Dass Fireworks die Fusion von Adobe und Macromedia überlebt, war lange unwahrscheinlich. Jetzt mausert sich das Tool zum Schlüsselwerkzeug im Online-Workflow.
Erinnern Sie sich an PNG, gesprochen Ping? Richtig: Ein vom W3-Consortium zum Standard erhobenes Grafikformat, das verlustfrei komprimieren kann (im Gegensatz zu GIF), das einen Alphakanal für Transparenz beherrscht und in der Variante MNG sogar noch Animationen abspielt (im Gegensatz zu JPEG). Was würden Sie von einem Werkzeug halten, dass eben dieses Webgrafik-Format als wichtigstes Speicherformat schreibt? Nicht viel? Sie sollten umdenken.
Was haben die ehemaligen Macromedia-Entwickler aus diesem einfachen Dateiformat gemacht? Es beherrscht die Aufteilung von Dokumenten in Ebenen oder Webseiten. Es speichert editierbare Filter und Ebenen-Effekte. Es merkt sich Layout-Grundeinstellungen und Exportformatierungen. Kurz: PNG kann alles festhalten, was im neuen Fireworks bearbeitet, wird und das ist gewaltig.
Elemente auf der Master Page finden sich automatisch auf allen vernüpften Seiten wieder
Bei Macromedia wurde Fireworks als grafische Schnittstelle zwischen Adobes Photoshop und dem eigenen HTML-Tool Dreamweaver definiert, vorrangig um Standard-Online-Arbeiten zu erleichtern, wie das Zerschneiden von großen Grafiken, das Erzeugen von ImageMaps oder die Definition von RollOver-Effekten bei Schaltflächen. Da Dreamweaver diese Aufgaben inzwischen auch beherrscht und überdies Photoshop-Dateien lesen kann, wäre Fireworks eigentlich überflüssig, hätte sich Adobe nicht einen neuen Einsatzbereich für das Werkzeug einfallen lassen.
Rapid Web Prototyping heißt dieser Einsatzbereich. Er soll es Grafikern, die mit Photoshop oder Illustrator arbeiten erleichtern, klickbare Entwürfe ins Netz zu bringen, die aus mehr als einer Seite bestehen. Hier siedeln sich die beiden wichtigsten neuen Funktionen der Version CS3 von Fireworks an. Da ist einerseits die Lesbarkeit von PSD- und AI-Dateien nebst Ebenen und Ebenen-Effekten. Letztere lassen sich vollständig in Fireworks bearbeiten, ebenso wie importierte Textebenen.
Zweitens bekam Fireworks ein neues „Bedienfeld“ namens „Pages“. Hier werden Teile der PSD-Dateien zu HTML-Seiten zusammengefasst, mit Hyperlinks versehen, komprimiert und verlinkt. Wichtigstes Werkzeug sind hier die Masterpages, bekannt aus InDesign oder Xpress. Elemente, die auf mehreren HTML-Seiten präsent sein sollen, werden einfach auf der zentralen Master-Seite platziert. Kurzfristig ist der ständige Wechsel zwischen „Seiten“ und „Ebenen“ gewöhnungsbedürftig, langfristig eine herausragende Arbeitserleichterung.
Fireworks erhält Photoshop-Ebenen und kann Ebeneneffekte und Filter bearbeiten
Das gilt auch in puncto Bildbearbeitung. So erhält Fireworks übergroße Motive in PSD-Ebenen. Der Gestalter kann also die Skalierung oder eine Maske in Fireworks realisieren und somit an die Inhalte der fertigen HTML-Seite anpassen. Fireworks kann bei Pixelbildern und Vektorzeichnungen verlustfrei skalieren, bei Bitmaps freilich nur, soweit es das Ausgangsmaterial hergibt. Die JPEG-Engine ist die gleiche wie bei Photoshop. Vermutlich eine der Besten auf dem Markt.
Dynamische Skalierung macht sich auch bei dynamischen Web-Elementen, wie zum Beispiel Formularen gut. Die entsprechenden Felder und Buttons werden nahtlos ins Layout integriert und mit der gesamten Clientseitigen-Funktionalität bestückt. Große Standard-Bibliotheken helfen bei der Auswahl des passenden Elements. Natürlich nehmen die Elemente auch bei der Weiterverarbeitung in Flash, Dreamweaver oder Flex die gesamte Funktionalität mit.
Für Fireworks stellt die Aktualisierung von FW8 auf FW CS3 einen gewaltigen Schritt nach vorne dar. Wer Fireworks liebt, sollte auf jeden Fall zugreifen. Doch auch alle anderen WebDesigner sollten sich das Werkzeug zumindest anschauen. Fireworks CS3 hat das Zeug dazu, den gesamten Online-Workflow neu zu definieren.
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Erstveröffentlichung 11.04.2007
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