Bringen ChatGPT und Microsoft den Suchmaschinengiganten zu Fall? Keep cool. Google reagiert nun im Stile einer Verwaltungsbehörde.
Code Red
Im Googleplex herrscht Alarmstimmung. Bei den Mitarbeiterzahlen ging es bei dem Tech-Giganten bis jetzt immer nur aufwärts. Nun müssen sich spontan 12.000 Googlers nach einem neuen Job umsehen.
Google baut Überkapazitäten aus den für die Firma güldenen Corona-Zeiten ab. Doch der eigentlich Grund, warum bei Alphabet der Baum brennt und ein „Code Red” ausgerufen wurde, heißt ChatGPT. Die wundersame AI-Frage-Antwort-Maschine schreibt Programmfunktionen und gibt so gute Antworten auf die Fragen des Lebens, dass Google um sein Geschäftsmodell fürchtet. Florian Sander hat dazu einen kleinen Erfahrungsbericht geschrieben.
Nichts ist es mehr mit diesen unschuldig anmutenden aber sehr profitablen Text-Anzeigen, die bei fast jeder kommerziell intendierten Suchabfrage die erste Suchtrefferseite dominieren, falls die Nutzer massenhaft zu ChatGPT konvertieren. Microsoft hat sich OpenAI, den Schöpfer von ChatGPT, gekrallt und pumpt angeblich 10 Milliarden Dollares in deren Blutkreislauf.
Konterhaken von Microsoft
Eine Ehe zwischen Microsofts bis dato marginalisierte Suchmaschine Bing und ChatGPT könnte ernsthaft das Suchmonopol und damit die Cash Cow des Unternehmens gefährden. Das hat sogar die Google-Gründerväter Sergey Brin und Larry Page aus ihrem kargen Vorruhestand aufgeschreckt. Die nerdigen Herren sind Back in the Game. Und die verbliebenen Googlianer zittern wahrscheinlich schon um ihren Job, wenn Larry Page mit seinen Sneakern durch die Gänge quietscht.
Wie reagiert Google nun auf den potentiellen Game Changer AI-Content? Hackerangriff auf die OpenAI-Server? Deindexierung aller Websites, die auch nur wagen das Wort ChatGPT zu schreiben? Entführung aller führenden Köpfe bei OpenAI durch Außerirdische (denn Page & Brin sind in Wahrheit Aliens)?
Das ist natürlich nur reine cinematische Fiktion. Doch angesichts dieses militaristischen Begriffs Code Red, höchste Alarmstufe beim US-Militär, dürfen einem schon einmal die Fantasiegäule durchgehen.
Staubtrocken kommt dagegen die jüngste Verlautbarung von Google zu diesem brandheißen Thema daher: Google Search’s guidance about AI-generated content. Da Google selbst massiv auf AI (Artificial Intelligence) setzt, wie z.B. bei der Suche oder Google Maps, können sie keine völlig unentspannte Haltung gegenüber dem Einsatz von Content einnehmen, der mit Unterstützung einer KI erstellt wurde.
Google sagt im Prinzip, dass das was am Ende in den Index soll, Qualitäts-Content sein muss, gemäß ihrer prägnanten Formel E-E-A-T: expertise (Expertise), experience (Erfahrung), authoritativeness (Autorität), and trustworthiness (Vertrauenswürdigkeit).
Wie der Content produziert wurde, ob der Publisher z.B. zum Warmwerden oder für die Gliederung eine kleine Unterhaltung mit ChatGPT geführt hat, spielt im Prinzip keine Rolle. Wer weiß, wer weiß,…
Was hinten raus kommt, muss gut sein, sonst rankt es im dunklen Keller der Suchtrefferergebnisse, wo sich kaum einer verirrt. Und tatsächlich sind die Antworten von ChatGPT schwafelig und in einem schlechten Deutsch formuliert.
Aber, heads up, um in Themen einzusteigen ist so ein AI-Talk erste Sahne, besser als eine Google-Quellensurfrunde der Top Ranker.
Doch wer sich nach dem lockeren AI-Flirt dann anschaut, was die hoch gelisteten Publisher in der Regel für einen Aufwand betreiben, um einen Platz an der Suchsonne zu bekommen, weiß was Google unter Creating helpful, reliable, people-first content versteht.
- Attraktives Layout,
- Inhaltsverzeichnis,
- Einsatz von Bilder und Grafiken,
- lesefreundliche Typografie,
- schnelle Ladezeiten,
- verständliche Gliederung,
- vollumfängliche Abhandlung des Themengebiets,
- starke interne Verlinkung,
- vielleicht noch ein Quiz oder eine Umfrage als Sahnehäubchen obendrauf
Das sind die zeitaufwändigen und mitunter teuren Zutaten (habe ich Backlinks vergessen…?), die es für eine schmackhafte Content-Torte braucht.
Google AI-Content Disclaimer
Und was empfiehlt Google nun allen, die AI zur Erstellung von Content einsetzen?
Should I add AI or automation disclosures to my content?
AI or automation disclosures are useful for content where someone might think “How was this created?”. Consider adding these when it would be reasonably expected.
Ist der Content-Output also nahe an dem dran, was die AI ausgespuckt hat, empfiehlt Google einen Disclaimer.
Die Katze beisst sich da sowieso in den Schwanz, denn purer AI-Content ist kein Erfolgsrezept. Siehe oben. Im Rahmen eines Internetseite Relaunchs könnten Sie auf eine durch ChatGPT gestützte Erstellung setzen, und damit z.B. das inhaltliche Grundgerüst erstellen.
Steven Seagal neuer Google Top-Mitarbeiter?
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