Das Jetpack-Plugin dürfte eines der funktionsreichsten WordPress-Plugins überhaupt sein. Über 30 Funktionen bringt es mittlerweile mit und es stellt sich die Frage, ob es wirklich sinnvoll sein kann, ein solches “Monster” installiert zu haben. Sicherlich gibt es die eine oder andere Funktion, die man wirklich brauchen kann, die nützlich ist. Aber ist da nicht auch manch anderes, was man niemals benötigen wird, oder bereits durch andere Plugins abgedeckt ist? Anderseits könnte man ja auch andere Plugins sparen und komplett auf Jetpack setzen. Dieses Szenario spielen wir heute einmal durch.
Jetpack – Ein Raketenrucksack mit 33 Funktionen für WordPress
33 Funktionen beherbergt das Plugin mittlerweile. Um diese nutzen zu können, muss das Plugin erstmal mit einem WordPress.com Account verbunden werden. Falls Sie einen Gravatar-Account besitzen, haben Sie damit auch gleichzeitig den benötigten WordPress.com Account.
Nach der Verbindung mit einem WordPress.com-Account können sämtliche 33 Funktions-Module von Jetpack verwendet werden. 21 Module sind direkt aktiviert und müssen – wenn sie genutzt werden sollen – noch konfiguriert werden.
Im Jetpack Menü “Einstellungen” kann man sehr schön sehen, welche Module bereits aktiv sind. Selbstverständlich hat man auch die Möglichkeit, die Module zu deaktivieren, die man nicht nutzen möchte. Alle anderen müssen noch konfiguriert werden.
Die bereits aktivierten Module sind blau hinterlegt.
Wenn man mit der Maus über die einzelnen Module fährt, sieht man sofort, auf welche Module dies zutrifft. Nicht benötigtes sollte hier sofort deaktiviert werden. Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Sie ein bestimmtes Modul benötigen oder nicht, wechseln Sie auf den Jetpack Menüpunkt “Jetpack” und klicken unten auf der Seite “Alle Jetpack Funktionen ansehen” an.
Dort öffnen sich dann alle Module mit einer Beschreibung. Klicken Sie auf ein bestimmtes Modul, öffnet sich ein Fenster mit einer noch eingehenderen Beschreibung. So können Sie besser entscheiden, was Sie für nötig halten und was nicht. Wenn eine Aktion erforderlich ist, finden Sie in dem sich öffnenden Fenster auch einen Button für die Aktivierung oder die Konfiguration vor.
Eingehende Beschreibung des Moduls im Popup-Fenster mit Button für die Aktivierung
Hervorragend an Jetpack ist die Anpassung an geltendes deutsches oder EU-Recht. Jetpack gibt Warnhinweise aus, wenn eine Funktion mit deutschem oder europäischem Recht kollidieren könnte. Das ist vorbildlich!
Warnhinweise bei potenziellen Rechtsverstößen
Jetpack – Versuch einer sinnvollen Konfiguration
Lassen wir uns einmal nicht von der unglaublichen Funktionsvielfalt von Jetpack erschlagen, sondern versuchen eine sinnvolle Konfiguration aus den angebotenen Modulen zu finden. Im Anschluss können wir dann mit Blick auf den ausgegebenen HTML-Quelltext genau beurteilen, ob und wie sinnvoll Jetpack wirklich ist.
Modul Abonnements: Sehr sinnvoll! Erweitert das Kommentar-Formular um die Funktion den Kommentaren bzw. dem Blog folgen zu können. Blog folgen und Kommentaren folgen heisst, dass man eine E-Mail bei weiteren Beiträgen beziehungsweise Kommentaren zugesendet bekommt. Die Leser Ihrer Website werden es Ihnen danken, dass Sie dieses Modul nutzen. Unter “Einstellungen => Lesen” kann der E-Mail-Text noch individualisiert werden.
Modul Publizieren: Hier können Sie Ihren Blog mit den bekanntesten Social-Network-Seiten verknüpfen, um anschliessend neue Beiträge mit einem Klick auf den verknüpften Social-Network-Seiten publizieren zu können. Das Modul zieht Beitragsfoto und Beschreibung aus dem WordPress-Beitrag und veröffentlicht zeitgleich mit der Veröffentlichung eines WordPress-Artikels auch auf den Social-Network-Seiten. Ob es jedoch im Sinne des Aufbaus einer wirklich guten Social-Network-Seite ist, dass überall derselbe Content publiziert wird, ist fraglich. Praktisch ist es gewiss, doch wenn Ihnen wirklich was am Aufbau einer guten Social-Media-Seite liegt, dann publizieren Sie dort besser von Hand und bemühen sich, zumindest modifizierte Inhalte bereit zu stellen.
Modul Sharing: Share-Buttons sind mittlerweile Pflicht, daher sollte jeder Blog diese Buttons am Ende eines Beitrags oder einer Seite anbieten. Die Jetpack eigenen, grauen Buttons funktionieren leider nicht mit jedem Theme, daher ausprobieren, bevor die Website live geht. Ansonsten stehen in den Einstellungen auch die Original-Buttons zu Verfügung, die mit jedem Theme funktionieren sollten.
Modul Ähnliche Beiträge: Sehr wichtig, um Leser etwas länger auf der Website zu halten und um Ihr Interesse zu wecken, weitere Beiträge zu lesen. Ich habe es trotz Test auf mehreren Systemen und etlichen ausprobierten Themes nicht zum Laufen bekommen. Sehr schlecht und wirklich schade.
Modul Photon: Alle Bilddateien werden nach Aktivierung vom WordPress.com Content Delivery Network ausgeliefert. Bilder werden dann auf den Servern von WordPress gespeichert und ausgeliefert. Das funktioniert wunderbar und macht die Webseite tatsächlich etwas schneller. Insofern: empfehlenswert.
Modul Mobile Theme: Ein spezielles Theme für mobile Endgeräte wie Smartphones und Tablets. Sehr nützlich, wenn ein Theme verwendet wird, welches nicht responsiv ist und sich nicht automatisch an jedes Ausgabemedium anpasst. Das Mobile-Theme sieht sehr gut aus, lädt zügig und ist sehr “lesbar”. Mit dieser Option bieten Sie Ihren Lesern einen echten Mehrwert. Sehr empfehlenswert!
Modul Zusätzliche Sidebar Widgets: Erweitert den Widgetbereich um gleich mehrere, nutzbringende Widgets. Folgende Widgets stehen zusätzlich zur Verfügung: Twitter Widget, Facebook Like Box Widget, Image Widget für die Präsentation von Bildern in der Sidebar, Gravatar Widget, Gallery Widget und Recent Posts Widget. Bis auf das Twitter und das Facebook Like Box Widget meiner Meinung nach nicht sonderlich nützlich.
Modul Shortcodes einbetten: Bettet Inhalte von YouTube, Vimeo und Slideshare usw. in den visuellen Schreib-Editor ein. Kann man immer brauchen und ist praktisch!
Modul Monitor: Benachrichtigt Sie, wenn Ihre WordPress-Webseite offline ist. Ebenso benachrichtigt Sie das Modul, wenn die Website wieder online ist. Brauchbar, besonders wenn Ihre WordPress-Website Geld verdienen soll.
Modul VaultPress: Das nützlichste Modul. VaultPress ist der mit Abstand beste Dienst, um Backups einer WordPress-Installation zu realisieren. Er erlaubt nicht nur die Sicherung, sondern auch, ein Backup mit nur einem Klick wieder zu installieren. Allerdings ist VaultPress nicht kostenlos, der Dienst startet ab 5 USD im Monat. Das ist er jedenfalls wert.
Modul Rechtschreibung und Grammatik: Auch der ausgeschlafenste Blogger benötigt manchmal eine wenig Hilfe in diesem Bereich, sei es auch nur, um Flüchtigkeitsfehlern vorzubeugen. Allerdings ist es mit Vorsicht zu genießen, da es nicht so ganz gut funktioniert, wie man sieht.
Jetpacks Rechtschreibung- und Grammatik-Prüfung ist eher als Anhaltspunkt zu gebrauchen. Vier Fehler werden in einem fehlerfreien ersten Absatz angezeigt.
Obwohl das Modul Rechtschreibung und Grammatik beide Sprachen – Englisch und Deutsch – beherrschen soll, ist das Ergebnis nach Prüfung eher zweifelhaft 🙂
Die nicht angesprochenen Jetpack-Module
Alle anderen Module sollten entweder mit Vorsicht angefasst werden, wie zum Beispiel das Publizieren via E-Mail, welches ein potenzielles Sicherheitsrisiko darstellt, oder sind (überwiegend) nicht wirklich nötig. Gerade bei Plugins gilt, dass nur so wenig wie möglich und so viel wie nötig installiert und aktiviert werden sollte.
Das Kontaktformular wäre noch ein echter Knaller gewesen, allerdings benötigt es das aktivierte Akismet Anti-Spam Plugin, um Spamfreiheit zu gewährleisten. Akismet hat allerdings ein nach deutschen / EU Recht gewaltiges Datenschutz-Problem, weshalb man es nicht verwenden sollte. Denn das wäre ein Grund, um kostenpflichtig abgemahnt zu werden. Das Kontaktformular ohne Spam-Schutz durch Akismet zu betreiben wäre allerdings nicht ratsam, außer man mag massenhaft Spam-Mails in seinem Posteingang.
Jetpack – der Fluch der quälenden Langsamkeit?
Zehn JavaScript und vier CSS Dateien sind bereits nach der Aktivierung des Plugins dem Quelltext der Webseite hinzugefügt worden. Das ist nicht gerade wenig und hat letztendlich auch Einfluss auf die Ladegeschwindigkeit einer Webseite. Doch wieviele Dateien werden wirklich eingebunden, nachdem man alle Module, die man wirklich benötigt, aktiviert und konfiguriert hat?
Über den Memüpunkt “Jetpack => Einstellungen” deaktivieren wir nun jedes andere Modul als die oben aufgeführten elf und sorgen für korrekte Konfiguration der verbleibenden Module. Im Anschluss werfen wir nun nochmals einen Blick in den Quelltext unserer Testseite und zählen die nun referenzierten CSS- und JavaScript-Dateien durch.
Anzahl CSS Dateien außer Theme relevantes CSS: 4
Anzahl JavaScript Dateien außer Theme relevantes JavaScript: Unglaubliche zwei! Das hätte ich niemals für möglich gehalten, dass man Jetpack so umfangreich und doch ressourcenschonend konfigurieren kann.
Fazit
Entgegen meiner bisherigen Meinung, kann das Jetpack-Plugin ein Segen sein, denn richtig konfiguriert und bedacht genutzt, stellt es viele wirklich nützliche Funktionen bereit, die man ansonsten mit mehreren anderen Plugins realisieren müsste. Das ginge zwar auch, birgt aber immer das Risiko von Kollisionen, während Jetpack alles aus einer Hand liefert.
Die von Jetpack referenzierten CSS und JavaScript Dateien sind auf ein Mindestmaß geschrumpft und sorgen mit einem guten Minimierungs- und Cache-Plugin für keinerlei Ausbremsen der Website, so dass eine echte Einsatzempfehlung gegeben werden kann.
Links zum Beitrag
- Das WordPress Jetpack Plugin: Homepage (EN)
- Das WordPress Jetpack Plugin: Download von WordPress.org
(dpe)
15 Antworten
Hallo,
habe ich das richtig verstanden? Jetpack arbeitet nur mit Blogs auf wordpress.com zusammen. Bei Installationen auf einem eigenen Server funktioniert das nicht, oder?
BEste Grüße
Achim
Hallo,
das ist nicht richtig. Jetpack ist ein Plugin für einen selbstghosteten Blog/Website (eigener Server/Webhostingpaket).
Allerdings muss ein Konto bei WordPress.com vorhanden sein, ansonsten arbeitet das Plugin nicht.
Danke
Jetpack = “Monster” ist trotzdem nicht ganz unwahr. Ich habe schon unzählige Male in Foren Troubleshooting betrieben, wenn sich Jetpack wieder mal nicht mit anderen “Zutaten” vertragen hat (je mehr JS, desto größer die Wahrscheinlichkeit). Und ich habe auch schon unzählige Male Websites gesehen, die das typische “Jetpack-Smily” unter ihrem Fußteil prangen hatten (“seht her, Jetpack!”). 😉
30 Funktionen? Die wenigsten brauchen das wirklich. Wozu installieren und dann “abschalten”/nicht verwenden? Ich geh meistens doch lieber den umgekehrten Weg – nur installieren, was ich auch brauche.
Hatte ich mir auch gedacht, aber mit obiger Konfiguration läuft es echt klasse bei mir. Und es werden fast weniger Scripts hinzu genügt, als ich dachte. Bin jetzt echt zufrieden damit.
Hallo, Slim Jetpack beinhaltet die Funktionen, die entkoppelt von wordpress.com sind und ist eine gute Alternative. Was man dann noch braucht, kann über einzelne Plugins abgedeckt werden.
https://wordpress.org/plugins/slimjetpack/
Hallo zusammen,
ich nutze auch nur noch einige wenige Jetpack Funktionen, der Rest ist deaktiviert. Wenn es die zeit mal wieder hergibt möchte ich gerne diese auch noch durch separate Plugins etc. ersetzen. Am Anfang probiert man eh viel aus und stellt dann später fest, das man doch nicht alles benötigt bzw. vieles zu aufgeblasen ist, für den normalen WordPress User.
Über das richtige Gallery Plugin könnte man schon ein Buch schreiben soviel Auswahlmöglichkeiten hat man dort.
Ich möchte es auch nicht mehr hergeben. Ein Stück weit sind daran aber auch die anderen Plugin-Autoren schuld: Zwar nervt mich die allzu feste Verbindung mit wordpress.com, aber früher musste ich mir alle paar Monate neue Plugins suchen, weil die bisherigen einfach nicht mehr gepflegt wurden. Mit Jetpack hat dieser Spuk ein Ende. Gibt’s ein WordPress-Update, gibt’s ein Jetpack-Update, und alles arbeitet immer perfekt zusammen. Einige Funktionen sähe ich lieber im Core, z.B. “Custom CSS”. Aber das hält man da scheinbar nicht für nötig.