Den Begriff Flow hat jeder schon mal gehört und den Flow wahrscheinlich auch bereits gespürt. Das klappt natürlich auch, wenn du den Begriff gar nicht kennst.
Flow ist einerseits für jeden zugänglich, andererseits oft schwer zu erreichen. Kurzum eine absolut faszinierende Sache. Mit Glück und den richtigen Umständen stellt sich der Flow von selbst ein. Wenn man den Zustand aber erstmal kennengelernt hat, dann will man ihn wiederhaben. Also, was kannst du tun, um in den Flow zu kommen? Und wenn es das erste Mal wäre, lass dir gesagt sein, die Mühe lohnt sich. Das Erlebnis wird einmalig sein.
Im Flow verschmelzen Mensch und Tätigkeit miteinander
Der Mensch denkt nicht mehr nach über sein Tun, ist mit ihm völlig im Einklang. Das ist nicht nur sehr befriedigend, sondern auch qualitativ hochwertig und produktiv. Im Flow entfaltet Handwerk wahre Meisterschaft. Vielleicht weil es keine Zweifel mehr gibt. Oder man jenseits allen Zweifelns seine Arbeit verrichtet. Dann wird sie wie von allein immer gut.
Das hat mich immer schon fasziniert. In den Flow bin ich im Berufsleben schon öfter eingetaucht. Es scheint mit so ziemlich jeder Tätigkeit zu funktionieren. Leider geschieht es in unserer komplexen Berufswelt nicht allzu häufig. Bloggen scheint mir aber geradezu prädestiniert zu sein. Nur du und der Text. Oder du und der Editor, wenn du so willst.
Flow gibt es beim Klavierspielen. Aber erst, wenn man das Instrument beherrscht. Davor steht die Plackerei des Übens. Wer diese erfolgreich bewältigt hat, kann mit der Musik verschmelzen. Das geht aber auch am Fließband, wenn immer dieselben Handgriffe zu erledigen sind. Über Stunden. Es klappt auch beim Schneeschieben oder Bedienen von Maschinen. Ich habe es sogar als Verkäufer in einem Geschäft erlebt – wenn die Umstände günstig waren.
Welche Umgebung braucht es?
Keinesfalls ein steriles absolut stilles Milieu. Man muss sich nicht ins Kloster verziehen. Ob mit oder ohne Musik, egal, muss jeder selbst probieren. Flow gibt es auch mitten in dröhnendem Maschinenlärm. Es macht keinen Unterschied, ob man diesen Krach selbst produziert oder ihn hinnehmen muss. Nur unangenehm darf es nicht werden. Ein laufendes Radioprogramm würde bei mir jede Konzentration zerstören, sogar Aggressionen hervorrufen. Den Flow kann ich dann vergessen …
Wenn der Text quasi von selbst aus einem herausströmt, dann ist man eigentlich schon so gut wie im Flow.
Allerdings reißen einen Störer sofort auch aus dem tiefsten Flow heraus. Sie müssen deshalb abgewehrt werden. Störend könnte zum Beispiel das Handy sein. Die Geißel unserer Zeit. Beim nächsten Blogger vielleicht die E-Mail oder ein Messager. Es sei denn, die Arbeit besteht aus Telefonaten; eines nach dem anderen, die Gespräche gehen förmlich in einander über. Auch dabei kann man in den Flow kommen. Längere Pausen und Stille wären hier Gift.
Da es hier ums Bloggen geht. Wenn der Text quasi von selbst aus einem herausströmt, dann ist man eigentlich schon so gut wie im Flow. Allerdings reichen hier 10 Minuten nicht, du willst den Zustand länger auskosten, erst dann passt es. Entweder schreibst du etwas, das keinerlei Recherche braucht, bei dem es nur auf die Wörter ankommt, die in dir sind.
Das ist für Autoren von Belletristik etwas leichter. Aber auch sie müssen sich vorbereiten. Sie schreiben ein Exposé. Und so könntest du es auch machen. Eine gute Vorbereitung eines Postings. Die Fakten sind recherchiert zusammengetragen. Du brauchst niemanden anzurufen, nicht nachzufragen, keine Webseiten aufzurufen. Auch die Struktur des Postings hat du festgelegt. Jetzt kannst du dich voll auf den Text konzentrieren. Du braucht nur genug Zeit, für die du natürlich im Vorwege gesorgt hast.
Druck & Routine 🗜
Auch ein gewisser Druck scheint mir nötig zu sein. Gibt es den nicht, neigt man schnell zur Prokrastination oder Lustlosigkeit. Kann ich ja auch morgen noch machen. Druck hilft dir bei der Sache zu bleiben, förmlich dran zu kleben. Du solltest dir deshalb einiges vornehmen, wenn du in den Flow kommen willst. Nicht zu viel, so dass das Erreichen der Ziele unrealistisch wird, aber doch so viel, dass für Trödelein keine Zeit mehr bleibt.
Flow funktioniert, weil immer dieselben Handgriffe quasi automatisch ablaufen. Als würden Finger und Hände selbsttätig denken. Wie programmiert tun sie ihr Werk. Während du der Dirigent bist, die Einsätze gibst und mittendrin schwimmst.
Schaufele dir Zeit frei, damit du nicht ständig unterbrochen wirst. Unterbrechungen würgen den Flow ab oder verhindern seine Entstehung.
Das Schlimmste, was passieren kann, ist ein Vorgesetzter der hineinquatscht. Dann wird aus dem tiefsten Flow im Nu ein Becken mit Essig. Störer sind viele denkbar. Sieh zu, das du das verhindern kannst.
Im Flow ist das Tempo immer hoch
Nicht um Stress zu machen, sondern weil es keine Widerstände mehr gibt. Sozusagen Supraleitfähigkeit bei der Arbeit, beim Bloggen.
ich würde sagen, man bestimmt selbst das Tempo. Und das Tempo im Flow ist hoch. So hoch wie es geboten erscheint und technisch möglich ist. Man bestimmt das nicht mit Absicht. Also soundso viele Wörter in der halben Stunden schreiben zu wollen, diese Methode könnte auch zu Hemmungen führen. Gemeint ist keine Rekordanzahl von Anschlägen in der Minuten. Das brauchst du nicht, denn durch den Flow ist ein gleichmäßiger Output gegeben. Weniger Zeit, die du mit Nachdenken oder gar Grübeln verbringen kannst, weniger Pausen, weniger herumdrucksen und sich nicht trauen.
Der Flow ist ein Zustand. Weshalb du ihn leider nicht festhalten kannst.
Nichts noch nebenbei erledigen wollen. Waschmaschine oder Geschirrspüler sind tabu. Oder kurz für ein Meeting die Arbeit unterbrechen. Ganz dicker Fehler. Dann ist der Flow weg und kommt auch nicht wieder. Die Ablenkung macht Hackepeter aus deinem Vorhaben. Am besten auch keinen Paketboten erwarten. Keine Termine machen. Kein Weckerstellen. Keine TV Serie, die man nicht verpassen darf. All das darf es nicht geben.
Maschinen geben nicht das Tempo vor, aber sie haben ihr Maximaltempo, das nicht überschritten werden kann, ohne sie zu beschädigen. Beim Bloggen gibt es das nicht. Hier bildet die natürliche Tippgeschwindigkeit die Obergrenze. Früher waren Leute in sowas ausgebildet. Der Rest der Menschen suchte auf der Tastatur, als PCs aufkamen. Heute tippen alle. Mir hat schneller mehr Spaß gemacht. Aber das kann bei dir anders sein.
Schreibroutinen sind OK und was einem sonst bei der Konzentration hilft. Aber danach geht es noch weiter. Der Flow ist ein Zustand. Weshalb du ihn leider nicht festhalten kannst. Denkt man erst drüber nach, ist es schnell damit vorbei.
Damit das gar nicht erst passiert, brauchst du eine Abfolge von Aufgaben, die sich dir stellt, weil du sie vorbereitet hast, oder weil sie fortwährend von Außen an dich rangetragen wird. Ob schreiben oder korrigieren, es geht beides. Das ist der Strom, du gibst dich ihm hin, wirst aufgesogen oder lenkst ihn. Egal, auf jeden Fall seit ihr Eins.
Im Flow
Im Flow ist kein Platz für Nebentätigkeiten und keine Zeit für Zweifel. Es ist ziemlich egal, was du machst. Wichtig ist nur, es zu tun. Dazu gehört es, sich bereitwillig auf die Aufgabe einzulassen. Günstige Umstände sind allerdings nötig. Und für die kannst du selbst sorgen.
Mehr ist es nicht.
Ach und ja, wenn du weißt, das es ihn gibt und wie er sich anfühlt, der Flow, macht es die Sache leichter.