Was denken Bloggerinnen und Blogger? Was treibt sie an? Was sind ihre Ängste und Befürchtungen. Was ihre Hoffnungen und Wünsche? Welche Ziele definieren sie für sich?
Eine Welt zwischen Arbeit, Wunschtraum und Hobby, das man auf höchst unterschiedliche Art definieren und für sich selbst ausgestalten kann. Blogger kann nicht nur jeder, sondern jeder kann es auf seine persönliche Weise tun. Siehe auch: Dinge, die Blogger gar nicht gern hören.
Da Blogger oft das Herz auf der Zunge tragen, und ihre Ansichten bereitwillig vor ihren Lesern ausbreiten, braucht man nur aufmerksam das Netz zu durchstöbern. Genau das mache ich regelmäßig und pinne oder twittere viele Funde auch. Hier möchte ich Bloggerinnen und Blogger selbst zu Wort kommen lassen. Mein Text ist zu einem Teil eine Montage aus Zitaten.
Los geht die Blogsause.
Es wird etwas länger …
Sämtliche Zitate stammen aus deutschsprachigen Blogs und zwar hauptsächlich aus dem Jahr2016. Der Bereich der Fashion, Mode und Lifestylebloggerinnen ist überrepräsentiert. Ein Zufall ist das nicht. Es gibt viele von ihnen und sie fallen auf.
Warum eigentlich bloggen?
Ist Bloggen nun Magie oder doch mehr harte Arbeit? Ich verrate es dir, es ist harte Arbeit, die im schönsten Fall so wirkt, als sei sie Magie. Du musst jeden Tag dran arbeiten. Da ist viel Show dabei. Aber lassen wir jetzt die Leute selbst zu Wort kommen …
https://www.drweb.de/vollzeitblogger-alltag/
Franziska beschreibt, was sie antreibt: “Ich blogge, weil mir gerade ein Gedanke durch den Kopf geschossen ist. Und der Gedanke war so wichtig, dass ich aufstehen, den Laptop hochfahren und in die Tasten tippen musste.” (selbstversunkenheit)
Für Mama-Bloggerin Anne (top-elternblogs) sind Kinder das Glück. Die logische Konsequenz daraus: Warum das Glück nicht in Worte fassen? Doch bei aller Banalität des Alltags: “Es sind Geschichten, die nicht nur unterhalten, sondern auch berühren – und zum Dialog einladen. Trotzdem schaffen sie es in kein Buch, in keine Zeitschrift. Kein Feuilletonist lobt diese Stories, sie gewinnen keine Preise.” Aber sie werden eben gelesen, und darum geht es.
Ein Blog kann und darf jeder führen. Jeder hat die Freiheit dazu, jedenfalls in unserer Weltgegend. Jeder kann seine Stimme erheben und sich seine eigene kleine Welt bauen. Bloggen macht glücklich und lässt schnell das Selbstbewusstsein wachsen.
Für Karen ist die Sache klar: “Es macht mir Freude, weil es Dir Freude bereitet. Es macht mich glücklich, weil es Dich ein Stück weit glücklicher macht. Es motiviert mich, weil ich Dich motivieren kann.” (living keto). Das ist kein leeres Geschwätz. Der Wunsch zu helfen, das Leben, Erfahrungen zu teilen lebt in vielen Bloggern. Anika weiß warum sich das lohnt: “Zurück kommen Kommentare, teilweise Wertschätzung und das wichtigste, man lernt sich selbst so viel besser kennen!” (stilreich-dekoart)
Die Reisebloggerin Sabine schreibt: “Einen Blog zu starten war für mich die beste Entscheidung der letzten Jahre. Eine Plattform und ein Ventil für die eigenen Interessen und die eigenen Kreativität zu haben ist so wertvoll und es macht so viel Spaß, dass ich es einfach nicht mehr missen möchte.” (geckofootsteps)
Mara beschreibt es so: “Ich freue mich jedes mal wie ein kleines Kind, wenn ich meinen Blog ansehe. Auch wenn ich mit so einigen Sachen noch nicht ganz zufrieden bin, bin ich stolz drauf. Ich bin stolz, dass ich diesen Schritt gewagt habe und endlich das machen kann, worauf ich immer schon Lust hatte.” (piecesofmara)
Auch die Perlenmama versucht sich an einer Erklärung: “Mein Blog ist wie ein Kind. Ein Blog bedarf viel Pflege, Arbeit, Herzblut, Aufmerksamkeit. Bloggen ist soviel mehr als bloß ein paar Texte zu schreiben. Und wenn man soviel Zeit und Arbeit in ein Projekt gesteckt hat, dann wünscht man sich auch, dass es wächst, Früchte trägt, sich in irgendeiner Art und Weise entwickelt.” (perlenmama)
Ganz in ihrer Nische aufgegangen sieht es Gastrobloggerin Juliane so: “Bloggen ist wie essen: Es verbindet.” Und auf die Frage, wie sie die Blogger-Szene erlebe, antwortet die Köchin: “Lebendig, vielfältig, voller Neugier, unglaublich freundlich und kontaktfreudig.” (madame renard)
Myrian (namida) antwortet auf die Frage, warum sie eher Bloglust anstatt Blogfrust habe: “Ich betrachte meinen Blog als einen meiner größten Schätze. Mein Blog hat mir sehr viel gegeben, vorallem das Gefühl, dass man mich nicht für auf meine Sachbearbeiterstelle reduzieren kann.”
Liebeserklärungen ans Bloggen
Buchbloggerin Lotta sagt: “Mein Blog gehört zu meinem normalen Leben und auch die Leute, die ich über das Bloggen kennengelernt habe gehören zu meinem Leben, oftmals sind sie es die einen grauen Tag gleich viel bunter machen, also blogge ich um glücklich zu sein.” (lottasbuecher) Das ginge auch in einem Verein. Aber in welchem? Und warum, wenn man doch bloggen kann und sich so sein eigenes Reich erschafft.
Anna will sich nichts vorschreiben lassen: “Manchmal frage ich mich angesichts der vielen erfolgshungrigen Neu-Blogger, die das von Anfang an richtig professionell angehen, wirklich, warum ausgerechnet ICH da mitmischen will. Und dann fällt’s mir wieder ein: Weil ich ohne das Schreiben nicht leben kann und natürlich möchte ich auch gelesen werden, weil das Miteinander ja erst das Salz in der Suppe ist.” (weibandthecity)
Da haben wir es wieder. Um online unter Leute zu kommen, solltest du bloggen. Reisebloggerin Helga formuliert es so: “Einen Reiseblog zu betreiben spornt extrem an, immer neue Ausflugsziele zu entdecken und ideal zu dokumentieren. Langweilige Wochenenden gibt es nicht mehr.” (travel-story)
Anja bloggt über den Alltag ihrer Familie. Das Blog hat für sie einen vielfältigen Nutzen: “Ja, ich blogge, weil ich Vergangenes durch das Schreiben nochmal durchlebe. Analysieren kann, um dann festzustellen, dass ich Manches hätte Besser machen können oder das wir das doch ganz gut geschafft haben.” (villa kunter bunt)
Die Nähbloggerin ‘Mond’ (bimbambuki) gibt in einem Interview bei Sindy (meingewissesetwas) zu Protokoll:” Ein konkretes Ziel hat mein Blog nicht. Ich mag es, meine kleinen Werke zu teilen und damit vielleicht zu inspirieren, so wie mich Andere inspirieren.”
“Ich bin keine Mutter, die nur Mutter kann.” So hört sich das bei Mombloggerin Claudia an (wasfuermich). Ein kraftvolles Statement. Ein Blog lässt dich Talente ausleben, die sonst womöglich untergehen würden.
Mom-Bloggerin Dominika (frommunichwithlove) hat das Blog bei der Jobsuche geholfen. Sie schreibt in Warum es sich lohnt zu bloggen: “Gerade in meinem Bewerbungsprozess, der mit Unterbrechung seit dem Winter dauert, konnte ich es gut beobachten: alle Arbeitgeber, die mich zum Vorstellungsgespräch einluden, schauten sich meinen Blog genau an. Dadurch konnten sie sich besser vorstellen, wer ich bin, was ich tue und wie ich arbeite. ”
Konny (Herzenfreundinnen) präsentiert 10 Gründe, warum ich lieber nicht mit dem Bloggen angefangen hätte, um dann mit einer Liebeserklärung zu schließen: “Weil ich so oft erlebe, dass die Worte, die wir hier aussprechen, Gutes bewirken, weil sich mein Zeitmanagement in der Herausforderung schon gebessert hat, weil es stark macht, sein wahres Ich zu zeigen und zu merken, dass Menschen das mögen …”
Der Gegensatz zwischen Hobby und Beruf und der schwierige Weg zurück
Ernsthaft und engagiert zu bloggen ist mehr als hin und wieder einen Text herunterzuleiern. Bloggen ist kein Tagebuchschreiben. Wer ankommen will, wer Feedback wünscht, gar etwas bewegen will, für den wird Bloggen schnell zu echter Arbeit. Was das bedeutet, führt uns beispielhaft die Fitnessbloggerin Lou (fit-trio) vor, die ihren durchstrukturierten Tagesablauf verbloggt hat.
“Bloggen fordert. Irgendwann möchte man mehr, besser werden und das bedeutet, dass man an seinen Fähigkeiten arbeiten muss.” Das sagt Yasmin (weareinlovewith) in 10 Dinge, die ich durch das Bloggen gelernt habe.
Die Reisebloggerin Silvia sieht es so: “Jeder der glaubt ich mach mal schnell einen Blog, dem muss ich widersprechen. Planung, Konzeptionierung, Content schreiben, layouten und designen brauchen Zeit und Geduld.” (silviaschreibt).
Lisa, die als DIY-Bloggerin unterwegs ist, weist auf den Unterschied zwischen Talent und harter Arbeit hin: Vielleicht hab’ ich Talent. Vielleicht hab’ ich aber auch nur extrem viel Schweiß und Mühe investiert, dass ich das jetzt so gut kann.” (mein-feenstaub)
Kritische und warnende Stimmen sind öfter zu hören. Da wird beklagt, Blogs seien nicht mehr authentisch, seien zu kommerziell, weil es zu viele Kooperationen mit Firmen gibt. Und der Druck ständig Neues posten zu müssen, zerstöre den Spaß an der Sache. Suchmaschinenoptimierung hat uns die Unschuld gestohlen. Auch die Verlockungen des Geldes waren nicht ganz unbeteiligt daran. Selbst das Ende der Blogs wird immer mal wieder ausgerufen.
Das beschreibt die Foodbloggerin Elle so: “Wer einen Blog startet, sollte die Arbeit dafür lieben, denn es ist ein 24-Stunden-Job. Nur wer es liebt, wird sich auch die Zeit dafür nehmen. Gerade ein Food Blog ist extrem zeitaufwändig, weil neben dem Kochen auch das Photographieren dazu kommt.” (ellerepublic)
Jessi zählt 13 Gründe auf, warum sie nie erfolgreich sein wird und das auch nicht will: “Ich höre nun auf, mir darüber Gedanken zu machen, ob ich ‘richtig’ oder ‘falsch’ blogge. Ich blogge einfach. Und ich blogge gerne.” (terrorpueppi)
“Ich wünschte, ich könnte wieder unbeschwert bloggen wie am Anfang. Das Gefühl haben, dass ich mit DIR zusammen auf einer Dachterrasse beim Abendessen sitze und wir quatschen einfach. Ganz ohne Keywords und SEO.” So bringt es Dorota ehrlich auf den Punkt (nowshine).
Vreni (jaeckleundhoesle) ist schon weiter. In Scheiße, du bloggst besser als ich! sagt sie: “Um den anfänglichen Spaß am Bloggen zurück zu gewinnen, musste auch ich endlich eines begreifen: In dieser verrückten Internetwelt wird es immer jemanden geben, der es „besser“ macht. Das gilt, wer hätte es gedacht, natürlich nicht nur für Blogs, sondern auch für alles andere.” Vrenis Mantra: “Verbessern ja, vergleichen nein.”
Auch Bob (bobblume) hat einen längeren Weg bloggend zurückgelegt. In Mein eigener Lärm beschreibt er seine Entwicklung: “Mittlerweile blogge ich wieder, wann ich will. Vielleicht ist das meine dritte Phase. Ohne Leitlinien. Ich hasse Leitlinien. Ich hasse Pläne beim Bloggen oder Leute, die meinen zu wissen, wann man wie bloggen kann. Ich blogge, weil ich die Schnauze nicht halten kann.”
Sabrina (einapfelamtag) mag es noch deftiger. Ihre Konsequenz nach dem Scheitern hochgesteckter Ansprüche: “Scheiß auf Perfektion! Regelmäßig? Keine Ahnung, ist mir gerade auch völlig egal! Statt Konsequenzen zu ziehen und das Bloggen komplett an den Nagel zu hängen, mach ich´s jetzt einfach richtig.”
Alte und neue Blogger
Bevor es Blogs gab waren die sogenannte Content Management System unerschwinglich teuer und extrem kompliziert. Wer publizieren wollte, musste sich seine Seiten selbst zusammenlöten – mit HTML operieren oder Software einsetzen. Erst das Aufkommen der Weblogs hat das verändert, plötzlich konnte jeder publizieren. Das war aber nicht vor 3 Jahren wie manch Blogger der heutigen Generation denkt, sondern schon vor der Jahrtausendwende. Blogger[com] als Dienst gibt es bereits seit 1999, 2003 wurde es von Google übernommen. WordPress wurde Anfang 2004 veröffentlicht.
Katarina ist schon lange dabei, sie nennt sich selbst ironisch Blogprinzessin. Newcomer sind ihrer Auffassung nach zu ungeduldig: Katarina findet, “dass unheimlich viele neue Blogs gleich nach 3 Monaten super Zugriffszahlen haben wollen, die dicke Kooperation für einen vierstelligen Betrag und bitte in einem Atemzug mit „den Großen“ der Szene genannt werden wollen. Das finde ich ein bisschen verrückt.”
Ohne die frühen Blogs hätte es Social Medien wie Facebook vielleicht nie gegeben, weil kaum jemand bereit gewesen wäre ins Internet zu hineinzuschreiben. Foren waren eher privat und anonym. Aber sich und seine Leben in aller Öffentlichkeit auszubreiten, das war neu.
Lena (lenaliest) ist Buchbloggerin und 14 Jahre alt. Als die ersten Blogs auftauchten, gab es Lena noch nicht. Sie ist trotzdem keine Anfängerin und kann damals und heute miteinander vergleichen.
Anne kritisiert Social Media: “Viele von uns sind nun schon fast ein Jahrzehnt in diesem Business und zählen zu den Blogger-Omas. Natürlich lässt jede Faszination irgendwann mal nach, wird durch etwas anderes ersetzt und letzten Endes besinnt man sich wieder auf die Anfänge, wie alles begann. Nämlich auf dem Blog und nicht bei Snapchat.”(les-attitudes)
Kommerz, Rivalitäten und ein Gefühl der Enge
Wenn du Ambitionen hast, sei es, weil du dich als Experte zeigen willst, mit Gleichgesinnten in Kontakt kommen möchtest, ein exotisches Hobby hast, dich weiterentwickeln willst, deine Kreativität ausleben oder gar Geld verdienen willst, dann musst mehr tun.
Manch jungem Menschen ist das Bloggen allerdings schon zu anstrengend. Warum einen Text entwickeln, wenn man auch in die Kamera sprechen kann oder mit einem Foto viel mehr Klicks generieren kann. Bloggen ist doof, das ist voll der Aufwand, heißt es in einem Posting bei Juliary …
Elli (curvyfashionelli) wähnt Blogger auf dem Weg zum Alleinunterhalten. Sie sieht steigende Ansprüche: “Es reicht nicht mehr, einmal die Woche dein Outfit vor dem Spiegel zu präsentieren. Du musst Entertainer sein, deine Fans unterhalten, und zwar überall. Witzig, kreativ, in allen Bereichen ein Talent.”
Franzi ahnt etwas: “Aber es fühlt sich eher so an, als wäre das Bloggerkorsett zu eng geworden für mich.” Und ein paar Zeilen weiter: “Bloggen ist ein Business. Business will Geld und Erfolg sehen – das geht nie wirklich fair zusammen. Vielleicht killt das professionelle Bloggen das echte Bloggen?” (zukkermaedchen)
Auch Lisa (lisawegmann) sieht sich in ihrer Nische als Foodbloggerin eingeengt. Unter dem Titel “Warum ich kein Food-Blogger mehr sein will” (nicht mehr online) schrieb sie: “Ich kann nicht nur backen; ich kann noch viel mehr. Ich möchte über Dinge bloggen, die mich inspirieren, die mich glücklich machen und über die ich gerne schreibe.” Lisas Blog ist leider aufgrund eines Fehlers vor kurzem untergegangen.
Häufig vermutet wird, dass neue Blogs oft nur noch aus kommerziellem Interesse gestartet werden. Dahinter steht der Wunsch Gratisprodukte abgreifen zu können, sich auf schicken Events zu präsentieren, eine Szeneberühmtheit zu werden. Schuld daran sind die Vorbilder, die die Leichtigkeit des Glamourbloggers betonen und die Medien, die schief und falsch berichten, weil die Story dann besser ist. “Macht denn heute fast jeder nur einen Blog aus Gier oder Habsucht? Will man immer nur Geschenke und Goodies? Hat keiner mehr Spaß oder Hobby im Hinterkopf, sondern nur mehr Dollar- bzw. Eurozeichen in den Augen?”, fragt sich Trixie von Amigaprincess.
Die Münchner Fashion- und Lifestyle-Bloggerin Franziska spricht es gelassen aus: “Es gibt Blogs und es gibt Blogs, aber wer das Ganze wirklich professionell angeht, muss ein bisschen mehr tun, als schöne Bilder zu posten und mal hier mal da aus seinem Leben zu berichten.” Das ist viel Wahres dran. Ohne ständigen Einsatz schafft es niemand in die oberen Bereiche der Nahrungskette. Franziska erwähnt auch enormem psychischen und physischen Stress und weiß, dass alle etablierten Blogger Angestellte haben. Wusste ich nicht …
Madeleine Sophie (dariadaria) spricht im Video über ihren Job. Ihr Job, das ist das Bloggen. Ihre Probleme sind fehlende Privatsphäre und die Künstlichkeit ihrer Welt.
Bina ist Beautybloggerin (stryletz), sie erzählt, wie sie mit dem Bloggen angefangen hat: “Nichtsdestotrotz ist für mich mein Blog das hauptsächliche Tool. Hier finde ich Platz für meine Gedanken. Kann mit euch mehr teilen, als nur ein paar schöne visuelle Augenblicke.”
Binas Worte sind auf Instagram gemünzt, das sie als Konkurrenz oder gar Ablösung für Blog empfindet. Überhaupt gilt Instagram als stressauslösender Faktor unter Modebloggerinnen. Mag das Bloggen an sich friedlich sein, zeigen sich in in Bezug auf Instagram Anfänge von Zickenkrieg. Instagram ist ein krasser Stressfaktor in einigen Nischen. Denn der Dienst ist für modeorientierte Damen und Herren von größter Wichtigkeit.
Mitunter wird da das Blog sogar zur Nebensache. Aus dem Blogger wird der Instablogger. Nicht nur bei Franziska fließen drei bis vier Stunden täglich in die schöne neue Bilderwelt. Ein Blog gehört mir ganz allein. Ich habe Einfluss drauf, es wird keine Zuckerbergsche Algorithmen geben, die meine Beiträge nur noch nach Beliebtheit anzeigen … Instagram ist bereits dabei, nach dem Vorbild von Facebook, die organische Reichweite zu verringern. Der Algorithmus ist der Feind des Publishers. Ausgleichen kann man das nur mit noch mehr Fotos oder mit Geld. Aber wer bloss Fotos hochlädt, ist eigentlich gar kein Blogger …
Wahrscheinlich aber sind sich viele Bloggerinnen der Problematik durchaus bewusst. Jedenfalls bin ich häufig auf kritische Hinweise wie bei Verena (whoismocca) gestoßen: Stellt euch mal vor, Instagram „sperrt zu“. Dann ist der Job von Heute auf Morgen weg.
“Traurigerweise checken viele Agenturen die Follower der Blogger nur oberflächlich. Gekaufte Fans, gekaufte Likes, gekaufte Kommentare – heute alles kein Problem.” Das beobachtent Lisa (einzimmervollerbilder) in Was bin ich als Blogger noch wert?
Sarah (josieloves) zeichnet ein noch drastischeres Bild: Wie Instagram die Blogs zerstört. Soweit die Aussicht für Mode-, Fashion-, Beauty- und Glamourblogger.
Auch die Modebloggerin Svenja sieht die Auswüchse: “Besonders bekommt man die Stutenbissigkeit unter den Fashion Bloggern zu spüren. Da scheint einem keiner die Butter zum Brot zu gönnen. Nase zum Himmel tragen scheint Programm. Hauptsache man stoplert nicht irgendwann einmal darüber. In der Beautyszene hingegen übt man lieber das hinter dem Rücken Getuschel.” (strasskind)
“Die Blogosphäre ist oberflächlich und voller Neid und Missgunst. Küsschen hier, Smalltalk da – 10 Minuten später wird gelästert bis zum Morgengrauen.” So beginnt Dianna (thefashionanarchy) ihr Stück Warum mich das Bloggen in den Wahnsinn treibt. Na klar, das ist wieder auf die Modebranche gemünzt. Die ein wahres Haifischbecken zu sein scheint. Aber wundert das jemanden?
Auch Vita (vitacorio) denkt über ihre Kolleginnen und die die Bloggergesellschaft nach. Und das liest sich so: “Meistens betone ich, dass ich gerne Mehrwert schaffen möchte und nicht nur Werbeplattform sein will, aber bei manchen stößt man da schnell auf taube Ohren.”
Wohin geht die Reise?
Henning sagt: “Und dem einen oder anderen Blogger würde es gut tun, auch über den Tellerrand zu schauen, wie das andere machen. Das passiert aber zu wenig.” (henning-uhle)
Sogar ein Bloggerverein hat sich inzwischen zusammengefunden. Eine Lobby nur für Blogger. Markus schreibt als Beteiligter dazu: “Bereits heute zeichnet sich ab, das Blogs, die sich lohnen – von Mode bis Reise, von Food bis Technik – gewissen Standards genügen müssen, um dauerhaft nennenswerte Umsätze zu generieren.” (pflugblatt)
Insbesondere Buchblogger diskutieren das Thema. Die einen wollen sich ihr Hobby nicht nehmen lassen, die anderen liebäugeln mit einer Professionalisierung und möglicherweise bald sprudelnden Einnahmen. Die es so allerdings bislang nicht gibt. Die Verlage geben sich monetär zugeknöpft und halten sich Buchblogger als kleine Feierabend-Marketingmaschinen, die Freiexemplare und Gutscheine mit echter Liebe und überquellender Begeisterung vergelten. Buchbloggerin Sookie drückt es so aus: “Die großen Verlage mit einem entsprechenden Werbebudget haben Blogger längst instrumentalisiert.” (beziehungsstatus-romane)
Andere wollen da nicht mitmachen und sehen einen Zwang. “Ja, es gibt professionelle Blogs, die einzig darauf ausgelegt sind, Geld zu verdienen. Dagegen ist auch nichts einzuwenden. Aber die Aufforderung an alle Buchblogger, sich gefälligst zu professionalisieren, halte ich für eine Unverschämtheit, weil sie impliziert, dass gefälligst jeder mit seinem Blog Geld zu verdienen hat.” Das schreibt Stefan für Phantanews in seinem Artikel Buchblogs müssen sich professionalisieren? Einen Scheiß müssen Buchblogs!
Müssen Modebloggerinnen ihre Seele verkaufen und dürfen dafür ihre Hülle behalten? Dürfen Beautybloggerinnen laut werden? Erfolgreiche Mode- und Lifestylebloggerinnen kommen aus einer Gegend, die als harmlos und angepasst gilt. Aus dieser Richtung erwartet niemand Kritik an herrschenden Zuständen. “Fashionblogger sind nicht mehr Redakteure sondern Influencer, Werbegesichter und gerngesehene Gäste auf Premieren und VIP Events. Sie sind Stars, Milliardäre und Meinungsmacher.” So beschreibt Nelly die Szene (bronzingeyes).
https://www.drweb.de/egoblogger/
Doch wer erstmal seine Stimme entdeckt, kommt irgendwann darauf, dass die auch noch zu etwas anderen gut sein könnte. Dass man sich einbringen, mitreden und mitgestalten kann. Mit tausenden Fans und Followern, mit einer eigenen Gefolgschaft, mit Schreibroutine, gestählt durch hunderte von Postings hat man so seine Möglichkeiten. Wer, wenn nicht ihr? Google doch mal “Sweatshop Film Blogger”.
Linn (linnmaira) ist Lifestylebloggerin und Journalismus-Studentin. Sie schreibt unter dem Titel Warum gerade Blogger mehr kritisieren sollten: “Ich glaube nicht, dass jeder Modeblogger dieser Welt nur an Mode interessiert ist. Ich bin fest überzeugt davon, dass dort junge kreative und hoffentlich auch kritische Köpfe hinterstehen, die wählen gehen, die sich mit Problemen auseinander setzen, anstatt sie einfach auszublenden. Ich würde mir einfach wünschen, dass diesem Hinterfragen Platz gegeben wird.”
Beautybloggerin Dorina (adelineundgustav untergegangen) wünscht sich zurück zu den Anfängen und will wieder Spaß haben. Sie erkennt die hohle und scheinheilige Seite der kommerziellen Modewelt: “Ja es ist toll, Produkte umsonst zugeschickt zu bekommen, zu Events zu gehen oder auch mal die ein oder andere Hotelübernachtung zu erhalten. Man gewöhnt sich schnell an die positiven Dinge und kämpft umso mehr mit den negativen. Ein bisschen blöd komme ich mir schon vor, denn letztendlich geht es nur um materielle Dinge.”
Auch Franziska ist Fashionbloggerin. Sie erklärt per Posting entschlossen: ICH schreibe, was ICH will! “Natürlich berichte ich auch weiterhin hauptsächlich über Mode und den ganzen Kram, jedoch habe ich gemerkt, dass die Posts, in denen ich klar Stellung beziehe, am besten bei euch ankommen. Zudem macht mir das Schreiben dieser Beiträge ehrlich gesagt mehr Spaß, als eine Collage mit den neuesten Trends zusammenzustellen.”
There’s Gonna Be Some Bloggin’ …
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