von Frank Puscher
Wer keine Videokamera besitzt oder sich schwer damit tut, Filme in seinen Rechner zu bekommen, der kann sich auch mit Standbildern behelfen. Durch subtil gesteuerte und geschickt platzierte Vektor-Animationen, lassen sich Still-Leben zum Leben erwecken.
Im Folgenden erzeugen wir zwei Varianten des gleichen Effekts. Einmal dampft es aus einer Kaffeetasse, einmal qualmt eine Zigarette vor sich hin. Die kleinen aber wichtigen Unterschiede beider Animationen können verdeutlichen, worauf Sie bei Ihrem Motiv achten müssen.
Durch den starken Weichzeichner ist der Vektor-Dampf kaum von echtem zu unterscheiden
Wählen Sie zunächst eine Kaffee- oder Teetasse als Motiv. Sie sollte entweder ganz im Profil oder leicht schräg von oben aufgenommen worden sein. Bei Motiven, die aus zentraler Vogelperspektive aufgenommen wurden, entweicht der Dampf nicht zum oberen Bildrand, sondern er dehnt sich in alle Richtungen aus, während er verschwindet.
Ein Tässchen Kaffee
Platzieren Sie das Bild auf der Bühne, passen Sie die Bühnengröße darauf an und sperren Sie die Ebene. Erzeugen Sie eine zweite Ebene.
Nun nehmen Sie das Pinselwerkzeug, wählen eine weiße Farbe und zeichnen ein paar völlig beliebige Wölkchen etwas über dem Mittelpunkt der Tasse. Je zufälliger, desto besser. Nahmen Sie den Radiergummi zu Hilfe um ein paar Löcher in die Struktur zu reißen.
Die Grundstruktur für den Dampf ist eine ganz einfache Vektorzeichnung
Wandeln Sie nun die komplette ausgewählte Grafik in ein MovieClip um. Wiederholen Sie den diesen Vorgang. Nun haben wir ein MovieClip, dass in einem MovieClip verschachtelt liegt. Das ist die Vorraussetzung für die Anwendung eines Weichzeichner-Filters.
Klicken Sie doppelt auf das Container-Clip, um in dessen Bearbeitungsmodus zu gelangen. Nun wählen Sie das Wolken-Clip aus, gehen im Eigenschaftsinspektor auf das Register „Filter“ und klicken dort auf das Plus-Symbol. Wählen Sie den „Weichzeichner“ („Blur“). Nun heben Sie die Verbindung zwischen horizontaler und vertikaler Filterung auf, in dem Sie auf das Vorhängeschloss klicken. Verfremden Sie die „Wolke“ etwas mehr in die Breite als in die Höhe. Die genauen Werte hängen von Ihrem Motiv ab. In jedem Fall bedeckt die Wolke nur einen inneren Bereich der Kaffeetasse. Die Anpassung können Sie später auch mit dem Skalieren-Werkzeug durchführen.
Sie können den Weichzeichner nur auf MovieClips (und Text) anwenden
Der Rest ist denkbar einfach. Setzen Sie nach acht Frames ein weiteres Schlüsselbild, schieben Sie die Wolke nach oben und machen Sie sie breiter. Aktivieren Sie ein Tweening zwischen den beiden Schlüsselbildern. Gehen Sie noch mal acht Bilder weiter, setzen auch dort ein Schlüsselbild und verschieben die Wolke nach oben aus dem Bild. Ziehen Sie diese sehr breit. Nun müssen Sie noch die Transparenzwerte anpassen. Im ersten und letzten Frame ist der Alphawert der Wolke „0“, im mittleren so um „50“. Je dunkler Ihr Hintergrundmotiv um so weniger Deckkraft benötigt der Dampf.
Finetuning
Damit der Effekt nicht zu gleichförmig erscheint, bietet es sich an, noch eine zweite Wolke zu zeichnen und diese zeitlich versetzt zur ersten zu animieren. Dadurch bekommen Sie auch die Möglichkeit, einen kontinuierlichen Dampfaufstieg als Loop zu realisieren. Klicken Sie dazu in der zweiten Animationsebene auf Frame 16, den letzten Frame der ersten Animation. Setzen Sie ins bestehende Tweening ein Schlüsselbild. Sie sehen: Flash teilt die Animation in zwei Tweenings. Klicken Sie das soeben erzeugte Schlüsselbild an, halten Sie die Shift-Taste gedrückt, klicken Sie auf das letzte Schlüsselbild in der gleichen Ebene und wählen Sie über die rechte Maustaste: „Bilder kopieren“.
Für eine nahtlose Schleife müssen Sie die zweite Animation unterbrechen und in Frame 1 fortsetzen
Klicken Sie auf den ersten (leeren) Frame dieser Ebene mit der rechten Maustaste und wählen Sie „Bilder einfügen“. Der komplette Animationsteil wird nun dort eingefügt. Damit keine Verzögerung in der Bewegung entsteht, müssen Sie nun im ersten Frame die Wolke etwas nach oben verschieben.
Markieren Sie nun alle Bilder in der zweiten Ebene, die nach dem 16 Frame noch kommen und löschen Sie zuerst das Schlüsselbild (Shift+F6) und dann die anderen Bilder (Shift+F5). Der Ordnung halber können Sie auch das Tweening noch deaktivieren. Fertig.
Die Rauchsäule
Der Rauch einer Zigarette funktioniert generell etwa anders, als der wolkige Dampf einer Teetasse. Er besitzt eine dunklere Färbung, ein leichtes grau und er steigt als schlanke Säule nach oben. Dabei beschreibt er eine schlängelnde Bewegung.
Die Rauchfragmente werden grafisch aneinander ausgerichtet und zeitversetzt abgespielt
Die Grundbauweise ist die gleiche. Statt der „Wolke“ malen Sie aber eine ungleichmäßige Schlangenlinie. Markieren Sie die gesamte Schlangenlinie und schneiden Sie sie aus. Erzeugen Sie nun nacheinander vier Movieclips („Einfügen/NeuesSymbol“) mit fortlaufender Nummerierung, von denen jedes einen Bogen der Linie enthält.
Realisieren Sie nun innerhalb des Container-Clips die Animation für das erste Rauchsegment. Dabei verbreitert sich der Rauch im Lauf der Bewegung nur geringfügig, wird aber ebenso transparent. Vergessen Sie dabei den Weichzeichner-Filter nicht.
Fertiger Flashfilm
Nun kopieren Sie wie oben beschrieben die komplette Animation, fügen Sie sie auf einer neuen Ebene in Frame 5 wieder ein. Klicken Sie nun auf das Movieclip mit dem Rauch-Fragment, gehen Sie in den Eigenschaftsinspektor, wählen Sie „Austauschen“ und nehmen Sie das nächste Movieclip mit Rauch. Wiederholen Sie den Vorgang für alle drei Schlüsselbilder. Nun klicken Sie im Schlüsselbild in Frame 5 doppelt auf das Fragment und verschieben die Grafik so, dass sie unten am ersten Fragment anschließt.
Mit den Rauch-Fragmenten drei und vier verfahren Sie genauso, wobei Sie die Animation des vierten Fragments auch wieder teilen und im ersten Frame fortsetzen können, wie schon beim Kaffee.
Sollte Ihnen der Rauch in der Vorschau zu wuchtig erscheinen, so können Sie die gesamte Rauchsäule schlanker machen, in dem Sie in „Szene1“ das Container-Clip horizontal skalieren. ™
FLA-Dateien zum Download:
Erstveröffentlichung 09.11 .2007
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