Man wird den Damen und Herren bei Mobify in Kanada keineswegs die Expertise in Sachen mobiles Webdesign absprechen wollen, auch wenn man sich möglicherweise mit dem Cloud-basierten Konzept Mobifys nicht so recht anfreunden kann. Vor einiger Zeit ließen besagte Damen und Herren ihrer Expertise freien Lauf und stellten ein Ebook mit 30 Tipps, ein besonderes Nutzererlebnis auf Tablets zu schaffen, zusammen. Sie nennen es "Tablet Web Design Best Practices". Das 25-seitige Heftchen gibt es völlig gratis gegen die Bekanntgabe einer E-Mail-Adresse.
Tablet Web Design Best Practices: 30 Ways to Create Amazing Web Experiences on Tablets
Den größten Nachteil des ansonsten liebevoll gestalteten und mit nutzwertigen Informationen versehenen Heftchens will ich gleich zu Beginn erwähnen, denn es ist sicherlich für manch Interessenten ein Showstopper. Man kann es sich anhand des Titels und des Herkunftslandes an sich schon denken, dennoch sei deutlich darauf hingewiesen: Tablet Web Design Best Practices ist in englischer Sprache verfasst. Nicht in schwierigem, technischen Englisch, sondern eher so auf Mittelschul-Niveau, aber immerhin.
Stellt diese Hürde für Sie kein Problem dar, erhalten Sie einen kompakten Ratgeber, der vielfach auf der Basis von Ergebnissen einer oder mehrerer Studien Design-Tipps gibt, die Hand und Fuß haben. Mobify greift dabei nach eigenen Angaben auf die Erfahrungen aus dem erfolgreichen Umsetzen einiger großer Websites, darunter Starbucks, aber auch auf diejenigen der rund 75.000 Designer und Developer, die mit den Mobify-Tools arbeiten, zurück.
So verwundert es nicht, dass unter den Tipps solche sind, auf die man bei intensivem Nachdenken auch selber kommen würde und andere, mit denen zumindest ich nicht sofort um die Ecke gekommen wäre.
Tablet Web Design Best Practices: Two Parts to Rule Them All
In zwei Teile gliedert sich das Ebook. Im ersten Teil werden Tipps gegeben, wie man bestehende Desktop-Websites so verändern kann, dass sie auch auf Tablets sinnvoll nutzbar werden. Im zweiten Teil wird der nächste Schritt getan. Hier geht es darum, wie man vorgehen sollte, um tatsächlich auf Tablets optimierte Websites zu erhalten. Zumindest der erste Teil ist für jeden Seitenbetreiber relevant und sollte auf jeden Fall bearbeitet werden.
Die Gründe dafür sind durchschlagend. Mit erwarteten Verkäufen von einer halben Milliarde Tablets weltweit in 2013 und 2014 ist es fahrlässig, deren Nutzer nicht zumindest sinnvoll zu bedienen. Das umso mehr, als Tablet-Nutzer bei Online-Einkäufen 20 Prozent mehr Umsatz bringen als der durchschnittliche Desktop-Besucher.
Auf der anderen Seite dieser Chance steht das typische Website-Layout mit seinen 12 Pixel-Schriften und den nicht auf Touch ausgerichteten Schaltflächen und Formularen. Jeder Tablet-Nutzer wird zustimmen: Auf den allermeisten Websites macht das Surfen keinen Spaß. Dabei ist der Anwendungsfall des Internet-Surfens mit Abstand der wichtigste auf Tablets. Sind wir uns einig, dass es Handlungsbedarf gibt?
Und so beginnt das Ebook in seinem Teil 1 ganz praxisorientiert, fast schon hemdsärmelig und empfiehlt
- Touch-Targets, also Elemente, die per Finger angewählt werden können, stets mindestens 44 x 44 Pixel groß zu machen,
- auf durchgängige Touch-Bedienungsmöglichkeiten zu achten,
- dafür zu sorgen, dass der Nutzer möglichst wenig schreiben muss,
- kontext-sensitive Eingabemöglichkeiten zu schaffen und Auto-Correct oder automatische Großschreibung in Formularen auszuschalten,
- die Standard-Textgröße und den Zeilenabstand zu erhöhen,
- Icons als Font und Bilder auch in Retina-Auflösung einzubinden,
- und vieles mehr.
In Teil 2 des Ebooks geht es dann darum, Web-Apps so zu gestalten, wie man das auch mit nativen Apps auf den jeweiligen Plattformen tun würde. Mit voller Optimierung auf die speziellen Möglichkeiten und Limitierungen eines Tablets.
Dazu gehören beispielsweise
- dafür zu sorgen, dass Bilder in Seiten zoombar bleiben, ohne dass die komplette Seite zoomt,
- die Navigation fest zu verankern, um sie persistent verfügbar zu halten,
- ortsbasierte Möglichkeiten zu nutzen, um etwa logistische Fragestellungen leichter zu beantworten,
- Schriftgrößen durch den Nutzer anpassbar zu gestalten,
- viel mit Bildern zu arbeiten,
- die Navigation absolut tablet-gerecht zu gestalten, etwa durch Auto-Hide oder Off-Canvas-Varianten,
- besonders auf die sog. Hot Zones zu achten, diejenigen Bereiche, die man mit den Fingern besonders leicht erreichen kann auf einem Tablet,
- und vieles mehr.
Natürlich, und wer würde das auch anders tun, verweisen die Autoren an vielen Stellen auf die entsprechenden Tools aus dem Hause Mobify und verlinken Tutorials, die zeigen, wie das Mobify-Konzept die entsprechende Umsetzung vorsieht.
Dennoch ist das Ebook nicht auf das Mobify-Konzept limitiert, sondern bietet durchaus allgemeingültige, dabei gute Tipps, die sicherlich den erfahrenen mobilen UI-Entwickler nicht aus den Socken hauen, aber Otto Durchschnittsseitenbetreiber und Feld-, Wald und Wiesen-Designer ein gutes Stück nach vorne bringen können – auf dem Weg in das Netz der Zukunft.
Abschließend will ich nochmal auf den Bezugsweg zurück kommen. Das Ebook steht, wie bereits erwähnt, kostenlos unter dem weiter unten genannten Link zur Verfügung. Um den Download zu ermöglichen, ist lediglich die Eingabe einer syntaktisch korrekten E-Mail-Adresse erforderlich, das ebenfalls vorhandene Feld "Name" kann ignoriert werden. Der Download wird zwar auch als Link per E-Mail zugeschickt, jedoch können Sie das Ebook schon unmittelbar nach Klick auf "Get the Guide Now" herunterladen. Die Gültigkeit der eingegebenen E-Mail-Adresse ist somit nicht Voraussetzung für den Download.