Auch Deutsch heißt die Sidebar Seitenleiste. Sie ist das, was links oder rechts am Rand eines Website zu sehen ist. Meistens findet man dort eine Navigation und mehr oder weniger hilfreiche Extras.
Wie soll man es mit der Sidebar halten?
Gerade alte Blogs sammeln so einiges an. Sie werden fett und unbeweglich. Die Inhalte betrifft das ebenso wie die Präsentation an sich. Messiehafte Überladenheit und bequeme Schwerfälligkeit breiten sich aus. Ein Blogputz könnte helfen. Die Sidebar ist meistens besonders betroffen.
Man zeigt diverse Extras, Widgets, Erweiterungen und Features, von denen man sich erhofft, sie würden die Besucher auf den Seiten halten, zu mehr Seitenaufrufen oder Umsätzen führen oder das Besuchserlebnis verbessern. Je mehr Inhalt ein Blog besitzt, desto mehr Navigation und Hilfe scheinen nötig zu sein.
Die Sidebar ist des Bloggers liebster Spielplatz
Alles wird in guter Absicht ausgetüftelt, probiert und eingebaut. In wochenlanger Arbeit inklusive Tests und Entwicklungsserver. Der Spieltrieb wird ausgelebt. Eine gut bestückte Sidebar verspricht die Lösung aller Probleme.
Meine Vorstellung ist eine andere. Conterest hat keine Sidebar. Aber das war früher anders. Ich denke, von Mätzchen wird sich niemand beeindrucken lassen. Tatsächlich lenken die vielen Funktionen und Möglichkeiten eher ab, verringern die Ladezeit, erschweren die Auswahl, fordern dem Leser unnötige Entscheidungen ab. Zu viel Ablenkung macht uns das Leben schwer.
Was gehört in die Sidebar?
- Tagwolke
- Monatsarchiv
- Zufallszitat
- Zufallsbild
- Liste mit den letzten Kommentaren
- Liste mit den gefragtesten Artikeln
- Liste der Kategorien
- Schlagwortliste
- Social Buttons
- Twitterfollower, Facebookfans, Instagramfotos …
- Pinterest Pinnwände
- Mini-Menüleisten
- Awards und andere Trophäen
- Blogringe, Tauschaktionen
- Suchbox
Allesamt Löschkandidaten. Obwohl … Die Suchbox in der Sidebar ist zweifellos wichtig. Eine noch bessere Figur gibt sie allerdings im Kopfbereich ab. Auch vor oder nach dem Inhalt kann sie platziert werden. Der Fußbereich ist dann allerdings eher suboptimal. Denn Hand aufs Herz, einen Footer brauchst du auch nicht, oder?
Tatsächlich verzichten Blogs und Magazine, auch die ganz Großen, immer häufiger komplett auf die Sidebar. Wie das kommt? Es ist der Einfluss der Smartphones. Immer mehr Leute surfen mobil. Eine Sidebar hat aber kaum Platz auf kleinen Bildschirmen. Da ist es nur logisch, sich in Verzicht zu üben und komplett auf Seitenleisten zu verzichten.
Die Navigation wandert in den Kopfbereich. Und dort wird sie dann gern durch Off-Canvas Elemente ersetzt und in sogenannten Hamburgermenüs versteckt. Auch eine aufklappbare, voll bestückte Sidebar kann auf diese Weise realisiert werden.
Was passt in die Sidebar?
Gut aufgehoben in einer Sidebar ist deine persönliche Vorstellung (Bio), die der Firma oder des Teams in Bild und Text. Daran sollte man nicht sparen.
Auch die Newsletterbox ist in der Sidebar nicht verkehrt. Doch gibt es taugliche alternative Möglichkeiten. Sie lässt sich über ein PopUp oder eine Scrollbox ebenso eindrucksvoll in Szene setzen wie mittels einer Sticky-Bar, die am oberen oder unteren Rand kleben bleibt. Oder man platziert die Box unter oder in die Artikel. Die Sidebar braucht es dazu nicht.
Für jedes Element gibt es einen Grund, der seine Existenz rechtfertigt. Verteidiger der Funktionen können wohlüberlegte Ideen ins Feld führen. Dennoch denke ich, dass es die Gesamtheit der Optionen ist, die einen ungewollten negativen Effekt hervorbringt. Mehrfach gut gemeint steht in der Summe leider nicht immer für Erfolg. Featuritis Overkill.
Jetzt zum entscheidenden Punkt. Führt dieses rücksichtslose Jäten nicht zu einer höheren Bouncerate (Absprungrate) und zu weniger Seitenaufrufen? Nein, wahrscheinlich passiert überhaupt nichts. Die Bouncerate könnte entgegen üblicher Erwartungen sogar zurückgehen.
Aber beschweren sich die Besucher nicht? Dass der eine oder andere Leser lieb gewonnene Funktionen vermisst, wäre nicht überraschend. Das muss das Blog abkönnen.
Hab keine Angst vor dem Aufräumen
So wie du deinen Schreibtisch manchmal ein Großreinemachen gönnst oder einen Hausputz startest, darf man das auch im Blog und auf der Website tun.
Und dann wäre da natürlich noch die Werbung, die zu ihrem Recht kommen will. Die Sidebar ersetzt im Internet Plakatwände, Verteilerkästen und Litfaßsäulen. Wer aber keine Werbung hat, auch in eigener Sache nicht, hat einen Grund mehr auf Leisten zu verzichten.
Und Google? Wird die Suchmaschine nicht negativ reagieren, wenn so viele Verlinkungen entfernen wurden? Erkenntnisse in Form von Zahlen kann ich nicht liefern. Google wird eine voll bestückte Sidebar kaum benötigen. Verlinkungen sollte es auf jedem Blog genug geben, besonders innerhalb des Contents. Einen weniger aufgeblasenen Quellcode, mehr Übersicht und schnellere Ladezeiten weiß der kalifornische Machthaber aber durchaus zu schätzen.
Im Umkehrschluss bedeutet es dann auch, dass man sich die Mühe sparen kann. Besser, man investiert Energie und Ideen an anderer Stelle. In den Content zum Beispiel. Trotzdem werden die Seitenleisten auch in Zukunft nicht aussterben. Die Verlockung, die sie ausstrahlen, ist einfach zu groß.
Werkstattbericht 🔧
Im Beitragsbild verwende ich die folgenden Google Fonts: Bungee und Share Tech Mono. Den geometrischen Würfel fand ich bei Pixabay.