Im Gesundheitswesen ist die Patientensicherheit das A und O. Das Qualitätsmanagement in diesem Bereich etablierte sich etwa um die Jahrtausendwende und wird nun stetig weiterentwickelt. Ein erstes Ziel war beziehungsweise ist dabei die Optimierung der Arbeit von Ärztinnen und Ärzten sowie medizinischen Fachgruppen.
Auch hier werden die Anforderungen jedoch immer komplexer. Dem muss auch das Qualitätsmanagement Rechnung tragen. Die jüngsten Anpassungen stammen aus dem Jahr 2016 und sind in der Neuauflage des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) näher aufgeführt.
Bedeutsam ist darüber hinaus die Einhaltung der DIN EN ISO 9001, die alle Mindestanforderungen bei der Prozess-, Struktur- und Ergebnisqualität definiert. Gesundheitseinrichtungen unterliegen jedoch keiner Zertifizierungsverpflichtung.
Typische Beispiele des Qualitätsmanagements sind neben der Qualitätssicherung die Einhaltung des Behandlungsvertrages und der damit zusammenhängenden Datenschutzauflagen.
Welche Vorteile haben Einrichtungen von einem durchdachten Qualitätsmanagement?
Das Qualitätsmanagement hilft Ihnen, einrichtungsinterne Ziele zu definieren und umzusetzen. Die erwähnte Patientensicherheit steht dabei an erster Stelle. Sie können diese etwa durch das Risiko- und Beschwerdemanagement und durch Hygienemaßnahmen optimieren.
Diese Optimierung gelingt am besten via PDCA-Zyklus („Plan-Do-Check-Act“). Damit können Sie nicht nur das bereits erreichte Qualitätslevel halten, sondern im Idealfall sogar weiter steigern.
Hierfür ist die Beauftragung einer für das Qualitätsmanagement qualifizierten Person sinnvoll.
Alternativ oder ergänzend greifen Sie im Zuge dessen auf ein System zu, das Sie durch Informationsbündelung in der systematischen Prozesssteuerung unterstützt.
Wie genau Sie die Qualitätsmanagementprozesse im Gesundheitswesen automatisieren können, lesen Sie hier.
Ein durchdachtes Qualitätsmanagement bringt Ihnen und Ihrem Unternehmen bzw. Ihrer Einrichtung eine Reihe von Vorteilen, wie beispielsweise:
- Allen voran die Verringerung von Fehlern mit gesundheitlichen Folgen und Folgekosten
- Die Steigerung der Effizienz und Produktivität
- Die Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit
- Die Förderung der kontinuierlichen Verbesserung und Innovation
Welche Aufgaben erfüllen Qualitätsmanagementbeauftragte im Gesundheitswesen?
Qualitätsmanagementbeauftragte koordinieren das komplette Qualitätsmanagement. In ihrer Position sind sie die Schnittstelle zwischen der Geschäftsführung und den Mitarbeitenden.
Zu ihren Aufgaben gehören unter anderem:
- Einführung bzw. Weiterentwicklung eines Qualitätsmanagementsystems (QMS) nach den Anforderungen der ISO 9001 und des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA)
- Durchführung von Qualitätsanalysen, Risikobewertungen und Verbesserungsmaßnahmen
- Planung, Vorbereitung und Begleitung von internen und externen Audits
- Schulung und Beratung der Mitarbeitenden in QM-Themen
- Sicherstellung der Patientensicherheit und -zufriedenheit
- sie informieren über aktuelle Themen,
- leiten einen regelmäßigen Austausch zu angedachten oder bereits vorgenommenen Verbesserungen,
- koordinieren diverse Bereiche, die für das Qualitätsmanagement eine Bedeutung haben,
- betreiben ein Beschwerdemanagement, indem sie Beschwerden von Patienten, dem eigenen Team oder von extern aufnehmen und auswerten,
- betreiben ein Fehlermanagement, indem sie Fehlermeldungen überwachen und das CIRS (Critical Incident Reporting System) betreiben,
- und betreiben eine Dokumentenlenkung, also die Protokollierung und Archivierung von Dokumenten und Ordnerstrukturen (idealerweise durch den Einsatz einer professionellen Software).
Wie sieht die Durchführung des Qualitätsmanagements im Alltag aus?
Qualitätsmanagement ist die Herausforderung, von der Theorie in die (hier sogar doppeldeutig gemeinte) Praxis zu kommen. Als Qualitätsmanager oder -managerin nutzen Sie alle sinnvollen Bestandteile bestehender Strukturen und bauen dort, wo es notwendig ist, neue, verbesserte Strukturen darauf. Sie entdecken also bereits vorhandene Potenziale und fördern gleichzeitig neue Ideen, die den Status quo verbessern.
Dabei ist es nicht die oberste Prämisse, jeden noch so kleinen Fehler verhindern zu wollen, denn dies wäre eine Illusion. Aber Sie können feststellen, wo eventuelle oder tatsächliche Fehlerquellen liegen, um diese weitestgehend einzudämmen.
Ein typisches Beispiel aus der Gesundheitsbranche ist etwa die Verwechslung bei der Ausgabe von Medikamenten oder bei der Erstellung von Rezepten. Das Risikomanagement spielt in diesem Zusammenhang für das Qualitätsmanagement eine wesentliche Rolle. Hier spielt das CIRS (Critical Incident Reporting System) eine wichtige Rolle, da sich damit viele Fehler erkennen lassen, bevor sie geschehen.
Diese Erfahrungen können Sie einfließen lassen in die Entwicklung korrigierender oder vorbeugender Maßnahmen. Solche Schritte sind in vielen Fällen nicht nur für eine einzige, sondern gleich für mehrere Stationen oder Abteilungen sinnvoll, wenn vergleichbare Probleme dort ebenfalls auftreten.
Bedeutsam ist darüber hinaus das Beschwerdemanagement. Unter diesen fallen Aufnahme, Sammlung und Evaluierung von Beschwerden. Auch das Finden einer passenden Lösung gehört zu Ihren Aufgaben im Qualitätsmanagement. All dies erfolgt unter Einbeziehung der sich beschwerenden Personen und natürlich der im Einzelfall betreffenden Gruppen.
Im Gesundheitswesen können dies Patientinnen und Patienten, Pflegepersonal oder Ärztinnen und Ärzte sein, aber auch andere Stellen, vom Hausmeister bis zur Köchin. Auch Angehörige dürfen an dieser Stelle nicht vergessen werden.
Gutes Qualitätsmanagement bedeutet in diesem Zusammenhang, das Ausmaß der Beschwerde und des damit verbundenen Risikos zu erkennen und richtig einzuschätzen. Ein defekter Fernseher im Patientenzimmer ist ein Ärgernis, mangelnde Hygiene hingegen kann hingegen lebensbedrohliche Auswirkungen haben.
Genau wie beim Risikomanagement gilt auch hier, alle Fälle nicht nur zu dokumentieren, sondern zu archivieren, zu verfolgen und weiteren davon betroffenen Stellen die Informationen zur Verfügung zu stellen.
Gleichzeitig geben Sie als Qualitätsmanager oder -Managerin die Steuerung und Optimierung des Informationsflusses nicht aus der Hand. Nur dann können Sie Verbesserungen einleiten und überprüfen, ob diese Maßnahmen tatsächlich die gewünschte Wirkung entfalten.
Wer kann eine Ausbildung zur bzw. zum Qualitätsmanagementbeauftragten im Gesundheitswesen absolvieren?
In Arztpraxen empfehlen sich meistens die internen medizinischen Angestellten als QMB – also (Alten-) Pflegekräfte, medizinische Fachangestellte oder auch Ärzte.
Wenn Sie bereits in einer Praxis oder Klinik arbeiten und sich für eine solche Stelle interessieren, können Sie sich dafür ins Gespräch bringen.
Dafür ist eine Schulung notwendig, die Sie etwa bei der TÜV NORD Akademie durchführen können. Die Maßnahme dauert etwa drei bis vier Wochen bei wöchentlich 3 x 1,5 Schulungs- sowie zwei Selbstlerntagen. Sie treffen sich virtuell oder in Präsenz, wobei offene Fragerunden, Diskussionen und ein breit gefächerter Austausch wesentliche Bestandteile sind. Außerdem erwarten Sie die folgenden Lerninhalte:
- Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA),
- Gesamtüberblick über die Qualitätsnorm ISO 9001
- Grundlegendes Wissen zu Kern-, Management- und unterstützenden Prozessen,
- Fachwissen zur Erstellung von Prozessen
- Anforderungen an das Dokumentationsmanagement,
- Skalierung von Chancen und Risiken und
- Das Wissen zur Einleitung von Maßnahmen für Korrekturen und Fehlerbehebungen
Für das Qualitätsmanagement sollten Sie idealerweise bereits kommunikative Kompetenzen mitbringen, delegieren können und Durchsetzungsvermögen besitzen.