Im Gespräch mit Dr. Web erläutert Adobes Chief-Evangelist die Zukunft der Web-Tools bei Adobe. Rewis wird im Sommer die letzte Version von GoLive veröffentlichen. Ein Produkt, an dessen ursprünglicher Entwicklung er selbst beteiligt war.
Dr. Web: Wie sieht die Produktstrategie von Adobe nach CS3 aus?
Greg Rewis: Wir müssen die Produkte noch enger miteinander integrieren. Das ist das, was die Kunden wünschen und wir selbst wollen das auch. Wer würde nicht gerne die alle Filter- oder Ebeneneffekte aus Photoshop in einem Flash-Interface sehen. Dabei ist es aber unsere wichtigste Aufgabe, darauf zu achten, dass die einzelnen Produkte ihren individuellen Charakter behalten.
Dr. Web: Wie muss man sich die Zusammenarbeit der beiden Entwickler-Teams von Macromedia einerseits und Adobe andererseits vorstellen?
Rewis: Die Leute agieren sehr professionell. Alle Produktteams sind eng miteinander vernetzt und wenn sie beim anderen ein gutes Feature entdecken, dann versuchen Sie es ins eigene Produkt zu integrieren. Wenn Sie die aktuellen Produkte betrachten, sehen sie viele solcher Entwicklungen und zwar in beide Richtungen. So hat Photoshop mit DeviceCentral eine Idee aus Flash übernommen und kann sogar selbst mit Zoomify eine Flash-Anwendung publizieren.
Dreamweaver und Flash unterstützen das PSD-Format, die Ebenen und Filtereffekte. In Dreamweaver werden Photoshop-Dateien sogar nur verlinkt. Wird die PSD-Datei verändert, erzeugt Dreamweaver daraus das passende JPEG oder GIF für die Website ganz automatisch. Die Liste ließe sich fortsetzen.
Dreamweaver CS3 integriert bearbeitbare Photoshop-Dateien
Dr. Web: Sie sprechen von Dreamweaver, aber was ist mit GoLive? Der Markt hat beide Produkte ziemlich gleichwertig gesehen.
Rewis: Das war vermutlich die spannendste Diskussion. Wie Sie sicher wissen habe ich selbst bei der ursprünglichen Entwicklung von GoLive mitgewirkt. Auf Seiten unserer Kunden gibt es viele Nutzer von InDesign, die die Einfachheit in Interface und Umsetzung in GoLive schätzen und damit regelmäßig arbeiten.
Auf der anderen Seite zeigten unsere intensiven Befragungen unter WebDesignern aber, dass weit mehr Kunden die Kombination Photoshop und Dreamweaver benutzen. Das war letztlich der Grund, warum wir uns dazu entschieden haben, Dreamweaver in das Bundle zu packen. Der künftige Fokus liegt klar auf dem ehemaligen Macromedia-Produkt.
Wir wollen aber an dieser Stelle eines klar stellen. Es wird eine sanfte Migration geben. Wir werden im Sommer eine neue, verbesserte Version von GoLive anbieten. Wir lassen keinen Kunden im Stich. Der Support für GoLive bleibt bestehen. Wir sind uns klar darüber, dass es eine Weile dauern wird, bis diese Entwicklung hin zu Dreamweaver abgeschlossen ist.
Über Greg Rewis: Greg Rewis ist heute der Chief-Evangelist für Adobes Web-Produkte. In gleicher Funktion war er vor dem Zusammenschluss für Macromedia tätig. Den Grundstein seiner Karriere legte er in Hamburg. Als Produktmanager für das Unternehmen GoLive arbeitete er maßgeblich an der Entwicklung des WebDesign-Tools Cyberstudio mit. Als Adobe die Firma kaufte und das Produkt GoLive erschuf, wechselte Rewis zum damaligen Erzkonkurrenten Macromedia.
Dr. Web: Dennoch sind die Weiterentwicklungen beim Autorenwerkzeug Flash eher marginal.
Rewis: Nein, auf keinen Fall. Sie haben Recht, wir hatten nicht besonders viel Zeit, da Flash 8 ja noch nicht sehr alt ist. Aber die Implementierung von ActionScript 3 ist ein Meilenstein. Vielleicht sieht man das ja nicht auf den ersten Blick, aber Sie können mir glauben: eine Funktion wie „Tween to ActionScript“, also die Umwandlung grafisch erstellter Animationen in solche, die als Programmcode ausgeführt werden, ist eine großartige Entwicklung. Sie macht Flash-Filme viel kleiner und variabler. Ein Leistungsmerkmal das Flash überhaupt erst zu dem gemacht hat, was es heute ist.
Es gab bei uns in den Entwicklerteams noch eine Vielzahl von möglichen Verbesserungen, die wir gerne in Flash eingebaut hätten, doch dafür fehlte einfach die Zeit. Der Veröffentlichungszeitpunkt für CS3 war gekommen und Flash musste mit. Wir haben jetzt die Basis geschaffen für weitere Integration mit anderen Werkzeugen.
Dr. Web: Ein gutes PDF-Rendering wäre schon ein Fortschritt.
Rewis: Stimmt, da hat Flash noch Schwächen. Das Problem ist, dass wir den Flash-Player möglichst klein halten wollen und müssen. Insofern können wir ihm nicht die Fähigkeit geben, PDFs eigenständig zu rendern. Es geht derzeit nur durch eine Konvertierung eines PDFs im Autorensystem Flash.
Dr. Web: Viele professionelle Flash-Entwickler wünschen sich eine skalierbare PlugIn-Architektur für den Flash-Player, wie man sie von Director kennt. Wäre das nicht die Lösung für PDF und auch für 3D?
Rewis (schmunzelt) Eine sehr interessante Idee. Übrigens zeigen wir in unserem Apollo-Projekt, wie die enge Verzahnung zwischen Flash, HTML und PDF in Zukunft aussehen könnte.
Dr. Web: Herr Rewis, vielen Dank für dieses Gespräch.
Artikel zum Thema:
- Flash CS3 Vorstellung
- Fireworks CS3 Vorstellung
Erstveröffentlichung 15.06.2007
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