Schöne Bilder werten eine Webseite deutlich auf. Designer planen bei der Gestaltung einer Webseite daher nicht selten Bereiche ein, die später mit Bildmaterial des Kunden aufgefüllt werden sollen. Doch, wenn dann das Bildmaterial eintrifft, ist das Entsetzen oft groß: Die Bilder sind schlecht. Sie leiden unter schlechtem Licht, schlechter Perspektive und schlechter Komposition. Unverändert würden sie das liebevoll ausgetüftelte Design mehr oder weniger zerstören.
Helfer in der Not sind hier Bildbearbeitungsprogramme. Mit Photoshop oder seinen Verwandten kann man versuchen, zu retten, was noch zu retten ist.
Wie sehr man ein Bild verbessern kann, hängt von der ursprünglichen Qualität ab. Ein Bild, das schon gut fotografiert wurde, wird immer besser wirken, als ein nachträglich ausgebessertes Bild. Ebenso ist man durch eventuelle inhaltliche Bedingungen eingeschränkt. Sollen beispielsweise dokumentarische Inhalte vermittelt werden, darf man das ursprüngliche Foto nur wenig verändern.
Schritt 1: Die Schere zücken
Ein bescheidenes Foto
Viele schlechte Bilder leiden unter einer suboptimalen Wahl des Bildausschnittes. Die Perspektive kann man nachträglich nicht mehr ändern, aber man kann den Ausschnitt innerhalb des Bildes wählen. Durch mutiges Wegschneiden kann fast jedes schlechte Bild verbessert werden.
Je größer die Auflösung des ursprünglichen Bildes ist, desto mehr kann weggeschnitten werden. Meist kommt es einem zugute, dass Bilder im Internet nur eine sehr geringe Auflösung haben müssen, man also sehr viel vom ursprünglichen Bild weglassen kann. Diese Möglichkeit sollte man auch nutzen. Bei Bildern für gedruckte Publikationen hat man weniger Freiheit.
Tendenziell ist bei Fotos weniger meist mehr. Je mehr in einem Bild zu sehen ist, desto schwieriger wird es, dieses auch gut aussehen zu lassen. Viele unprofessionelle Bilder leiden darunter, dass zu viel zu sehen ist. Statt des eigentlichen Bildmotivs finden sich dann noch die angrenzende Straße, Autos, Mülleimer oder andere ablenkende Objekte im Bild. Diese gilt es radikal zu beseitigen.
Das Unwichtige weggeschnitten
Wer die Muße dazu hat, kann auch beginnen, störende Objekte weg zu retuschieren. Solange das Bild aber nicht wirklich wichtig ist (weil es beispielsweise in einer Header-Grafik verwendet werden soll), dürfte sich dieser Aufwand kaum lohnen.
Ein starkes Querformat
Bei der Wahl des Formates bietet es sich an, ein wenig zu experimentieren – zumindest, wenn es das Layout, in dem das Foto zum Einsatz kommen soll, überhaupt zulässt. Starke Querformate wirken meist interessanter, als die gewohnten Standard-Formate 3:2 bzw. 4:3.
Hochformat
Auch starke Hochformate können sehr interessant wirken. Es ist allerdings häufig schwierig, alle wichtigen Bildinformationen in einem solchen Format unterzubringen. Wenn es gelingt, dann hat man ein Format, welches noch ungewöhnlicher ist als ein starkes Querformat.
Schräge Perspektive
Bildausschnitte müssen auch nicht genau horizontal oder vertikal ausgerichtet sein. Gekippte Bilder wirken dynamisch und weniger gewöhnlich. Viele an sich langweilige Bilder wirken plötzlich spannend, wenn man sie einfach um 45° kippt. Der Effekt ist so simpel und wirkungsvoll, dass ich häufig davor zurückschrecke, solche Fotos überhaupt zu machen, weil es sich ein wenig geschummelt anfühlt.
Schritt 2: Kontrast erhöhen
Ein weiteres bescheidenes Foto
Neben der Komposition können auch die Farbwerte in Bildern ziemlich unterdurchschnittlich sein. Schlechte Fotos wirken häufig recht „matschig“ oder flach. Dies passiert leicht, wenn die Bilder zum Beispiel im Schatten oder bei trübem Wetter entstanden sind. Ein verstärkter Kontrast kann über die schlechte Lichtqualität hinwegtäuschen.
In Photoshop kann man den Kontrast über eine Einstellungsebene beeinflussen. Das ist immens praktisch, da man die Einstellungen so auch im Nachhinein noch verändern kann. Tendenziell macht es Sinn, nicht nur den Kontrast zu erhöhen, sondern gleichzeitig auch die Helligkeit zu verringern. Dadurch wirken die hellen Bildbereiche nicht so schnell „ausgefressen“. In den dunklen Bildbereichen fallen Fehler weniger auf.
Erhöhter Kontrast
Häufig ist der Spielraum für Kontrasterhöhungen dennoch sehr begrenzt. Besonders wenn in einem Bild auch Himmel zu sehen ist, verwandelt sich dieser leicht in eine weiße Fläche. Wenn man die Zeit dazu hat kann man den Himmel ausmaskieren und separat behandeln.
Sollte der Übergang zwischen Himmel und Nicht-Himmel linear sein, zum Beispiel in Form eines Horizonts, kann man die Maskierung recht schnell und effektiv mit einer Verlaufsmaske erledigen. Dazu wählt man einfach die Einstellungsebene aus, und zeichnet mit dem Verlaufswerkzeug (Tastaturkürzel ‚G‘) einen Schwarz-Weiß-Verlauf auf der Höhe des Horizontes. Bei unregelmäßigen Übergängen, wenn zum Beispiel Häuser im Bild sind, geht das leider nicht so leicht.
Wenn der Aufwand, kritische Bereiche einzeln zu bearbeiten, nicht vertretbar ist, neige ich persönlich dazu, die „Zerstörung“ dieser Bildbereiche in Kauf zu nehmen. Man kann häufig mehr retten, indem man einzelne Bereiche vernachlässigt und den Gesamtkontrast dafür stärker macht. Das ist allerdings jedes mal eine Einzelfallabwägung.
Gradationskurven als Einstellungsebene
Neben dem normalen Kontrast-Regler kann man auch Gradationskurven sehr gut einsetzen. Auch diese gibt es als praktische Einstellungsebene. Ein einfacher Trick beim Einsatz dieses Filters ist, eine s-förmige Kurve anzuwenden. Dann entspricht der Helligkeitsverlauf im Bild eher dem von analogem Filmmaterial und das wirkt meistens besser.
S-förmige Gradationskurve
Schritt 3: Sättigung anpassen
Zu guter Letzt kann man noch ein wenig an der Sättigung (Einstellungsebene: Farbton/Sättigung) herumspielen. Je nach Motiv kann man versuchen, sie ein wenig zu überziehen, oder zurückzudrehen.
Hohe Sättigung
Durch Kontrastanhebungen hat man oft bereits recht stark gesättigte Farben. Besonders in Motiven, in denen bereits deutliche Farben vorhanden sind, zum Beispiel in Form von Gras, können leuchtende Farben über das schlechte Licht hinwegtäuschen.
Auch eine unnatürlich geringe Sättigung hat ihren ganz eigenen Reiz. Dadurch verhindert man, dass das Foto nur wie ein (schlechtes) Abbild der Wirklichkeit rüberkommt. Man kann auch so weit gehen, dass man das Foto komplett entsättigt und dadurch ein Schwarz-/Weiß-Bild erhält.
Geringe Sättigung
Generell sollte man sich bei der Nachbearbeitung nicht zu sehr an der Wirklichkeit festklammern – es sei denn, man will dokumentarisch arbeiten. Die Wirklichkeit korrekt und fesselnd abzubilden, fällt selbst Profi-Fotografen schwer. Bei der Rettung schlechter Fotos sollte man sich mehr darauf konzentrieren, wie hübsch das Ergebnis wirkt. Und mit ein wenig Herumprobieren kann man die meisten Bilder zumindest soweit reparieren, dass ungeschulte Augen die schlechte Vorlage nicht mehr bemerken. ™
Die einzelnen Varianten im Vergleich
Erstveröffentlichung 11.04.2007
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