Wer in seinem Fachbereich bloggt, beweist damit, dass er Wissen vermitteln kann. Das ist eine Grundvoraussetzung, um auch als Redakteur und Publizist arbeiten zu können. Mein Weg dahin – mit Stolpersteinen, Gefahren, Höhepunkten und daraus folgenden Empfehlungen – ist die Geschichte dieses Beitrags.
Aller Anfang ist…
Meine ersten Schritte in Richtung Fachredaktion stammen aus einer Zeit, in der Weblogs noch kein Thema waren. Als Webdesigner gestartet besuchte ich gern das zeitweilig existierende Dr.Web-Forum. Sven hatte das Dr.Web-Magazin gegründet und dazu auch schon seine Geschichte aufgeschrieben. Und für dieses Magazin suchte er nun im eigenen Forum einen Autor, für den großen Bereich der Bildbearbeitung. Mein Probeartikel wurde angenommen und legte das Fundament für meinen weiteren beruflichen Werdegang.
Es folgten bis heute zahlreiche Beiträge, wenn auch mittlerweile zu anderen Themen. Die Regelmäßigkeit verstärkte den Kontakt. Sven hatte passend zu meinen Artikeln die Idee, ein Weblog zu gründen – das es übrigens noch immer gibt: Das Photoshop Weblog. Die täglichen News und die längeren Artikel, die in seinem Magazin erschienen, sollten meine nächsten Schritte massiv beeinflussen.
Vom Hobby-Blogger zum Profi
Es gibt zwei Optionen, um als Blogger zu starten und später als freier Autor Geld zu verdienen: ein passiver und ein aktiver Weg. Ich möchte dir hier den passiven Weg beschreiben, da er meiner persönlichen Erfahrung entspricht. Im Dr.Web-Magazin konnten erste Artikel von mir gelesen werden, im Photoshop-Weblog erschienen tägliche Branchennews. Trotzdem sah ich mich als Webdesigner, auch wenn sich die Einnahmequellen etwas verlagerten. Wieder war es Sven, der den nächsten Impuls gab: eine Photoshop-CDROM mit Texten und Abbildungen, als käufliches Produkt seines Dr.Web-Magazins.
Damit wurde meine Präsenz (Artikel, News und CDROM) im Bereich der Bildbearbeitung so groß, dass ein Fachverlag auf mich aufmerksam wurde: Galileo Press, heute als Rheinwerk Verlag bekannt. Über diesen Verlag folgten eine weitere CDROM, dann eine DVD. Verlage aus speziellen Nischen sind immer auf der Suche nach Experten, die Inhalte generieren können. Daraus ergaben sich weitere Kontakte, allerdings immer passiv, da die jeweils nächsten Anfragen (als Sprecher einer Convention, als Autor für Fachmagazine, als Dozent in der Erwachsenenbildung) aufgrund der geleisteten Arbeit erfolgten, nicht aber aktiv eingefordert wurden.
Meinem alten Ich würde ich gerne raten, die einzelnen Schritte pro-aktiv zu planen. Statt also auf Impulse von außen zu warten, solltest du stetig Beiträge veröffentlichen, Aufmerksamkeit generieren, um dann passende „Influencer“, also die Größen der Branche anzusprechen, etwa für Gastbeiträge. Steht die gewünschte Struktur aus eigenem Blog und weiteren Veröffentlichungen (eBook, YouTube-Channel, Webinare), werden Magazine, Buchverlage und weitere Herausgeber aktiv angesprochen. Du schaffst dir damit ein Netz aus Referenzen. Wie wichtig diese sind, zeigt der nächste Abschnitt. Siehe auch: Geld verdienen mit Blogs – Finde Sicherheit als Auftragsblogger
Referenzen als Akquise-Maschine
Jeder Artikel und jeder Blog-Beitrag, der veröffentlicht wird, ist eine Referenz. Und diese funktionieren selbstständig als Akquise-Instrument. Ich bin immer wieder erstaunt, welche Artikel von mir nach dem Erscheinen weitere Anfragen auslösen. Die grobe inhaltliche Richtung wird immer vom Auftraggeber bestimmt. Und genau das führt zu einem Problem, das mir zunächst nicht bewusst war.
Nehmen wir an, du hast ein Technik-Blog gestartet und darin ein eBook über die besten Smartphone-Kameras und deren Einsatz veröffentlicht. Es folgen erste Aufträge für Artikel, die sich allesamt mit Smartphones beschäftigen. Obwohl du dich als Profi für den kompletten Technik-Bereich siehst und auch gerne über weitere Themen schreiben würdest, sieht man dich aufgrund der vorhandenen Referenzen einzig als Smartphone-Experte.
Möchtest du nun Auftraggeber anderer Branchen gewinnen, musst du sie mit passenden Inhalten „ködern“. Mittlerweile bediene ich neben der Bildbearbeitung auch die Themen Social Media, Business und Fotografie. In allen Bereichen kann ich zahlreiche Referenzen vorzeigen.
Zur Eroberung eines neuen Themenfeldes musst du die entsprechenden Referenzen erstellen – zunächst (vermutlich) unentgeltlich. Was mögliche, aber auch langjährige Kunden von dir denken, basiert nur auf sichtbaren Ergebnissen, basiert auf deinem Portfolio. Und das ist auch verständlich, denn niemand kann in deinen Kopf hinein schauen.
Langfristige Zusammenarbeit: Pro und Contra
Es gibt Kunden, die bestellen ein oder zwei Artikel, andere dagegen arbeiten über viele Jahre mit dir zusammen. Wie bei allen Partnerschaften braucht es eine gewissen Sympathie und gemeinsame Wellenlänge, um diese Basis zu erreichen. Da man sich kennt, optimiert sich die Zusammenarbeit mit jedem Artikel. Dabei möchte ich dich jedoch vor zwei Gefahren warnen: Denn so bequem eine langfristige Zusammenarbeit auch ist, sie kann auch Nachteile mit sich bringen. Und das ganz besonders bei einem Partner, der einen Großteil deiner monatlichen Einnahmen ausmacht.
Es ist immer ratsam, trotz eines schon vorhandenen Großkunden, weiter Akquise zu betreiben. Um jederzeit auf zahlreichen Füßen zu stehen. Eine breite Kundenbasis ist das Ziel. Denn während einer langjährigen Zusammenarbeit (in der das Geld ausreichend fließt), verlierst du schnell den Anschluss an ein normales Geschäftsgebaren. Es gibt ja auch genug zu tun. Unbewusst steigert sich diese Abhängigkeit über die Monate und Jahre. Bei einem Verlust des Kunden (ein Magazin wird eingestellt, ein Projekt verkauft, der Entscheider wechselt) mündet das schnell in eine elementare Krise.
Eine weitere Gefahr ergibt sich aus dem Trend Content Marketing. Einerseits hat er den Fachredakteuren- und -Journalisten mehr Arbeit gebracht, da nun auch Unternehmen außerhalb von Verlagen Inhalte benötigen. Das Ziel ist auch gar nicht unähnlich: mehr Leser, mehr Kunden, bessere Suchmaschinenpositionen. Doch im Vergleich zu den Verlagen verlangen diese Unternehmen Exklusivität.
Nur für dieses eine Unternehmen dürfen die Inhalte dann noch produziert werden. Vertraglich garantiert! Für uns bedeutet das: Eine komplette Sparte mit zahlreichen möglichen Kunden wird per Vertrag abgeriegelt. Das sollte man sich gut bezahlen lassen. Nutze auch die Zählpixel der VG-Wort.
Mit dem Einkommen auskommen
Kommen wir zu einem Bereich, über den eher geschwiegen wird: das Einkommen. Ich lebe von der Inhaltsproduktion (Artikel mit Grafiken/Fotos), Schulungen und der Homepage-Gestaltung. Das Schreiben macht dabei 80% meiner Arbeit aus. Damit ist klar, dass nicht nur mehrere Kunden als Basis hilfreich sind, sondern auch eine gewisse Variation bei den angebotenen Dienstleistungen. Mein Einkommen reicht für vier Personen, eine passende Wohnung (110 qm, gemietet), ein Auto (gebraucht), ein Büro (zwei Arbeitsplätze, 35 qm), eine Eigentumswohnung (45 qm) und zum Bezahlen aller Rechnungen. Keine großen Sprünge… Auch im Büro können Kosten gespart werden.
Das Gehaltsspektrum als angestellter Redakteur liegt übrigens bei 32.500 Euro bis 51.800 Euro jährlich – und zwar brutto (Quelle: Spiegel). Ich stehe da etwas über dem unteren Rand. Festangestellte Designer mit mehr als vier Jahren Berufserfahrung verdienen zwischen 2.000 – 3.000 Euro brutto (Quelle: Designtagebuch). Meine Position ist da weit über der Mitte. Zufrieden bin ich noch nicht, stehe aber (gefühlt) nicht schlecht da.
Arbeit?
Ich möchte schreiben: „Lernt lieber etwas „Anständiges“. Doch wer mit dem Herzen dabei ist, kann kaum einen anderen Weg gehen. Wenn du für dein Thema brennst, dann wirst du mich verstehen. Einen Großteil deiner Zeit musst du für deine Arbeit einsetzen. Nur empfindest du sie nicht als Arbeit. Das kann erfüllen, ausbrennen, stressen und glücklich machen: alles an nur einem Tag. Aufgeschrieben von Dirk Metzmacher
Linktipp: Das Texter-Dilemma: Was darf die Erstellung von Texten kosten?
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