Nicht nur Selbstständige stehen für ihr Geschäft ständig unter Strom. Pausen und Phasen von Nichtstun genießen in unserer Gesellschaft generell keinen guten Ruf. Oft mit fatalen Folgen von Konzentrationsstörungen und Fehlern bis hin zum Burnout und einer ruinierten Gesundheit. In diesem Sinne: machen Sie mal Pause. Das geht. Selbst als Selbstständiger.
Nicht nur für viele Selbstständige, die schon fast klischeehaft „selbst“ und „ständig“ gefordert sind, sind Pausen und Ruhephasen oft ein seltenes Phänomen. Nichts zu tun zu haben, genießt in unserer Gesellschaft generell keinen besonders guten Ruf. Wer gefragt sein will, hat aktiv zu sein. Je größer die Arbeitspäckchen und je voller der Schreibtisch, desto begehrter und wichtiger kann man sich fühlen.
Nur: Ständig unter Strom zu stehen und Volldampf geben zu wollen, rächt sich irgendwann. Wer nicht am Burnout-Syndrom und stressbedingten Krankheiten leidet, ist doch ein guter Kandidat dafür, hektisch, fahrig und aggressiv zu reagieren, oder mit Flüchtigkeitsfehlern mehr Zeit zu verlieren, als eine Pause gekostet hätte.
Ganz zu schweigen davon, dass pausenloses Durcharbeiten Gift für unsere Konzentration und Kreativität ist. Ein klarer Kopf muss auch mal abschalten können, Geistesblitze aus ziellosem Treiben entstehen dürfen.
Erinnern Sie sich noch an Ihren letzten Urlaub und wie viel Motivation und Energie er Ihnen (zurück-) gegeben hat? Dann gönnen Sie sich viele kleine Urlaube zwischendurch. Das geht – selbst als Selbstständiger.
Nicht am Schlaf sparen
Schlafen muss sein, das ist eine biologische Notwendigkeit. Die Zeit, die Sie für Ihren Schlaf brauchen, ist eh „weg“. Wenn Sie diesen jetzt aber auf ein Minimum verknappen, bestrafen Sie sich nur selbst. Gerädert Ihrer Arbeit nachzugehen, schenkt Ihnen keine Zeit, sondern kostet diese – Konzentrationsmängel und Fehler lassen grüßen. Schlafen Sie Ihre sechs bis acht Stunden richtig (individuell verschieden) und wachen Sie ausgeruht auf wie im Urlaub.
Durch Routinetätigkeiten pausieren
Auch Routinetätigkeiten, wie die tägliche Post zu erledigen, den Rechner aufzuräumen oder den Abwasch zu machen, können eine Pause sein. Eine Pause von hochkonzentrierter und/oder Ihrer eigentlichen Tätigkeit. Routinearbeiten haben Sie so oft durchgeführt, dass Sie sie im Schlaf erledigen könnten. Und das machen auch große Teile Ihres Gehirns während dieser Zeit – im Stand-by-Modus verharren, pausieren, anderen Gedanken nachhängen. Auch eine Form der Erholung.
Bringen Sie Rhythmus rein
Der menschliche Körper ist nicht für non-stop-Höchstleistungen gemacht. Spätestens nach 60 bis 90 Minuten tut sich ein Loch auf und bricht Ihre Konzentration zusammen.
Nutzen Sie diesen Zyklus für Ihre Pausen. Arbeiten Sie zuerst so fokussiert wie möglich, ohne sich durch Nebentätigkeiten abzulenken. (Mini-Pausen von wenigen Minuten sind möglich.) Und schieben Sie dann eine Pause von etwa einer Viertelstunde ein. So bekommen Sie beides, produktive Ergebnisse und kurze Erholung, ohne nennenswert auf Arbeitszeit zu verzichten.
Nebenbei: Sollten Sie im Home Office arbeiten oder etwa als Selbstständiger flexiblen Tätigkeiten nachgehen, macht sich ein „rhythmisches“ Arbeiten erst recht bezahlt. Wie heißt es so schön: Freiheit ist gut, aber zu viel freies Fließen schadet der Produktivität. Hier hilft ein fester Arbeitsablauf mit einem regelmäßigen Wechsel von Arbeit und Pause.
Und noch ein Tipp: Beachten Sie bei Ihrer Arbeits-/Pausenplanung auch Ihren Biorhythmus. Wir leben nicht nur nach 90-Minuten-Zyklen von Konzentrationslöchern. Wir haben auch alle eine innere Uhr, die uns mal mehr, mal weniger leistungsfähig sein lässt. Wenn Sie Ihren Tag nach dieser persönlichen Leistungskurve planen, und Arbeitsphasen beziehungsweise Pausen entsprechend verteilen, können Sie wieder effektiver arbeiten, Zeit sparen und bessere Ergebnisse bringen.
Eine Pause ist eine Pause
Vorsicht Falle: Stopfen Sie Ihre frisch freigeschaufelten Pausen nicht gleich wieder mit Arbeit zu. Weder mit eMails oder Surfrunden im Netz, noch mit Telefonaten oder der Besprechung zwischen Tür und Angel. Ziehen Sie sich ganz aus Ihrem Arbeitsumfeld raus.
Bei einer 5-Minuten-Pause könnten Sie zum Beispiel einfach ans Fenster gehen und ein paar Mal durchschnaufen. Bei einer Viertelstunde kurz die Augen schließen, etwas trinken oder einen Happen essen. Bei einer längeren Pause ein Nickerchen halten oder einmal um den Block wandern. Hauptsache, es hat nichts mit Ihrer Arbeit zu tun. Wenn Sie merken, dass Sie in Ihren Pausen Dinge erledigen, zu denen Sie vorher nicht gekommen sind, sind Sie verkehrt.
Was Sie allerdings tun können, ist, zu Übergangsphasen zu greifen: Leiten Sie den nächsten Arbeitsblock zum Beispiel mit einer weniger anspruchsvollen Aufgabe wie Ihre Post ein. Oder beenden Sie Ihren Arbeitstag mit der Lektüre von Fachartikeln. So können Sie Entspannung und Arbeit sinnvoll kombinieren.
Nicht über Pausen ärgern
Auch das gibt es: Pausen, die Ihnen aufgezwungen werden. Längere Bahnfahrten, Stunden im Stau, das Warten auf den Kunden oder die nächste Arbeitseinheit … Es wird immer wieder vorkommen, dass Sie durch äußere Umstände, fehlende Hilfsmittel und so weiter nicht so können, wie Sie wollen.
Sich über diese Wartezeiten aufzuregen und diese mit Blick auf die Uhr hektisch an sich vorbeiziehen zu lassen, ist allerdings nicht besonders konstruktiv.
Schauen Sie, ob Sie sie nicht stattdessen zur Erholung nutzen können. Wie wäre es mit einem Buch im Zug, ein bisschen Meditation, ruhige Musik oder eine Lern-CD per MP3? Auch wieder ein bisschen Urlaub zuhaus’.
Die Entdeckung der Langsamkeit
Das ist nicht nur ein bekannter Buchtitel, das ist auch ein bewährtes Prinzip. Nicht nur in der Fabel gewinnt der langsame Igel das Rennen vor dem schnellen Hasen, weil er seinen Verstand gebraucht, statt hektisch hin und her zu irren.
Wer langsam arbeitet, macht weniger – zeitaufwändige – Fehler, schont seine Ressourcen und kann vielleicht sogar überflüssige Arbeit sparen. Denn nicht selten ist eine Arbeit nach kurzer Zeit schon wieder obsolet, haben sich die Bedingungen geändert und die Aufgabe ihren Sinn verloren.
In diesem Sinne: Es ruhiger angehen zu lassen und einen Schritt nach dem nächsten zu tun, hält Sie nicht nur fit, es kann Sie sogar schneller ans Ziel bringen.
Nehmen Sie sich die Zeit
Manchmal müssen wir uns zu dem zwingen, was gut für uns ist. Auch zu Pausen und Erholung. Beides ist etwas, worauf wir im Alltagsstress gern als erstes verzichten. Oft mit unguten Folgen. Denn wenn Sie krank werden, verlieren Sie womöglich mehr als nur die Stunden, die Sie eine Pause gekostet hätte.
Seien Sie also rigoros und nehmen Sie sich Ihre freie Zeit. Machen Sie sich klar, dass Sie im Endeffekt nur verlieren, wenn Sie sich hier von der Sorge um Ihr Geschäft oder Ihren Job leiten lassen.
- Teilen Sie einer Aufgabe nur eine bestimmte Zeitspanne zu. Danach muss sie erledigt sein. So beugen Sie Perfektionismus und endlosen Überarbeitungsrunden vor.
- Arbeiten Sie nicht durch, auch wenn Sie zum Beispiel als Selbstständiger keine geregelten Arbeitszeiten mit festem Feierabend haben. Begrenzen Sie Ihre tägliche Arbeitszeit und bauen Sie zwischen den einzelnen Arbeitsblöcken Pausen ein.Wenn Ihnen das „betriebliche Modell“ mit etwa 8 bis 9 Stunden am Stück zusagt, nehmen Sie das ruhig und machen Sie dann einen Schnitt. Oder machen Sie es wie ich und nutzen Sie Ihre flexible Arbeitszeit für Blöcke von 2 bis 4 Stunden und dazwischen kommen größere Abschalter. Egal was, Hauptsache, Sie haben Ihre Pausen und Ihr absehbares Ende.
- Und: So schwer es (auch arbeitsmäßig) fallen mag, sich zwischendurch immer wieder ganz rauszuziehen – tun Sie es. Gönnen Sie sich ein längeres Wochenende oder auch mal einen Urlaub von ein bis zwei Wochen, und rühren Sie Ihre Arbeit nicht an. Mit leeren Batterien lässt sich nun mal nicht gut arbeiten. Deshalb: Schalten Sie eine Pause ein und tanken Sie wieder auf. Nicht zuletzt wird es Ihnen Ihre Arbeit danken. ™
Erstveröffentlichung 07.08.2008
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