Onlinekurse versprechen eine Menge. Doch vor einfachen Erfolgsrezepten, die du für teures Geld bei vermeintlichen Gurus oder Experten erstehen kannst, muss gewarnt werden. Manche Kursleiter geben nur angelerntes theoretisches Wissen weiter und haben selbst noch nichts geschafft außer Tipps aus zweiter Hand zu versilbern. Was ist dran an der Sache?
Wenn du dir etwas aufbauen willst, das Abenteuer starten willst, dann wird es dir vielleicht schwerfallen den Lockrufen zu widerstehen, die du überall betörend hören kannst. Kurse, Seminare, Volkshochschule, Camps und Universitäten dienen sich dir an – alles online versteht sich. Und sie führen gute Gründe ins Feld, machen die Sache schmackhaft für dich. Du wärest ja schön blöd, würdest du die Chancen nicht nutzen. Wenn nur die Kosten nicht wären. Denn die Onlinekurse – einige Webinare bilden die Ausnahme – gibt es nicht für lau.
Ich habe ein eher reserviertes Verhältnis zu dieser Form der Wissensweitergabe. Einerseits … Online Lernen ist toll. Andererseits … Du brauchst keinen Kurs, wenn du gute Blogs kennst, wenn du die Wikipedia bedienen kannst, dir ein paar gute eBooks zulegst und ein Händchen dafür hast, dir Wissen online zu erschließen.
Die Preise bewegen sich im Mittel zwischen ein- bis zweihundert Euro. Auch wenn die Bloggerei und das Schreiben weder ein Ausbildungsberuf ist, noch an der Uni studiert werden kann, gibt es daran angelehnte Offerten.
Du kannst dich bei der deutschsprachigen Blogging University zum Blog Doktor examinieren lassen und dafür 747,- Euro bezahlen oder ein Bloggerzertifikat der Studiengemeinschaft Darmstadt für 1512,- Euro anstreben. In wie weit das preislich gerechtfertigt ist, kann ich nicht beurteilen. Aber ich weiss, dass es wahrscheinlich auch ohne die organisierte Anstrengung geht.
Taugen Onlinekurse und Seminare als Einstieg in die Welt des Bloggens?
Schulungen und Onlinekurse bieten Orientierung. Du bist nicht allein. Es ist schön, einem vorgegebenen Pfad folgen zu können. Es ist gut, wenn da jemand ist, der sich auskennt. Eine Anleitung oder ein Rezept zu haben, das hilft in die Spur zu kommen. Auch wenn das Rezept die Individualität und Authentizität betont und herauskehrt. Wer authentisch sein will, hat es schwer. Denn in dieser Lage hat man die Authentizität bereits verloren. Das Gleichgewicht fehlt. Es ist schwierig, es wieder hinzubekommen.
Ja aber, könntest du einwenden, es gibt doch die Fashion- und Beautyblogger auf Instagram mit Handtaschen voller Geld. Die machen fast nichts, sehen nur gut aus – oder was man dafür hält – und recken ihre bulimischen Luxuskörper in Profikameras.
Auch wenn es das online Magazin Style Ranking davon ausgeht, dass es in Deutschland inzwischen mehr als 6.000 Modeblogs gibt. Nur wenige können davon leben. Sie hatten Glück. Sie sind Models. Das ist ein anstrengender Beruf. Ein gelungenes Foto bedeutet stundenlange Arbeit. „Als Blogger hat man nie Ferien oder Feierabend“, verrät die Fashion-Bloggerin Michèle Krüsi im Interview. Gutes Aussehen reicht eben nicht.
Es geht um Träume
Zweifellos gibt es Menschen, die durch das Internet oder die Arbeit darin wohlhabend geworden sind. Aber sie sind es nicht deshalb geworden, weil sie gerade Zeit hatten oder unter glücklichen Umständen unter einem lachenden Himmel diesen sagenhaften Kurs gebucht hatten.
Die meisten erfolgreichen Leute haben sich ihren Erfolg erarbeitet. Und wenn das ihr Geschäft ist, also das Erfolgreichsein an sich, dann versuchen sie hinterher, es leicht aussehen zu lassen. So als könne es jeder. Aber es kann eben nicht jeder. Nicht alle zur gleichen Zeit. Nicht alle mit derselben Masche. Es sieht nur so aus. Das ist der Trick.
Wenn jemand als Reiseblogger eine große Nummer geworden ist, dann beschreibt er sein tolles Leben in der Ferne und zeigt dir Fotos davon. Er regt Bilder in dir an, weckt Träume und Sehnsüchte. Du willst das dann auch. Und zufälligerweise hat die Reisekoryphäe den passenden Onlinekurs gleich für dich parat. Klicke hier …
Du brauchst nur ein paar Hundert Euro und ein bisschen Zeit. Er wird dir nicht sagen, dass er sich über Jahre den Arsch aufreißen und auch mal unangenehme Dinge tun musste. Das wäre so, als würde ein Hotel seine Rückseite fotografieren lassen für den Hotelprospekt. Die Seite mit den Mülltonnen, da wo die Arbeit sichtbar wird. Das macht man nicht. Denn das verkauft sich nicht.
Reiseblogger Patrick Hundt sieht es inzwischen kritisch. Er schreibt darüber wie Blog-Kurse die Blogger versauen: “Ich bin mittlerweile von manchen Einsteigern genervt. Nicht, weil sie nicht wissen, was zu tun ist und mal eine Frage stellen. Nein, ich bin genervt, weil sie alle die gleichen Online-Kurse absolvieren und jetzt nach Schema F vorgehen.”
So ein Onlinekurs mag gut für dich sein. Er regt an, motiviert, zeigt dir einen Weg. Nur werden die meisten Teilnehmer sich als Profiblogger niemals durchsetzen. Was solls, nicht jeder erwartet das von sich. Und du lernst immer. Auch wenn es nur die Erkenntnis ist, wie es nicht geht. Selbst komplett unkommerzielles Bloggen kann deinen Horizont mächtig erweitern. Lege nur nicht zu viel Hoffnung in die Sache.
Banalitäten und Halbwahrheiten
Übrigens besteht ein Unterschied darin, ob dir jemand eigene Erfahrungen nahebringt oder ob es sich bloß um angelerntes Wissen handelt, das der Trainer von eigenen Gnaden sich selbst über Kurse angeeignet hat. Wissen aus zweiter Hand. Viele solche Ratschläge enttäuschen deshalb. Viele solche Ratschläge sind banal. Viele solche Ratschläge bringen Sätze wie: “Du musst Keyword-Recherche betreiben, dann weisst du, was die Leser wollen und kannst sie passgenau beliefern.” Oder: “Du musst zur Marke werden”. Aber das ist Quark.
Denn das sind Halbwahrheiten. Sie sind zwar nicht grundsätzlich falsch, es fehlt aber der Kontext. Die Situation muss die Richtige sein. Was bei dem einem mal funktioniert hat, lässt sich nicht 1:1 auf das nächste Projekt übertragen – nichtmal auf ein eigenes. Es kommt immer auf die Zeit, auf die Umstände und die handelnden Personen an, wenn du als Blogger groß rauskommen willst. Seriöse Kursanbieter wissen das.
Wer grad mal loslegt mit dem Bloggen, hat eine Menge auszuprobieren, Markenbewusstsein muss man in dieser Phase mit Sicherheit nicht entwickeln. Finde erstmal deinen Stil.
All diese Methoden, wie du schnell und ohne groß Arbeiten zu müssen viel Kohle im Internet machen kannst sind Abzocke. Es funktioniert nicht. Oder wenn, dann nur so wie es Anbieter es selbst vormachen, indem man Träume verkauft, Versprechnungen macht. Das Web ist voll von diesen Leuten und ihren immer gleichen Methoden. Klar gibt es Menschen, die durchs Internet reich geworden sind, sehr reich sogar. Aber sie sind es nicht nur deshalb geworden, weil sie einen online Kurs gebucht hatten.
Du wirst schlichtweg arbeiten müssen. Und diese Arbeit beginnt mit dem Lesen anderer Blogs. Oder einem Video. Immerhin eines sollte jedem Kurs gelingen, nämlich dir eine Portion Motivation zu verpassen. Manchmal genügt das ja schon.