Obvious, das Unternehmen der Twitter-Gründer Biz Stone und Evan Williams, geht mit der Preview eines neuen Publikationssystems an den Start. Optisch ist Medium, so der Name des neuen Dienstes, eine Mischung aus Pinterest und Blogger. Medium soll das Online-Publizieren auf ein zeitgemäßes Niveau heben. Immer noch stecke die Bereitstellung von Content online in den Kinderschuhen, so Evan Williams im offiziellen Blogpost zum Start der Preview. Ich habe mir Medium näher angesehen, konnte das Revolutionäre daran jedoch bislang nicht finden.
Medium – Der Name ist Gold wert
Eins vorweg: Glückwunsch zu diesem Domainnamen. Medium, besser könnte man einen Dienst, der eine Reinkarnation eines Mediums sein soll, kaum benennen. MIt Medium gehen Williams und Stone zurück zu ihren Wurzeln. Immerhin sind das die beiden Entwickler, die Ende der Neunziger die Plattform Blogger erfanden und im Nachgang an Google verkaufen konnten. Blogger existiert bekanntlich nach wie vor und ist die beliebteste Publikations-Plattform der Welt, allerdings inzwischen stark von WordPress bedrängt.
Wer Blogger kennt, dem wird Medium seltsam vertraut vorkommen. Leider stehen zum jetzigen Zeitpunkt noch keine weiteren Testmöglichkeiten zur Verfügung. Insbesondere Einblicke in das Publishing-Backend sind nicht möglich. Das Frontend präsentiert sich übersichtlich und aufgeräumt. Beiträge werden in Medium in sogenannten Collections organisiert. Das Konzept erinnert stark an die Boards auf Pinterest. In den Collections finden sich Beiträge zu Themen, die sich im besten Falle aus der Benennung der Collection ergeben. Wie das Rechtemenagement aussehen soll, also wie gesteuert werden soll, wer zu welcher Collection Beiträge schreiben darf, ist derzeit noch unklar.
Medium: Collection
Innerhalb einer Collection werden die Beiträge auf einem Grid angeordnet, das ebenfalls sehr stark an Pinterest erinnert. Ein Klick auf einen Beitrag öffnet selbigen im Vollbild mit einer verschwenderischen Menge Whitespace. Beiträge können aus reinem Text bestehen, aber auch andere Medien, etwa Fotos darstellen. Die Interaktion am Beitrag ist auf einen Button namens “This is good” beschränkt. Ein Klick darauf teilt dem Beitragsersteller mit, dass man seinen Beitrag gern gelesen hat. Weitere soziale Netzwerke sind derzeit nicht integriert. Voraussetzung für die Nutzung ist ein Twitter-Account.
Medium: Ansicht eines einzelnen Beitrags
Williams verlinkt in seinem ersten offiziellen Post verschiedene Collections, die einen Eindruck der Publikationsplattform vermitteln sollen:
Been There. Loved That.
Look What I Made
Wer allerdings glaubt, er könne über die Startseite des Dienstes zu den Collections gelangen, irrt. Diese sind ausschließlich über ihre eigenen, direkten, derzeit noch kryptischen URLs zu erreichen. Williams weist darauf hin, dass man Medium zu einem extrem frühen Zeitpunkt verfügbar mache. Das kann ich nur bestätigen. Für mich stellt sich die Frage, ob das nicht sogar viel zu früh geschah. Denn einen nutzwertigen Eindruck macht der Dienst in diesem Stadium auf mich in keiner Weise. Es stellt sich zudem die Frage, ob die Welt eine weitere Publikationsplattform benötigt…
P.S.: Wer sich mit seiner E-Mail-Adresse registriert, wird auf die Warteliste gesetzt und kann mit einem gelegentlichen Invite rechnen.