du musst dich nicht mit Kandidaten befassen, die aufgrund des Gehaltes nach dem Vorstellungsgespräch abspringen.
- c) Somit erhöhst du den Anteil an qualifizierten Bewerbungen, während der Gesamtaufwand sinkt.
Falls du Angst hast, zuviele Bewerber aufgrund des niedrigen Gehalts abzuschrenken, kannst du ja eine Gehaltsspanne angeben und die tatsächliche Höhe von der Qualifikation des Bewerbers abhängig machen. So bleibt dir immer noch Verhandlungsspielraum.
Eignen sich Bilder, Grafiken oder Videos in einer Stellenanzeige?
Grafiken können Texte auflockern und Inhalte schneller vermitteln. Übertreibe es aber nicht mit zu vielen Bildern, sonst wird es schnell unübersichtlich. Platziere höchstens ein geeignetes Bild — vorzugsweise vom Team — an prominente Stellen und vergiss nicht, dein Logo hochzuladen.
Zudem drängen sich Videos, etwa auf YouTube förmlich auf. Vielleicht hast du schon ein Image- oder Produktvideo, dann lässt sich dieses einfach über einen Link einbinden. Mit einem Videoclip machst du Bewerber neugierig und sie können sich ein besseres Bild von deinem Unternehmen machen.
Stolperfalle Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG) – was musst du unbedingt einhalten?
Mache weder direkt noch indirekt folgende Angaben:
- Geschlecht
- Alter
- Ethnische Herkunft
- Religion/Weltanschauung
- Körperliche/geistige Behinderung
- Sexuelle Identität
Lass diese Themen einfach weg. Passe aber auch auf bestimmte Formulierungen auf. Suche keine Mitarbeiter mit mehrjähriger Berufserfahrung, denn die hat nur jemand mit einem bestimmten Alter. Fordere besser eine unverfängliche zwei-, drei- oder fünfjährige einschlägige Berufserfahrung.
Suche auch niemanden mit deutscher Muttersprache, damit grenzt du die ethnische Herkunft von Nichtdeutschen-Muttersprachlern aus. Fordere besser gute Deutsch- und/oder Englischkenntnisse in Wort und Schrift.
Bei einer Absage können sich Bewerber benachteiligt fühlen und vor Gericht klagen. Ferner können sich Personen bewerben, die nur auf eine Anklage aus sind. Das kann für dich schnell teuer werden.
Bewerbungsunterlagen wie Anschreiben, Lebenslauf, Bewerbungsfoto und Zeugnisse enthalten viele persönliche Informationen über den Bewerber. Daraus lassen sich Diskriminierungen schnell ableiten. Anonyme Bewerbungen sind daher im Kommen. Dies ist gesetzlich noch nicht geregelt, aber ein Passfoto darfst du auf jeden Fall nicht mehr verlangen. Oft schicken es aber Bewerber freiwillig mit, das ist etwas anderes.
In welchen Jobbörsen publizierst du die Anzeige vorzugsweise?
Das hängt davon ab, wen du suchst. Streue Schlüsselwörter in die Anzeige, damit die Suchmaschinen deine Bewerbung finden. Praktikanten, Werksstudenten und Berufsanfänger suchst du am besten in den Stellenportalen der Hochschulen oder auf XING. Bei der Suche nach erfahrenen Mitarbeitern, solltest du deine Anzeige dort schalten, wo du die Zielgruppe direkt abholen kannst: Beispielsweise im Job-Portal auf drweb.de.
Fazit
Die Suche nach einem geeigneten IT-Mitarbeiter ist eine Investition in die Zukunft deines Unternehmens. Um dabei erfolgreich zu sein, musst du die Anzeige im World Wide Web streuen.
Letzen Endes gilt: Überall ist die Konkurrenz groß und du musst deine Stellenausschreibung klar beschreiben, damit sie gefunden wird. Ist dein Inserat für die Suche potentieller Kandidaten optimiert, findest du auch den oder die passenden Bewerber. Solltest du dennoch Probleme haben, Fachpersonal zu rekrutieren, bleibt dir immer noch der Weg, die gewünschte Stelle zu einem Telearbeitsplatz zu machen oder Freiberufler zu engagieren.