Geschwindigkeit und Trefferrelevanz sind die wichtigsten Kriterien für eine gute interne Suchmaschine. Aber auch die Art und Platzierung der Maske sowie das Layout der Ergebnisseiten trägt zur besseren Usability bei.
Aus Sicht der Usability-Forschung sind die Qualitätskriterien, denen eine interne Suchmaschine folgen sollte, hinlänglich erforscht. Nutzen Sie folgende zehn Tipps zur Optimierung der eigenen Suche und Site oder zur Auswahl einer geeigneten Lösung von Drittanbietern.
1. Prominente, einfache Suchmaske
Usability-Forscher haben herausgefunden, dass die beste Platzierung für eine Suchmaske im oberen Teil der Startseite in der Mitte oder auf der rechten Seite ist. Dort platzieren die größten Websites ihre Masken und setzen damit einen defacto Standard. Auf der Startseite ist kein Platz für Experimente. Verzichten Sie auf den Button zur „erweiterten Suche“ ebenso wie auf innovative Beschriftung des Suchknopfes.
Ein abschreckendes Beispiel liefert die Suchmaske des Abendblatt. Sie steht in einem Kasten mit dem Titel „Suche in Hamburg“ und unter einem Link „Abendblatt-Archiv“. (siehe Artikel Site-Check).
2. Klares Such-Interface
Das Eingabefeld sollte groß genug sein für die gängigsten Suchbegriffe und –sätze. Der Fokus darf nicht durch andere (animierte) Seitenelemente gestört werden. Klickt der Benutzer einmal in die Maske, bleibt der Cursor dort und die Eingabe ist möglich.
Ein weiterer gängiger Fehler ist die Platzierung weiterer Eingabefelder direkt in der Nähe der Suchmaske. Der Computerversender Alternate platziert die Suchmaske links oben, direkt über dem LogIn für registrierte Benutzer.
Die Platzierung über den LogIn-Masken ist problematisch
Übrigens muss die Suche keineswegs die erste durchgeführte Aktion auf der Site darstellen. Sie kann auch erst später beim Besuch wichtig werden. Daher sollte die Suchmaske auf jeder Seite an der gleichen Stelle zu finden sein.
3. Schnelligkeit
Wenn Sie große Datenbestände durchsuchen müssen, blenden Sie eine Unterbrecher-Grafik ein, wie das Expedia bei der Reisesuche macht. Die lässt sich sogar werblich nutzen, da die Aufmerksamkeit des Benutzers in diesem Moment sehr hoch ist.
Anmerkung: Eine gute Kategorisierung der Inhalte anhand von Schlüsselbegriffen und Metadaten kann dabei helfen auf die langsame und zeitaufwändige Volltextsuche zu verzichten.
Expedia Unterbrecher-Grafik während des Suchvorganges
4. Verfeinerung auf der Trefferseite
Die erweiterten Suchfunktionen sind bestens aufgehoben auf der Seite, die nach der ersten Suche erscheint. Sie soll dann eingesetzt werden, wenn die einfache Suche versagt. Auch die Filterung der Suchergebnisse nach Preis, Datum, Farbe oder Verfügbarkeit gehört inzwischen zum Standard. Überraschenderweise bieten nur wenige Sites diese Funktion. Bei Karstadt.de erscheinen kleine Pfeile, die eigentlich für die Sortierung einer Listenansicht geeignet sind. Nur zeigt Karstadt keine Listen sondern eine Reihe von Kästchen mit Vorschaubildern.
5. Relevanz ist Trumpf
So gut Sie es auch mit den Sortierungsfunktionen meinen, verlieren Sie dabei nicht die Bedeutung der Treffer für den Benutzer aus den Augen. Möglicherweise ist es sinnvoll, die relevantesten Treffer in einem gesonderten Bereich hervorzuheben, der nicht von einer Neusortierung betroffen ist. Damit könnten Sie Probleme vermeiden, wie sie ProMarkt besitzt. Dort gerät auch Zubehör in die Trefferliste für „LCD-Fernseher“. Sortiert man dann nach Preis, landet der Wandhalter natürlich oben und die Fernseher unten.
Doch auch ohne Umsortierung kann schon die einfache Trefferliste Relevanzprobleme haben. So zeigt die Produktsuche bei HewlettPackard gerne Artikel aus der Presseabteilung als oberste Treffer einer Produktsuche. Das liegt vermutlich daran, dass die Produktbezeichnung in der Pressemeldung häufig fällt.
Hilfreich bei dieser Priorisierung ist hier die Einbeziehung von Metadaten (siehe unten). Manche Werkzeuge verfügen über so genanntes Click Density Overlay. Damit lassen sich die Trefferanzeigen mit der Klickrate der entsprechenden Links gewichten. Hier kann die Suchmaschine von den erfolgreichen Suchen der Benutzer lernen und die viel geklickten Treffer weiter nach oben spülen.
6. Umfassende Trefferanzeige
Natürlich muss die Qualität des einzelnen angezeigten Treffers auf den Prüfstand. Titel und Beschreibung müssen hinreichend eindeutig und klar sein. Vor allem müssen sich die Treffer voneinander unterscheiden. Das ist vor allem bei Online-Shops wichtig wo unter Umständen etliche ähnliche Produkte als Ergebnis einer Suche erscheinen.
Entscheidend aber ist auch die Verdeutlichung der Verbindung zum Suchbegriff. Eine Hervorhebung des Suchbegriffs im Treffer erleichtert das schnelle Überfliegen der Ergebnisliste. Die Angabe des Veröffentlichungsdatums ist ebenfalls ein wichtiges Kriterium für den Suchenden.
7. Nutzen Sie Metadaten
Ihre Suche muss prüfen können, ob der Suchbegriff mit einer Rubrikbezeichnung, Produktgattung oder anderen übergeordneten Datensätzen übereinstimmt. Diese gilt es gesondert hervorzuheben. Ein gutes Beispiel hierfür liefern Karstadt und Hewlett Packard. Karstadt schreibt passende Rubriken als Metatreffer über die eigentliche Trefferliste, HP daneben.
Auch die oben genannten häufigsten Suchbegriffe zählen dazu. Die Suchmaschine kann aus de Benutzung eigene Meta-Informationen anlegen. Diese wichtigsten Suchbegriffe kann der Sitebetreiber den Benutzern auch im Vorfeld als Navigationshilfe anbieten. So wie Amazon die bestverkauften Bücher anpreist, könnten Sie eine TopTen-Liste der Suchbegriffe publizieren.
8. Fehlertoleranz ist unverzichtbar
Vor allem bei den wichtigen Schlüsselbegriffen müssen Synonyme, gängige Abkürzungen und auch kleinere Rechtschreibfehler zur gleichen Trefferliste führen wie der Hauptbegriff. Auch die Verknüpfung von Worten mit Bindestrich sollte ähnlich funktionieren wie die Variante ohne Bindestrich. Groß- und Kleinschreibung sollten nur dann eine Rolle spielen, wenn der Benutzer das ausdrücklich wünscht. Und natürlich muss eine Suchmaschine für den deutschen Markt die Umlaute beherrschen, anders als das Navigationsmittel des Software-Riesen IBM.
9. Die Null-Treffer-Seite
Wenn trotz aller Bemühungen die Suche dennoch kein Ergebnis liefert, müssen Sie den Benutzern mit dem nächsten Schritt weiter helfen. Zunächst sollten Sie deutliches Feedback an den Benutzer geben, inklusive groß formatierter Anzeige des Suchbegriffs, damit der Benutzer eventuell Fehler erkennen kann. Außerdem könnten Sie die bereist oben genannten Top-Suchbegriffe anbieten oder eine Liste der meistbesuchten Seiten oder bestverkaufenden Artikel. Und natürlich muss die klassische Rubriknavigation zu sehen sein, schließlich ist sie die Alternative zur Suche.
10. Regelmäßig testen
Die Optimierung der Suche ist keineswegs ein einmaliges Projekt sondern ein iterativer Prozess. Integrieren Sie regelmäßige Suchtests in Ihre Usability-Prüfungen sonst geht es Ihnen irgendwann wie SportScheck. Dort ist sich die interne Suche sicher, dass es keine „Fußballschuhe“ im Sortiment gibt und „Fussballschuhe“ auch nicht. Ganz sicher!
Erstveröffentlichung 28.06.2007
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