Jede Website braucht Besucher. Vor allem dann, wenn man damit Geld verdienen will. Die Topp-Positionen bei Google unter den meistgesuchten Begriffen sind jedoch schon von großen und bekannten Seiten besetzt. Suchmaschinenoptimierung auf den “Long Tail” kann jungen und unbekannteren Seiten ein Publikum bescheren.
Was steckt hinter dem “Long Tail”-Effekt?
Der Begriff “Long Tail” („langer Schwanz“) wurde geprägt von dem amerikanischen Journalisten Chris Anderson. Im klassischen Einkaufsladen steht dem Händler nur eine begrenzte Verkaufsfläche zur Verfügung. Weil jedes Produkt die Miete des vereinnahmten Platzes wieder erwirtschaften soll, muss der Verkäufer zwangsweise auf Bestseller setzen. Also jene Produkte, die am meisten nachgefragt werden. Für Nischenprodukte ist kein Platz, da sie im regionalen Einzugsgebiet eines Geschäftlokals zu selten gekauft werden.
Für Onlineshops ist die Situation eine andere. Sie verfügen dank des WWW über eine theoretisch unbegrenzte „Verkaufsfläche“ und Reichweite. Nischenprodukte zu führen, verursacht für Shop-Betreiber kaum Mehrkosten. Und in der Gesamtmasse an nachgefragten Produkten, ist die theoretische Absatzzahl von Nischenprodukten enorm groß.
Stellt man die Verkaufszahlen verschiedener Produkte anhand einer Kurve grafisch dar, so erkennt man am linken Rand (roter Bereich) die Bestseller. Nach den Nischenprodukten (gelber Bereich) wird seltener gefragt. Da diese Kurve aber gegen unendlich geht, nimmt dieser Bereich sogar eine größere Fläche ein. Das heißt, hier liegt theoretisch das größere Potenzial, Waren zu verkaufen.
Das Potenzial des Long Tails in der Suchmaschinenoptimierung
Dieser Long Tail-Effekt lässt sich auch auf die Suchmaschinenoptimierung umlegen. Während die beliebtesten Suchbegriffe am meisten Traffic produzieren, gibt es eine Reihe von „Nischenbegriffen“ und Begriffskombinationen, die zwar einzeln seltener gesucht werden, in der Summe aber eine bedeutende Masse ergeben. Das bedeutet, Seitenbetreiber könnten sich auf den hart umkämpften Markt der beliebtesten Keywords einlassen oder sie versuchen, im Long Tail-Bereich Besucher zu generieren.
Natürlich bringt ein Top-Ranking bei einem Keyword wie „kochen“ oder „Rezepte“ viel Traffic. Aber dieses Standing in den Suchmaschinen zu erreichen, dauert sehr lange, falls man es überhaupt schafft. Schließlich muss man sich gegen die erfolgreichsten Seitenbetreiber und Suchmaschinenoptmierer durchsetzen.
Schwächerer Konkurrenzdruck erwartet Seitenbetreiber im Long Tail-Bereich. Natürlich durchsuchen weniger Personen das Internet nach „Lauch blanchieren“ als nach „Rezepte“. Wer jedoch viele spezielle Wortkombinationen rund um ein Thema abdeckt, kann über solch spezifische Suchanfragen viele Besucher anziehen. Um es mit einem deutschen Sprichwort zu verdeutlichen: „Kleinvieh macht auch Mist“.
Der Long Tail ist im Suchmaschinenmarketing also ein Synonym für weniger beliebte Suchbegriffe und Keywordkombinationen. Das Potenzial dieser spezifischen Suchanfragen ist theoretisch riesig. Laut Udi Manber, Google Vice President of Engineering, ist jede vierte oder fünfte auf Google gestartete Suche einzigartig. Das heißt, noch nie zuvor ist eine solche Suchanfrage gestartet worden. Allein auf Google-USA sind das zwischen 23 und 30 Millionen Suchanfragen täglich. Auch generell ist ein Trend zu längeren Suchanfragen festzustellen. Laut einer Studie über das Suchverhalten von zehn Millionen US-Usern bei Google, Yahoo!, MSN und Ask nimmt der Anteil an Kombinationen aus vier, fünf, sechs, sieben, acht oder mehr Wörtern zu, während jener mit nur einem und zwei Wörtern leicht zurückgeht.
Wie optimiert man auf den Long Tail?
Um mittels Long Tail Besucher anzuziehen, benötigt eine Website vor allem viel Content. Ideal ist eine Website mit vielen tausend Inhaltsseiten. Hinter so einer Site steckt viel Arbeit, denn die Texte sollten nicht nur ein Gebiet grob abdecken, sondern auch in die Tiefe gehen. Dadurch erhält man viele natürliche Wortkombinationen, die im Zusammenhang mit einem Thema gesucht werden. Zudem bietet man dem Leser tatsächlichen Mehrwert. Schließlich lebt so eine Seite auch von der Qualität des Contents. Nur als respektierte Informationsquelle erhält man den gewünschten Nebeneffekt wie Empfehlungen und natürlichen Linkaufbau.
Jeder Artikel sollte ein möglichst spezielles Thema behandeln. Dadurch verfasst man automatisch viele Seiten, die auf unterschiedliche Phrasen hin formuliert sind. Die Abgrenzung zu anderen themenverwandten Texten muss jedoch stets gegeben sein. So geht man sicher, dass sein Content nicht als Spam und Duplicate Content von der Suchmaschine abgestraft wird.
Eine Website mit so vielen verschiedenen Inhaltsseiten ist alleine oder im kleinen Team kaum zu bewältigen. Daher sollten Seitenbetreiber auch auf „User Generated Content“ setzen. Haben die Besucher die Möglichkeit, selbst Inhalte zu liefern, kann ein Schneeballeffekt eintreten und die Bekanntheit sowie die Textmenge ihrer Site kann rasant anwachsen. Viele Foren demonstrieren täglich, dass dieses Prinzip funktioniert.
Ein weiterer Weg zu vielen Inhalten ist „Machine Generated Content“, also Inhalte, die nicht von menschlichen Autoren verfasst werden. Damit ist jedoch nicht automatisierter „Contentklau“ von Konkurrenzseiten gemeint. In bestimmten Marktnischen kann es gelingen, mit einer großen Anzahl an Datenbanken gute Inhalte zu produzieren. Auswertungen, Ergebnislisten und Analysen bestimmter Felder bieten auch maschinengeneriert Mehrwert für den Leser. Zum Beispiel wie hoch der Wiederverkaufswert von Produkt XY derzeit bei Ebay ist.
Zu wissen, welche Keywordkombinationen gerade gefragt sind, ist wichtige Recherche-Arbeit. Dafür bieten sich beispielsweise Keyworddatenbanken an. Zudem lohnt es sich, seine Nische genau zu beobachten und zu den aktuellen Trends regelmäßig Beiträge zu verfassen. So brachte es beispielsweise für Seiten rund um das Thema “UMTS” vor ein paar Wochen viel Traffic, als der Fernsehsender N24 eine TV-Werbeoffensive für den N24-UMTS-Stick schaltete. Seitenbetreiber, die diese Werbekampagne verfolgten und auf ihrer Site erwähnten, konnten sich über einige Besucher freuen, die nach diesem speziellen Angebot suchten.
Bei der On-Page-Optimierung sollten Seitenbetreiber alle Möglichkeiten nutzen, die Keywords an prominenter Stelle nochmals unterzubringen. Dafür eignen sich Tagclouds, sprechende URLs, Links zu anderen themenrelevanten Artikeln und die Navigation.
Off-Page ist der externe Linkaufbau von zentraler Bedeutung. Auch, wenn man auf den Long Tail abzielt. Schließlich ist die Vernetzung das Hauptkriterium für die meistbenutzte Suchmaschine Google. Zusätzlich sollte man die Strategien der Social Media Optimization nutzen. Einträge bei Bookmarking-Diensten und anderen Webportalen bringen Traffic und weitere Links. Wer keine Möglichkeiten hat, den Linkaufbau verstärkt voranzutreiben, sollte sich immer vor Augen halten, dass guter Inhalt die natürliche Vernetzung automatisch vorantreibt. ™