Wer junge Zielgruppen erreichen will, setzt auf Themen, die zum Alltag der Jugendlichen gehören. Drei neue Ansätze bereichern die Szene im Musikmarketing.
Keiner darf es und deshalb tun es alle: Der Tausch von Musiktiteln und Klingeltönen ist der Renner auf Deutschlands Schulhöfen, auf Jugendpartys und in Freundeskreisen. Kein anderes Thema entfaltet ähnlich starke, virale Kraft und das nicht erst seit dem Erscheinen der Tauschbörsen. Schon in den Siebzigern bündelten Teenies ihre Einkaufskraft, um die erstandenen Vinylplatten per Kassette zu vervielfältigen.
Marken, die versuchen jugendliche Zielgruppen zu erreichen, setzen schon immer auf Musik. Das Vertriebssystem Internet ist dafür bestens geeignet und vergleichsweise preiswert. Die meisten Kampagnen eint dabei ein Gedanke: Mit legalen, kostenlosen Downloads setzen sie ein Zeichen gegen die Kriminalisierungsbemühungen der Plattenindustrie.
Absolutkravitz ist auch optisch ein Genuss
So veröffentlichte die Wodka-Marke Absolut im Mai eine sehenswerte Website unter dem Titel Absolutkravitz. Der geneigte Benutzer findet dort nicht nur einen Titel zum Download, sondern ein ganzes Album. Flaggschiff sind die Titel von Lenni Kravitz, die unter anderem mit der Werbemusik von Absolut experimentieren. Aber es gibt auch noch ein gutes Dutzend weiterer Künstler, deren Songs zum Umfang der „Absolut Music Collection“ gehören und die natürlich ebenso kostenlos und kopierschutzfrei angeboten werden.
Virale Kräfte im Keim erstickt hat die Deutsche Telekom. Zu ihrer groß angelegten WM-Kampagne „Menschenkette“ kaufte das Unternehmen den schmissigen Titel „High“ von Superstar James Blunt. Statt die Jugendlichen in den Straßen in die Kampagne einzubinden, in dem der Song frei verteilt wird, wird er vom hauseigenen Musik-Portal Musicload für 1,49 Euro verkauft.
Einen anderen Weg geht Bacardi. Aus dem „Ritmo de Bacardi“ wurde B-Live. Dahinter steckt eine Serie von Tanzpartys, welche die Rumfirma auf der ganzen Welt veranstaltet. Das digitale Herz ist B-Live-Radio, ein 24-Stunden Radiosender im Netz, der vor allem mit tanzbaren HipHop-Klängen bestückt wird. Die Kompilationen stammen von namhaften DJs. Immer zur vollen Stunde sendet B-Live-Radio ebenfalls exklusive Tracks, allerdings fehlt der Software eine Funktion zum Mitschneiden der Songs. Entsprechende kostenlose Programme gibt es allerdings im Netz zuhauf.
Partyserie und Online-Radio für die Markenbildung
Den modernsten Ansatz liefert eine Website, die sich über iTunes- und Amazon-Verkäufe finanziert und die bislang auf einem Abo-Modell basiert. Es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis Marketeers das Werkzeug für sich entdecken und Unternehmen die Gebühren tragen, um ihre Zielgruppe zu beliefern.
Die Rede ist von Pandora. Dem System liegt eine riesige Musikdatenbank zugrunde und es ist in der Lage aufgrund von übereinstimmenden Metadaten, ähnliche Musik zu einem gewählten Titel zu liefern und als Internet-Radio abzuspielen. Das System ist lernfähig. Benutzer können Vorschläge akzeptieren oder ablehnen und so die Treffervarianz reduzieren.
Jedes Unternehmen kann schon heute seinen Pandora-Channel fürs Marketing nutzen
Und das Beste: Die Auswahlparameter lassen sich speichern, veröffentlichen und als Hyperlink oder RSS-Feed in eigene Websites integrieren. Damit ist jedes Individuum und natürlich jedes Unternehmen in der Lage, eigene Radiosender zu erzeugen und dem Benutzer über die eigene Website anzubieten.
Jede gute Idee im Netz wird dadurch geadelt, dass es schnell Nachahmer für einen Service gibt. Insofern muss Pandora eine gute Idee sein. Last.FM bietet eine Downloadsoftware, die das gleiche macht, Musicstrands erlaubt den Benutzern selbst Metainformationen hinzuzufügen und Yahoo bietet mit Launchcast sogar einen persönlichen Radioclient an, der sich optisch individualisieren lässt. ™
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