Computerbücher sind langweilig, künstlich aufgeblasen und viel zu teuer. Keiner will sie lesen und deswegen liegen sie wie Blei in den Regalen. Die Verlage haben zu wenig Mut, etwas Neues zu wagen.
Wissen ist Macht. Und wer viel weiß, hat viel Macht. Also müssen wir lesen. Viel lesen. Keine Romane, denn die haben für unsere berufliche Entwicklung keine Relevanz. Sondern Fachbücher. Dicke Bücher. Mächtige Bücher. Von mächtigen Fachleuten geschrieben – für Leser, die einmal mächtige Fachleute werden wollen.
So denken Verlage, so denken Lektoren, so denken Autoren – aber denken auch die Leser so? Die Wissensvermittlung, so scheint es, orientiert sich heute noch immer an der Methodik von vor Hundert Jahren: Möglichst allumfassende Inhalte zum Thema, preußisch-ordentlich strukturiert in Kapitel, Unterkapitel und Unterunterkapitel und hintereinander Seite an Seite in Buchform gebunden. Das kennt man, und so hat Lernen schon zu Schulzeiten keinen Spaß gemacht. Apropos Spaß: Wie viele Computerbücher kennen Sie, die flott, witzig und unterhaltsam oder wenigstens spannend geschrieben sind? Oder anders gefragt: Haben Sie, lieber Leser, vielleicht selbst schon einmal davon geträumt, Ihr Fachwissen in ein Buch umzusetzen, aber dann gezögert, weil Sie sich für einen sprachlich untalentierten „Fachidioten“ halten? Eine unnötige Angst, denn in der Fachbuchbranche ist das kein Hindernis.
Bücher sind zu dick
Das Grundübel der Technik-Literatur liegt bereits im weltfremden Anspruch, ein Thema in seiner globalen, allumfassenden und kein Detail auslassenden epischen Breite darstellen zu wollen. 500, 600, 700 Seiten sind heute keine Ausnahme, sondern eher die Regel. Wer soll das alles lesen? Es ist häufig ein schier endloses Gelaber um den heißen Brei herum. Das liegt manchmal schon an der Themenwahl: „Alles zu…“, „Das große Buch zu…“, „Kompendium“ oder „Praxishandbuch“. Besser wäre es für alle Beteiligten, wenn die Bücher ratzfatz auf den Punkt kämen: „So machen Sie…“ oder „10 Schritte für…“ anstatt „Die ganze Welt des xyz“ oder „Historische Einführung“ oder „Alle Grundlagen zu…“. Man könnte meinen, die Verlage und Autoren hätten Angst, wenn sie weniger Seiten produzierten, würden sie als weniger kompetent gelten – daher verfahren sie tendenziell nach dem Prinzip Masse statt Klasse. Beim schnellen Durchblättern im Buchhandel kann eh niemand die Qualität des Inhalts prüfen; der potenzielle Kunde und Leser kann nur sagen, ob das Buch viele Seiten oder wenige Seiten hat.
Überflüssiges
Was sich die Lektoren endlich sparen könnten, sind diese nutzlosen Symbole am Seitenrand. Ich will doch den Haupttext lesen und nicht auf unsinnige Piktogramme glotzen, die ohnehin nur geringe Aussagekraft besitzen – genauso wie Kurz-Zusammenfassungen und separate Infokästen. Guter Content kann auf solch albernes Beiwerk verzichten. Genauso übrigens wie auf Anhänge (ASCII-, HTML-, Farbtabellen etc.), die bereits in tausend anderen Büchern enthalten sind. Im Grunde genommen könnte man auch auf das Vorwort verzichten, für den Wert des Buchs ist es ohne Belang.
Der Preis ist Scheiß
Die Preise der heutigen Fachliteratur scheinen die Verdienstmöglichkeiten aufgrund des „angelesenen“ Wissens vorwegnehmen zu wollen. 50, 60, ja, bis zu 100 Euro für ein Computerbuch sind heute keine Seltenheit mehr. Das ist viel Holz, und ich würde gerne wissen, wie viele Bücher dieser Preisklasse sich die Verlagsmitarbeiter (ohne den Branchenrabatt) privat leisten können? Es ist schon ein bisschen weltfremd – gerade wenn man sich vor Augen hält, dass ausgerechnet die IT-Branche am Boden liegt und sich tausende von arbeitslosen Spezialisten keine derart teuren Bücher leisten können. Die Preisgestaltung ist absurd: Nur wer bereits Geld hat, kann sich die Bücher leisten, mit deren Wissen er noch mehr Geld verdienen kann…
Neue Ideen müssen her
Die veraltete Konzeption dieser Wissensvermittlung nach dem Motto „Möglichst viel, möglichst trocken und möglichst teuer“ hat schon in der Schule nichts getaugt. Das alles hat zur Folge, dass Computerbücher von der – angeblich so brennend interessierten – potenziellen Leserschaft links liegen gelassen werden. Die verkauften Auflagen sind so jämmerlich niedrig, dass Autoren von den Honoraren und Umsatzbeteiligungen kaum leben können.
Unser Vorschlag: Bücher enger ans Thema und somit verschlanken: so dick wie nötig und so dünn wie möglich. Oder gleich ins Web stellen. Mit Druckfunktion für diejenigen Texte, die man offline lesen möchte. Und mit Suchfunktion – denn die kann kein Buch bieten. Zugriff nach Bezahlung. Dann kriegt der Verlag sein Geld und der Leser seine Inhalte. Und alle haben, was sie wollen.
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Eine Antwort zu „Kolumne: Computerbücher ins Altpapier“
— was ist Deine Meinung?
Die Ideen sind gut aber kaum jemand wird sie umsetzen. Weil die meisten Computerbücher als eine Art Lexikon oder Nachschlagewerk fungieren.
Außerdem gibt es die erfolgreichen – anderen Computerbücher bereits. Um nur eins zu nennen: ‚Coding for Fun‘ von G. Wolmeringer.