Nur ein Trend im Webdesign, SEO-Wunderwaffe oder nur ein neues Buzzword? Was hat es mit den Mikroformaten auf sich?
„Ein Markup-Format zur semantischen Annotation von HTML oder XHTML“ sagt Wikipedia. Nun damit kann man auf den ersten Blick nicht viel anfangen. Es geht um einen Satz offener Datenformate, die auf bestehende, weitverbreitete Standards aufsetzen mit dem Ziel, Informationen maschinenlesbar zu machen. Das bedeutet, Daten auf einer Webseite sollen automatisch gelesen, gesammelt und ausgewertet werden.
Um die eigenen Inhalte mit Mikroformaten zugänglich zu machen, bleibt praktischerweise erstmal alles beim alten: Webseiten werden nach wie vor in (standardkonformem) HTML, XHTML und CSS geschrieben. Damit die Zusammenarbeit mit den automatischen Datensammlern funktioniert werden die Daten dann mit dem passenden, vordefinierten Tag versehen. Da es sich um ein offenes Datenformat handelt, kann im Prinzip jede Anwendung ihr eigenes Mikroformat definieren – durchsetzen können sich letztendlich nur die Formate, die auch genutzt werden.
In der Praxis
Schon seit 1995 werden Kontaktinformation per E-Mail im so genannten vCard-Format weitergegeben. Das Format beherrschen heute so gut wie alle E-Mail Clients. Eine der ersten Mikroformat-Anwendungen ist die Ausweitung dieses Formats auf das Internet (hCard). Mit dem hCard Mikroformat lesen entsprechende Anwendungen Kontakdaten direkt von der Webseite und füttern damit zum Beispiel eine Adressdatenbank. Zum Einsatz kommt das etwa bei Yahoo und Flickr.
hCard Mikroformat Beispiel
<div class="vcard">
<a class="url fn" href="http://wwwland.de/"> Max
Mustermann </a>
<div class="org">wwwland.de</div>
<div class="email">mustermann@email.com</div>
</div>
Genauer betrachet, besteht das hCard Mikroformat aus gewöhnlichen CSS-Klassen (class=“ „ ). Der Klassenname gibt Auskunft darüber, welche Information übermittelt wird, die Bedeutung der tags ist fast unmittelbar einsichtig. Hier wurde die Visitenkarte von Max Mustermann mit Webadresse, Organisation und E-Mail Adresse angelegt.
Neben der hCard sind die Mikroformate hCalendar, hAtom und hReview bereits weit verbreitet. Außer den zusammengesetzten (compound) Mikroformaten nach CSS-Art, haben sich, besonders in der Blogger-Szene, die sog. rel-tag und XFN Mikroformate etabliert.
rel-tag Mikroformat Beispiel
<a href="http://drweb.de/" rel="tag">webworker</a>
Der Seite drweb.de wird der tag Webworker zugewiesen. Schon das seit langem bekannte rel=“no-follow“, das Suchmaschinen-Bots davon abhalten soll, Links auf der Seite weiter zu verfolgen, ist in Wirklichkeit ein rel-tag Mikroformat.
XFN-tag Mikroformat Beispiel
<a href="http://angela-merkel.de/"
rel="muse">Angie</a>
<a href="http://drweb.de/" rel="friend colleague
met">Sven</a>
XFN-tags (XFN steht für XHTML Friends Network) geben die Beziehung zwischen Personen an. Die Inhaberin der ersten Seite ist Muse für den Linksetzer, der zweite Link gilt einem befreundeten Kollegen, dem er auch schon begegnet ist. Eine Übersicht über alle Formate gibt das Microformats-Cheatsheet von Brian Suda.
Datenschutz
Offene Mikroformate sind dazu gedacht, Daten im großen Maßstab auszutauschen. Mit der Vision, Daten aus verschiedenen Quellen sinnvoll zu verknüpfen und zugänglich zu machen, rückt das vielbeschworene Semantische Web näher. Die überall auftauchenden Verknüpfungen von geographischen Daten aus Google-Maps mit Adressen und Daten aus anderen Quellen zeigen, welche Anwendungen möglich sind – und das ist sicher erst der Anfang einer gerade beginnenden Entwicklung. Auf der anderen Seite ahnt man schon das kommende Spammer-Paradies, in dem es noch nie so leicht war, qualifizierte Daten zu sammeln. Und die Suchmaschinen?
SEO-Wunderwaffe sind Mikroformate höchstens indirekt. Auf den Google-Page-Rank hat das Anbringen von Tags alleine keinen großen Einfluss. Wichtig werden Mikroformate, wenn durch die bewusste Nutzung von Microformats (Beispiel Technorati) interessante Inhalte besser gefunden und von vielen kommentiert und verlinkt werden – das bemerkt dann schließlich auch Google. ™
Links und Material zum Thema:
- Offizielle Homepage
- Microformats Cheat Sheet
- Dreamweaver Extension für Microformats
- Tails Export Firefox Plugin, das Mikroformate anzuzeigt und exportiert
- hCard Creator
- hCalender Creator
- hReview Creator
Erstveröffentlichung 24.10.2006
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