Spionage im Web ist ein heikles Thema. Soll die Website erfolgreich sein, will deren Betreiber auch mehr über seine Kunden erfahren. Logfile-Analyse reicht nicht. Das Web Controlling ist die Lösung.
Doch der Kunde darf nicht belästigt werden. Spyware und „Computer Monitoring“, also agressive Programme auf dem Kundenrechner, sind selbstverständlich tabu. Diese nehmen zum Beispiel in regelmäßigen Abständen den Bildschirminhalt auf oder lesen die Tastatureingaben aus und speichern die Daten versteckt auf der Festplatte. Das ist für den Kunden nicht nur unangenehm, sondern auch verboten. No way!
Es gibt einen „sauberen“ Weg: Das nötige Know-how dazu bietet der gemietete „Web-Controlling Service„. Darunter versteht man Anbieter von Programmen, die den Besucher verfolgen und so Ein- und Ausstiegsseiten, Suchmaschinendaten oder Klickpfade erfassen können. Alles im Einklang mit dem Gesetz.
Die professionellen Web Controlling-Werkzeuge setzen dabei auf die bekannte und alte „Pixel-Technologie„. Bei der Anwendung dieser Technik wird mit dem Öffnen einer Seite ein nicht wahrnehmbares Zählpixel dazu geladen. Mit diesen kleinen Trick kann das Web Controlling Verfahren in Echtzeit alle wesentlichen statistischen Daten über den Besucher und sein Verhalten erfassen, welche die herkömmliche Logfile-Analyse des Webservers – selbst rückblickend – nicht liefern könnte. Realisiert wird das alles mit Javascript, teils müssen regelrechte Code-Monster in die Seiten eingebaut werden. Im Grunde genommen handelt es sich um aufgebohrte Counter.
Tag-basierte Analyse-Programme
In die Website muss bei dem ASP-Modell nur ein Tag eingebaut werden und der Web Controlling-Service übernimmt die restliche Arbeit, sorgt im Hintergrund für die Pflege der Infrastruktur und optimiert die Software. Doch Vorsicht: Selbst bei dieser einfachen ASP-Technik gibt es Stolperfallen. Wirklich jede Seite muss mit dem Code ausgestattet werden. Wird ein Content Management System genutzt und die Seiten modular aufgebaut, dann wird der Code einfach in das Template eingesetzt. So ist er automatisch auf allen Seiten vertreten. Gerne vergessen werden neue und aktualisierte Seiten. Das sind Löcher, die gestopft werden müssen, wenn diese mit der Zeit nicht größer und so die Statistik verfälscht oder im ungünstigsten Fall die Informationen bis zur Nutzlosigkeit entstellt werden sollen.
eTracker web controlling
Das Web Controlling von eTracker zeigt gerne, was es alles leisten kann. Hier können die Features gleich über eine Live-Demo unter dem Menüpunkt „Basic Services“ angetestet werden. Es zeigt sich, dass eTracker mehr als nur allgemeine Besucherstatistiken anzubieten hat. Schon die „Entry“-Version erreicht bei der Erfassung der Besucher eine Tiefe von 1000 Seiten. Ein Zählungsausschluss über Cookies stellt dann sicher, dass nur die tatsächlichen Besucher gezählt werden. Neben den gängigen Statistiken zum User und seiner Technik wird auch hier schon ein Live-Tracking geboten. So können einzelne Nutzer beobachtet und sein Verhalten studiert werden. Bei dieser Verfolgung werden die Detailinformationen der letzten 40 Besucher gespeichert.
In der umfangreicheren Business-Variante wird dieser Wert auf die letzten 500 Besucher erhöht. Auch gibt es hier zu dem Zählungsausschluss über Cookies noch einen Zählungsausschluss über eine IP-Sperre. Die Einstiegs- und Ausstiegsseiten, eine Suchwortstatistik mit den genutzten Phrasen und Wörter sowie eine Klickpfad-Analyse sind im Paket enthalten. Dazu noch die Besucher pro Wiederkehr, ein Klick-Tracker und einige Exportfunktionen. „basic services“ kostet etwa 1,29 Euro pro Monat, „advanced services“ etwa 116,- Euro pro Monat und „unlimited services“ 435,- Euro.
Unverständlich ist, dass eTracker selbst bei Bezahldiensten noch mit einer Bannerwerbung stören muss. Die befindet sich zwar nur auf den Statistik-Seiten, die lediglich der Webmaster sieht, unangebracht ist es aber trotzdem.
Wer noch mehr Funktionen benötigt, findet unter dem Menüpunkt „advanced services“ weitere Produkte, die auf „E-Commerce“ zugeschnitten sind. So könnten zusätzlich noch die Daten der Lead/Sale-Umsätze, Abbruchquoten, Besucherinteresse, Warenkorbanalyse, Kampagnen Kosten-Umsatz-Relationen und Web-Formulare erfasst werden. Das kostet dann je nach Umfang von 100,00 bis zu 550,00 Euro pro Monat mehr.
Auszug der etracker-Statistiken
Econda econtrolling & data mining
Das Unternehmen Econda unterscheidet zwischen dem Site Monitor dem Shop Monitor. Auch hier wird für beide Produkte eine Online-Demo angeboten. Der Site Monitor ermöglicht neben den üblichen Auswertungen zum Besucher und den Seitenaufrufen Informationen zu Kampagnen, Adwordmissbrauch, Besucherverhalten und -interessen, alle Start- und Exitbereiche sowie Direkteinstiege. Einige der Besucher-Aktionen werden verfolgt. Aufgenommen werden etwa die erfolgreichen, aber auch die erfolglosen Registrierungsversuche und Logins. Selbst die interne Suche wird erfasst und unter anderem Suchbegriffe und Treffer aufgelistet. Je nach Seitenaufrufe kostet der Homepage Monitor 30,00 bis 900,00 Euro pro Monat.
Econdas Monitor für Online-Shops zeigt die Effizienz der Online-Werbung und erfasst dabei die Bannerwerbung, Adwords, Newsletter, Preissuchmaschinen und Partnerprogramme. Dazu noch die erfolgreichsten Produkte, wieviele Warenkörbe stehen gelassen werden und ob die Anfragen der shopinternen Suche erfolgreich sind. Ob mehr in das „Cost-per-Click“ für die Adwords investiert werden soll, wird genauso beantwortet, wie über welche Suchbegriffe die umsatzstärksten Kunden zum Online-Shop finden. Der Shop-Monitor kostet etwa 50,00 bis 1000,00 Euro pro Monat. Wieder bestimmen die Seitenaufrufe pro Monat die Endsumme.
Beispielstatistik: Die „meistgesuchten“ Produkte
explido VisitTracker
Auch der VisitTracker von explido legt Informationen zur Anzahl der Besucher für jede Trafficquelle und Kampagne offen. Eine Umsatz- und Konversions-Rate zeigt dazu die gewinnbringendsten Seiten auf. Die Aktionen der Besucher, wie etwa erfolgte Registrierungen oder Informationsanforderungen werden dabei ebenso aufgezeichnet, wie die Keywords der Suchanfragen über Google, Yahoo und Co. Apropo Suchmaschinen: Über die „Rankinganalyse“ wird bekannt, welche Positionen die Website belegt und über die „Pay-per-Click Preisanalyse“, was in die Keywords bei Google oder Overture investiert werden sollte. Die Statistiken können leicht gedruckt oder als Excel-Datei exportiert werden. Der VisitTracker kostet ab 25,00 Euro. Der Preis steigert sich mit wachsenden Seitenaufrufen.
VisitTracker zeigt es übersichtlich
WiredMinds Click Track
WiredMinds Click Track bietet wie jeder Web Controlling-Service die Auswertung des Betriebssystems, der Bildschirmauflösung und des Browsers in Echtzeit. Dazu kommt die Erfassung der Ein- und Ausstiegsseiten, der Besuche pro Bereich und der Besuche pro Seite. Die individuelle Besucherverfolgung, Klickpfade und Newsletter-Tracking sorgen für die nötige Transparenz. Selbst die Überwachung von Seiten mit PHP oder gar Flash gelingen. Ein weiteres Highlight ist die Erkennung von wiederkehrenden Besuchern. Während Logfiles die Seiten, die durch Proxyserver und Caches aufgerufen werden, nicht zählen, kann hier zwischen anonymen und bekannten Besuchern unterschieden werden. So exististiert für jeden Besucher eine Historie, die weitere Daten zur Optimierung der Website liefert. WiredMinds Click Track kostet je nach Seitenaufrufe 20,00 bis 100,00 Euro pro Monat.
Großer Leistungsumfang bei WiredMinds
Intares Tracker
Das „Tracking“-Programm von Intares erzeugt eine ausführliche Webstatistik mit Klickpfaden, gewonnenen oder verlorenen Besuchern und Wiederkehrern. Zahlreiche Analysen nach Kundengruppen, Produkten, Themen und weiteren Merkmalen sind möglich. Wo der Online-Shop optimiert werden sollte, das zeigen Abbruchstellen, Inhaltliche- und Adwords-Suchtreffer sowie die eine Auflistung der beliebtesten Produkte. Wichtige Daten zur Suchmaschinen-Optimierung wie Links auf den Shop oder zur Optimierung der Ladezeiten werden nebenbei auch noch geboten. Intares kostet je nach Seitenaufrufen 25,00 bis zu 280,00 Euro pro Monat.
Intares Statistik
Web Controlling Software WebTrends
Schon das „Small Business“-Paket von WebTrends ermöglicht die Messung der Absatzzahlen und des Umsatzes, einen direkten Vergleich der Marketingkampagnen und Visualisierungen von Klick- und Abbruchpfaden. Ab der „Professional“-Version von WebTrends ermöglicht „SmartView“ das Einblenden der Klickraten direkt im Browser als Overlay über jeder Webseite und mit „SmartReports for Excel“ eine weiterführende Analyse der Reportergebnisse samt Exportfunktion. Standard Package kostet ab 699,00 Euro, Marketing Package ab 3.699,00, Advanced Marketing Package ab 4.999,00 und Commerce Package ab 5.699,00 Euro.
Software für das Web Controlling
netUpdater LIVE
Der netUpdater ermöglicht die Verfolgung des Besuchers in Echtzeit, zeigt Klickpfade, Ein- und Ausstiegsseiten, Top- und Flop-Seiten, alle relevanten Suchmachinendaten und bietet eine Auswertung der Bannerklicks und einige Export-Funktionen. Durch Einstellung sogenannter „Hot-Spots„, also frei definierbarer Beobachtungspunkte innerhalb der Website, werden bestimmte Seiten gezielt überwacht. Auch können Ziele definiert werden, die der Besucher erreichen soll. Das könnte als Startpunkt etwa die Kampagne und als Zielpunkt eine Bestellung sein. Der Ausschluss per IP-Adressen und Cookies ist auch hier möglich. Dazu die Auswertung von Datenbank- oder CMS-gestützten Webseiten und Flash-Filme, bis auf den einzelnen Button genau. netUpdater LIVE kostet je nach „Page-Impressions“ 39,00 bis 250,00 Euro.
Herstellerwebsite von netUpdater LIVE
Das Web Controlling zeigt auf einen Blick, was auf einer Website geschieht und wo Verbesserungspotenzial besteht. Je mehr Daten und je genauere Daten der Service liefert, umso besser kann die Website letztlich angepasst werden.
Erstveröffentlichung 26.08.2005
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