Die Dr. Web Magazin Story
Das ist die Geschichte von Dr. Web. Aufgeschrieben hat sie Sven Lennartz (https://lennartz.cc/). Sven ist der Gründer von Dr. Web. Veröffentlicht wurde „Die Dr. Web Story“ auf conterest.de, das Sven betrieb, und wo er eine Zeit lang über das Bloggen bloggte. Die Inhalte von conterest sind zwischenzeitlich Bestandteil unseres Archivs. Die Geschichte umfasst die Zeit von 1997 – 9/2013. Der Text ist bis auf ein paar Rechtschreibungswegbügler unverändert. __Michael Dobler
Das Dr. Web Magazin ist eine Online-Publikation für Webdesigner und Seitenbetreiber. Ich habe es erfunden und lange Zeit betrieben.
Hier ist seine Geschichte.
Ich erzähle aus meiner Sicht, subjektiv und doch so ehrlich ich kann. Die Geschehnisse umfassen einen Zeitraum von 1997 bis 2013. Das alles ist natürlich viel zu lang für einen Blogbeitrag, wir reden von rund 50 Normseiten. Es mangelt an Fotos. Trotzdem möchte ich alles an dieser Stelle zeigen und nichts zersplittern oder aufteilen. Ist mein Blog, ich darf das.
Ob das alles jemals jemanden interessieren wird, weiß ich nicht. Der eine oder andere mag sich erinnern. Ein bisschen Zeitkolorit habe ich versucht mit einzupacken. Die Erzählung erfolgt nicht streng chronologisch. Unzulänglichkeiten bitte ich zu entschuldigen.
1997 – Wie das Dr. Web Magazin entstand
Meine ersten Dienste als frischgebackener, selbstständiger Webdesigner bot ich unter der Domain ideenreich.com an. Eine .de Domain war damals noch unverschämt teuer. Meiner Erinnerung nach lag der Preis bei rund 600 DM pro Jahr, was mir entschieden zu viel war. Neben Webdesign wollte ich auch vorhandene Webseiten auf „Herz und Nieren prüfen“. Das lief unter der passenden Überschrift „Dr. Web“. Niemand buchte den Service. Ich musste also Werbung machen und inserierte die Leistung kostenlos. Das funktionierte, nachdem einschlägige Websites (zum Beispiel kostenlos.de) darüber berichteten. Nun rollten die Anmeldungen über mich hinweg.
Dr. Web funktionierte so: Ich hatte mir eine Checkliste zusammengestellt, nach der ich jede Site durchging – egal ob private Homepage oder kommerzielle Website. Schnell kam ich dahinter, dass viele Fehler häufig auftraten. Zum Beispiel verwendeten die Leute die Schriften, die sie von ihrem Computer kannten, ohne zu wissen, dass es diese im WWW gar nicht gab. Man konnte sie nur sehen, wenn man die entsprechenden Schriften lokal bei sich installiert hatte. Für den Ersteller der Seite galt das natürlich, sodass er seinen Fehler nicht bemerkte.
Andere typische Fehler damals waren zu große Bilder oder Bilder, die lokal referenziert waren, Bildformate wie .bmp, die nicht überall angezeigt wurden, extreme Farben, unlesbare Texte, nicht vorhandene Seitentitel, Browserprobleme und so weiter. Die letzte Version der Checkliste kam auf 23 Punkte. Es wurde nicht nur nach Fehlern geschaut, sondern auch auf die Ausstattung der Website geachtet. Soweit ich konnte, gab ich einen persönlichen Kommentar ab. Nur das Design wurde komplett ausgeklammert.
Meine Checkliste enthielt nun mehr und mehr Textbausteine, mit deren Hilfe ich schnell ein Protokoll zusammenstellen konnte. An einigen Tage absolvierte ich bis zu 40 Website-Untersuchungen. Diese Textbausteine, die von den häufigsten Fehlern kündeten, wuchsen zu Artikeln heran. So entstand der Kern eines Online-Magazins unter dem Namen „Dr. Web“.
Mochte das Dr. Web Magazin auch nebenbei und unbeabsichtigt entstanden sein, nun trieb ich es gezielt voran. Aus ein paar Seiten wurde ein echtes Magazin mit Rubriken. Den einen oder anderen Artikel, den ich für Auftraggeber schrieb, den schrieb ich gleich noch mal für das eigene Magazin. So arbeitet man als Autor ökonomisch. Das ist auch notwendig, wenn man sich das nötige Wissen erst noch drauf schaffen muss, das lohnt erst, wenn man es mehrfach verwenden kann. Es heißt nicht, dass ich mich selbst plagiiert hätte, es waren immer unterschiedliche Arbeiten, nur eben aus derselben Substanz, mit denselben Fakten.
Wir befinden uns immer noch in der Frühzeit des WWWs im deutschsprachigen Raum, die Sache kommt gerade erst ins Rollen, die Leute saugten Know-how und Ideen dankbar ein. Im September 1998 wurde Google Inc. gegründet, wovon ich natürlich nichts wusste.
Meine Artikel waren keine technischen Beschreibungen oder Anleitungen zum Verwenden von HTML, so etwas gab es woanders schon. Mir ging es darum, wie man es richtig einsetzt und was man damit noch machen kann. Ein Vorbild war die Arbeit von Klaus Schallhorn, der von England aus in das deutschsprachige Web hineinwirkte und damals schon Paid Content machte. Auch ich zählte für eine Weile zu seinen zahlenden Kunden und durfte ihm einmal sogar helfen, als Klaus eine Untersuchung über Spambots durchführte, aber keinen Windows PC besaß um einige spezielle Programme, sogenannte Harvester laufen zu lassen.
Im Laufe der Jahre gab es immer wieder konkurrierende Projekte, von denen sich aber nie etwas durchsetzen konnte. Viele hatten einen guten Start, aber gaben zu schnell auf. Oft waren die Betreiber junge Leute, deren Interessen sich eben rasch anderweitig orientierten, die sich vielleicht auch zu schnell entmutigen ließen. Man muss die Dinge eben auch durchziehen, einen langen Atem haben und darf vor Routinearbeit nicht zurückschrecken.
Schreiben musste ich in den Jahren viel. Man lernt sich zu disziplinieren, in Grenzen jedenfalls. Magazine, Newsletter, Blogs wollten täglich gefüllt werden und das kann schnell in Stress ausarten, den man sich dann auch selbst macht. Ich befürchtete ins Hintertreffen zu geraten, der Traffic könnte sinken, die Leser murren, das Vorankommen würde stocken. Stimmt wahrscheinlich alles nicht, doch daran dachte ich in jenen Tagen nicht.
Man kann Glück haben und hat sozusagen aus dem Stand Erfolg. Aber wer hat schon Glück? Die meisten von uns werden sich ihren Erfolg hart erarbeiten müssen. Erfolg braucht einen langen Atem. Man muss das verstehen, bevor man anfängt. Noch schlimmer, es kann Rückschläge geben. Dann wird man vom Schicksal wieder auf null gesetzt – oder noch dahinter. Das sollte mir später noch passieren.
Das Magazin war inzwischen so etwas wie ein Schaufenster geworden. Hier konnte ja jeder sehen, dass ich nicht ganz ahnungslos war, wenn es um das WWW und Webdesign ging. Jetzt wollten die Leute Texte von mir. Der erste regelmäßige Kunde war ein Betrieb mit dem Namen akademie.de aus Berlin. Die verkauften Online-Kurse und betrieben ebenfalls ein Online-Magazin, für das Artikel gebraucht wurden. Ich schrieb eine Menge, aber konnte noch nicht davon leben.
Typische Themen Ende 2000
- Web-Editoren – Dreamweaver 4 Betatest
- Web-Grafik: Photoshop 6 – Die Kunst des Freistellens
- Web-Design – Triumph für Zwerge. Zu kleine Schrift überall
- Suchmaschinen – Der K(r)ampf mit den Suchmaschinen
- Browser – Netscape 6 ist da
- Flash – Animierte Buttons
- ASP – Multilinguale Doorpage
- Suchmaschinen – Keywords
- Das alternative TLD-System – eine Alternative zum IANN-System?
- Auf der Suche nach der Alternative: Der Browser K-Meleon
Webdesign Aktuell
Das änderte sich erst, als der MEV-Verlag anklopfte. Die Augsburger verkauften ursprünglich Stockfotos zu günstigen Preisen und waren damit erfolgreich. Daraus ergab sich ein Interesse für die Software Photoshop und sie brachten ein Loseblattwerk zu diesem Thema heraus. Ebenfalls mit Erfolg. Nun wollten sie etwas Ähnliches zum Thema Webdesign machen und suchten einen Autor dafür.
Dazu wurden zuerst Demoartikel benötigt. Diese wurden anschließend layoutet und als Verkaufsprospekt gedruckt. Sollte es genug Vorbestellungen geben, würde das Werk mit dem Titel „Webdesign-Aktuell“ produziert. Also schrieb ich drei Probebeiträge, mit denen man zufrieden war. Auch der Prospekt erfüllte die in ihn gesetzten Erwartungen und ich erhielt den Auftrag, das Werk zu schreiben. Leider blieben mir dafür nur drei Monate Zeit.
In Augsburg war ich mehrere Male. Der damalige Lektor war Martin Vogler, ein ruhiger, kompetenter Mensch, mit dem ich gut arbeiten konnte. Er hatte Ehrgeiz und wollte ein großartiges Buch machen. Also verlangte er auch seinem Autor einiges ab. Das war gut so.
Für das Grundwerk, das im A4 Format erschien, gab es ein Garantiehonorar von 40.000 DM. Garantiehonorare sind im Verlagsgeschäft unüblich, für gewöhnlich wird man prozentual am Verkaufserfolg beteiligt (siehe weiter unten zum Smartbooks Verlag). Dieser ist jedoch völlig ungewiss. Die Erstauflage ist nicht selten gering – ein paar Tausend Exemplare, mehr riskiert der Verlag nicht. Als Autor bleiben dann oft auch nur ein paar Scheine, die man dann noch versteuern muss. Die 40.000 waren also ein guter Deal. Ich wusste, was ich bekommen würde und war für dieses Jahr finanziert, egal was noch kommen sollte.
Finanzielle Absicherung ist für einen Freiberufler ein zentrales Thema. Die ewige Unsicherheit kann schon arg an einem nagen. Man weiß ja nie, wie die Dinge sich entwickeln, also neigt man dazu jeden Auftrag anzunehmen und überlastet sich damit rasch. Hilfreich ist es deshalb ein paar feste Arrangements zu haben, mit denen schon mal das Nötigste für das Leben abgedeckt werden kann. Genau darin liegt ein Vorteil der Loseblatt-Werke, sie sind mit einem Abonnement verknüpft. In diesem Fall wurde quartalsweise eine Ergänzung produziert, jeweils 80 Seiten stark. Die Leser sortierten die frisch gedruckten Blätter dann selbst in ihre Ordner. Für mich als Autor bedeutete das vier weitere Aufträge pro Jahr.
Das lief etwa zwei Jahre so, dann wollte ich mich ganz auf Dr. Web und meine eigenen Bücher konzentrieren. „Webdesign-Aktuell“ wurde von anderen Autoren weitergeführt, das letzte Exemplar, das mir zu Gesicht kam, war drei Bände stark.
Selbstständig als Unternehmer
Der Übergang vom Dienstleister zum Unternehmer erfolgte nicht plötzlich. Die Sache zog sich hin. Maßgebliche Markierung für mich war der Bezug des ersten Büros, das mich 950 DM pro Monat kostete. Es lag ziemlich exakt im Herzen der Kleinstadt Ahrensburg an der Grenze zu Hamburg. Das Büro mietete ich im September 99. Ziemlich genau drei Jahre würden ich und die bald einzustellenden Mitarbeiter hier tätig sein. Gerhard Schröder war Bundeskanzler, Günther Grass erhielt den Literaturnobelpreis, an der Amerikanischen Columbine High School liefen zwei irre Schüler Amok.
Das nur 55,8 Quadratmeter große Büro bestand aus zwei Räumen, einen kleinen für mich, und einen größeren für die Mitarbeiter. Klingt aufgeblasen, war aber nötig. Als Eigentümer, Leiter, Chef oder was immer braucht man einen eigenen Raum. Andernfalls müsste man für jedes vertrauliche Gespräch oder Telefonat das Büro verlassen. Außerdem flimmern Infos über die Bildschirme, die nicht jeder – ohne diese einordnen zu können – unbedingt sehen sollte. Egal wie groß oder klein der Betrieb ist.
Die Möbel besorgte ich bei einem Händler in Hamburg, alles gebraucht. Zusammen mit meinem Vater (†2016), der auch beim Aufbau half – soweit noch nötig. Geld ausgeben wollte ich lieber für ein Telefon. Das musste unbedingt drahtlos sein. Ich trug es am Gürtel, es funktioniert auch draußen vor dem Büro, man konnte sich sogar auf den Bänken dort lümmeln und telefonierend einen auf wichtig machen. Zur kleinen Einweihungsparty erschien auch Klaus Arnhold mit Familie. Klaus war gerade erst nach Hamburg gezogen. Er galt als einer der ersten Internetmarketing Profis in Deutschland. Nicht nur ich lernte von ihm. Er starb 2005. Leicht zu finden ist er nur neun Jahre später im WWW nicht mehr.
Mein erster Mitarbeiter war ein Praktikant. Michael J., den ich über das Dr. Web Magazin fand. Er war polnischer Herkunft und lebte wie ich in Ahrensburg. Als zweiter Mitarbeiter stieß bald Michael R. zu uns. Er kam aus Mecklenburg-Vorpommern und nahm dafür täglich einen langen Arbeitsweg in Kauf. Und das für einen Halbtagsjob. Michael fühlte sich als Journalist und war stolz auf seinen früheren Beruf als Oberarchivar.
Das Dr. Web Magazin lief eine ganze Weile unter der Firmendomain ideenreich.com. Weil es keine geplante Gründung war und Domainnamen in Deutschland erst begannen, erschwinglich zu sein. Eine Weile dachte ich, es würde auch so funktionieren. Die Domain drweb.de sicherte sich prompt jemand anderes. Glücklicherweise handelte es sich um einen Kollegen, der es gut mit uns und dem jungen Magazin meinte. Er richtete einen Hinweis und eine Weiterleitung ein und transferierte etwa in Jahr 2000 die Domain, ohne dafür Geld zu verlangen an unsere Firma. Die genauen Umstände erinnere ich nicht mehr. Aber: Glück gehabt.
Das Dr. Web Forum scheitert
Die Idee ein Dr. Web Forum einzurichten ging nicht von mir aus. Mit ihr traten Milan Günter und sein Geschäftspartner Matthias, genannt Matt, an uns heran. Die beiden reisten sogar als Besucher nach Ahrensburg, um uns ihr Konzept vorzustellen. Sie wollten eine deutschsprachige Neuentwicklung programmieren und diese dann teuer an prominente Kunden veräußern – mit Service versteht sich. Dazu brauchten sie ein Test- und Referenzobjekt, das wir sein sollten. So überaus interessant war das nicht, es gab ja längst fertige und bewährte Scripts, die genauso kostenlos waren. Milan und sein Kollege versprachen aber eine nahtlose Integration in das Magazin. Damit kriegten sie uns.
Das Forum wurde Realität, es wurde auch integriert, sodass eingeloggte Mitglieder jederzeit beim Surfen auf den Dr. Web Seiten sehen konnten, ob und was im Forum los war. Und dort war einiges los. Bald hatten wir richtige Moderatoren, die kamen aus der Community und wurden bezahlt. Es gab Live-Chats als Events, und wenn ich in besonders guter Stimmung war, dann tippte ich die Namen der Teilnehmer live auf die Dr. Web Startseite und lud diese hoch.
Nach und nach erlahmte der Elan der beiden Gründer. Wir und unsere Mitglieder fühlten sich in einer unvollkommenen Betaversion gefangen. Irgendwann dreht die gute Stimmung im Forum und wendete sich gegen uns. Wer oder was dahinter steckte, konnte ich nie ergründen. An der unzureichenden Software wird es nicht allein gelegen haben. Es dauerte nicht mehr lange und wir mussten das Forum schließen, da das Verhalten einiger Teilnehmer mittlerweile geschäftsschädigende Ausmaße angenommen hatte.
Dennoch hatte die Sache ein Gutes, und das war Christiane Rosenberger, die damals wie heute am Bodensee lebte und die ich in all den Jahren, die noch folgen sollten nie persönlich getroffen habe. Sie war ein echter Aktivposten im Forum gewesen und blieb auch in der schwierigen Zeit auf meiner Seite. Nach einer Weile fragte ich Christiane, ob sie nicht auf 400 Euro Basis für Dr. Web arbeiten wolle. Sie macht das mit einer Unterbrechung bis heute – allerdings seit 2010 ausschließlich für das Smashing Magazine. In diesen Jahren hat Christiane wichtige Dinge getan. Unzählige Recherchen für unsere Beiträge durchgeführt und viele Tausend Leserfragen beantwortet.
Das Jahr 2000
Im März 2000 platzte die Dotcomblase. Unmittelbare Auswirkungen auf uns hatte das nicht, wir waren nie Teil davon gewesen und nicht fremdfinanziert. Allerdings brachen die Werbeeinnahmen weg. Der Markt trocknete mit rasender Geschwindigkeit vollständig aus.
Das Buch „Coole Websites“ von Data Becker erschien im Herbst 2000 im Vierfarbendruck und fiel mit einem Verkaufspreis von 79,95 übelst teuer aus. Wir tragen unter dem Namen „Team Ideenreich“ auf, so hieß die Dr. Web Firma anfangs. Warum nicht gleich als Dr. Web? Ich glaube, um uns nicht selbst Konkurrenz zu machen. Das Data Becker Buch war schon anders. Finanziell hat sich die Arbeit an dem 480-Seiten-Werk nicht gelohnt.
Übler trafen wir es Anfang des Jahres. Ich hatte einen Vertrag mit dem schweizerischen Verlag SmartBooks gemacht. An das Zustandekommen erinnere ich mich nicht mehr, Mitarbeiter Michael R. war auch daran beteiligt. Entstehen sollte »Das Profibuch zu GoLive 4«. Dabei handelte es sich um einen Webdesign- und HTML-Editor der Firma Adobe. Das Buch sollte im April 2000 erscheinen. Der Verlag hielt sich schadlos, wir sollten auch das Lektorat, das Layout (streng nach deren Vorgaben) und die Covergestaltung übernehmen. Und das Konzept und das Buch natürlich auch schreiben. Das alles ließ sich schrecklich kompliziert an, die Texte mussten exakt in eine Formatvorlage geschrieben werden.
Außerdem war von uns niemand ein Experte für GoLive 4, was mich nicht gehindert hatte den Vertrag zu unterschreiben. Man kann so etwas ja lernen. Wir kamen damit nicht zurande, außerdem war die in Aussicht gestellte Bezahlung viel zu knapp. Im Grunde wurden wir von Smartbooks über den Tisch gezogen. Honorar wie nicht unüblich 10% von den Nettoumsätzen (also ohne schweizerische Umsatzsteuer). Zum angestrebten Verkaufspreis kann ich nichts mehr sagen. Aber wenn der beispielsweise 30,- DM betrug (damals waren noch D-Mark Zeiten, der Schweizer Verlag verkaufte hauptsächlich nach Deutschland), dann sah die Rechnung wie folgt aus:
von 2000 gedruckten Büchern waren 20% Rezensions-, Pflicht-, Prüf- und Werbeexemplare. Der Vertrag erlaubte das.
= 48000 DM (1600 * 30,-)
Abzüglich Umsatzsteuer (damals nur 2,3% für Bücher in CH)
= 44.942 DM
Davon bekommt aber in der Regel aber der Zwischenhandel, also Buchhändler und Großhändler noch einiges ab. Mit 50% im Schnitt darf man rechnen.
Bleiben 22471,- DM an Umsätzen übrig, von denen der Autor 10% als 2.247 DM erhält. Dazu kommen in diesem Fall dann noch die Extraleistungen wie das Cover und das Layout. Man sieht exemplarisch daran wie Autoren ausgebeutet werden. Denn von dem Honorar kann niemand leben. Es ist ja nicht einmal sicher, dass die 1600 Exemplare auch verkauft werden. Üblicherweise gibt der Verlag diesen Betrag als Vorschuss aus. Schießt er mehr vor, kann es sogar zu Rückforderungen kommen. Sollte sich jemand der Leser als Autor versuchen wollen, dann gut aufpassen, wenn es an den Vertrag geht. Eine korrekte Abrechnung ist oft auch nur Wunschdenken. Denn wer hindert den Verlag, die Zahlen nach unten zu rechnen? Selbstverständlich gibt es noch weitere Fallstricke in einem Autorenvertrag.
Die Sache mit Smartbooks endete mit einem Telefonanruf. Ich war der Verantwortliche und sagte denen, dass wir das Buch trotz Vertrag nicht machen würden. Die haben sich aufgeregt, konnten aber letztlich nichts machen und mussten sich einen anderen Dummen suchen.
Geschäftliche Abenteuer
Anfragen für Kooperationen gab es in dieser Zeit häufig. Manche schienen gar nichts anderes zu tun zu haben, als pausenlos Anfragen herauszuschicken und Leute zu besuchen. Nur konkret wurde dabei selten etwas. Das lag, da bin ich mir sicher, daran, dass diese Leute selbst nicht wussten, was sie machen wollten. Die wollten nur probieren und keine eventuelle Chance liegen lassen. Manchmal klappte so etwas aber doch.
Anfang September 2001 flog ich auf Einladung der Firma Edgar Cards nach Berlin. Dort organisierten sie eine Art Kurzfilmfest mit Preisverleihung. Es ging dabei aber nur um Filme, die mit Flash gemacht waren. Kurz zur Erläuterung, Flash ist eine Software (damals von Macromedia, heute Adobe) mit der Bewegung, Animation, Video, Sound ins Web gebracht wird. Flash ist inzwischen auf dem Rückzug und hoffentlich auch bald tot, aber es war immer umstritten, da es sich in der Hand einer Firma befand und viele Nachteile hatte. Damals hatten wir weniger Bedenken.
Die Aktion wurde international aufgezogen. Mein Job war es Teil der Jury zu sein, die die Preisträger auswählte. Noch dabei war ein Designer aus Kuwait, der in England lebte, ein Flash-Künstler aus Berlin und eine Französin, die bei dem TV-Sender Arte arbeitete. So berieten wir in einem schicken Berliner Altbaubüro. Das Ganze ging über mehrere Tage und war ziemlich intensiv. All die vielen Eindrücke und Leute, und dann musste ich auch noch fortwährend Englisch sprechen. Während meines Aufenthalts fand ein Fußball-Länderspiel statt, das ich Hotel schaute. Hinterher waren meine Kopfschmerzen um einiges größer, denn Deutschland verlor in München 1:5 gegen England. Aber der Contest war toll. Gefeiert wurde in einer supercoolen Fabrikhalle. Den Moderator gab Quatsch Comedy Macher Thomas Hermanns. Und es gab Freibier. Als Herausgeber einer kleinen Zeitschrift für Webdesigner kann man es durchaus schlechter treffen.
Was hast Du gemacht, als die Türme des World Trade Centers einstürzten?
An den 11. September 2001 erinnere ich mich gut. Es war ein normaler Arbeitstag, ein Dienstag, ich befand mich im Büro und telefonierte mit Ralf Oellerich. Es war ein ziemlich langes Gespräch, deshalb rief ich irgendwann Spiegel Online auf und las die knappe Eilmeldung „Flugzeug in Word Trade Center geflogen“. Später war dann von einem zweiten Flugzeug die Rede. Das kam mir arg seltsam vor, ich wollte natürlich wissen, was da los war. Also beendeten wir unser Gespräch.
Die ersten Gerüchte verwandelten sich langsam in Gewissheit. Ich musste nach Hause an den Fernseher. Dort liefen die Bilder des Einschlags in Endlosschleife, so kommt mir das heute in der Erinnerung vor. Zwei Tage später sah ich mich genötigt auch im Dr. Web Magazin etwas dazu zu schreiben. Einen unfachlicheren Artikel hatte ich nie zuvor und nie danach gegeben. Aber ich musste es tun und meinen Befürchtungen Ausdruck verleihen. Ich hatte Angst, die Amerikaner würden etwas sehr Unvernünftiges tun und ein paar Atombomben irgendwo hin werfen. Glücklicherweise taten sie das nicht, einen Krieg zettelten sie aber trotzdem an.
Freenet
Die Freenet AG war damals eine Tochter der berühmten und später berüchtigten Mobilcom AG. Selbige expandierten im Content-Bereich und wollten etwas Dr. Web Ähnliches machen, aber mit populäreren Inhalten. Eine BILD-Zeitung für Seitenbastler sozusagen. Am interessantesten für uns war, dass es auch gedruckte Bücher geben sollte. Die sollten über die Freenet Website und die Comtech Computerläden verkauft werden, eventuell sogar mit Freenets Providing-Paketen kostenlos ausgeliefert werden. Wir hätten dann an jedem Titel mitverdient und Millionen gemacht – naja hatten wir uns ausgemalt …
Das gemeinsame Projekt sollte „Geeksworld“ heißen. Das uns durchaus bekannte Wort ist verwandt mit Geck oder Jeck und bezeichnet jemanden, der verrückt nach Computern und Internet ist und dessen Sozialverhalten auffällig darunter leidet. Freenets Idee. Freenet wollte Geeksworld groß herausbringen, hatte eine eigene Mannschaft dafür aufgestellt, nette Leute, bloß hatten die keine Ahnung von Inhalten.
Wenn ich das heute schreibe, weiß ich sofort, das konnte gar nichts werden, jedenfalls nicht ohne zentrale Kompetenz. Damals freute ich mich aber über das Interesse des großen Namens an uns Kleinen. Es ergab sich auch mehrmals die Gelegenheit, Freenets Räume und Arbeitsweise kennenzulernen. Allzu beeindruckend war das alles nicht. Vorstand Eckhard Spoerr kam uns auch schon mal verschwitzt vom Joggen im Flur entgegen, großartig interessiert hat ihn das gemeinsame Projekt nicht.
Der Anzeigenverkäufer war ein sonnenverwöhnter, krawattierter Schönling, den man sich nur in einem Sportwagen vorstellen konnte. Hinter seinem Schreibtisch jedenfalls wirkte er deplatziert. Sein Händedruck war so ölig wie sein Lächeln. Er wurde später gefeuert, weil er in die eigene Tasche gewirtschaftet haben sollte, zumindest drückte sich das Geeksworld Team in dieser Richtung aus.
Schließlich wollte sich die Freenet AG sogar wirtschaftlich an Dr. Web beteiligen. 100.000 DM bot man mir an. Ich unterzeichnete den schon fertigen Vertrag nicht, der in Aussicht gestellte Betrag war mir zu gering, da man sich im Gegenzug einen nicht unbeträchtlichen Anteil meiner Firma einverleiben wollte. Nach einem Besuch bei Freenet hatte man stets das Gefühl sich die Hände waschen zu müssen.
Für Geeksworld sollten wir die Artikel schreiben und dafür großzügig an den Werbeeinnahmen beteiligt werden. Das Freenet Team würde alles andere besorgen. Ich bin mit denen sogar auf eine Messe nach Dortmund gereist – zusammen mit dem Mitarbeiter Karsten. YOU hieß die Messe und sie war extrem, überaus laut, abgedreht und drängend voll – mit lauter jungen Leuten, die uns den Messestand einrannten, um Promozeugs zu ergattern – über mehrere Tage hinweg. Wir organisierten dort eine Homepagebastelwettbewerb und verteilten Werbematerial. Wir wohnten im Astron Suite Hotel und Freenet zahlte auch die Drinks. Die Freenet Leute um Kai, Jens und Joachim waren meist gut drauf und gute Kollegen. Die meisten von ihnen waren Quereinsteiger, die Freenet sonst wo rekrutiert haben mochte. All das reichte aber nicht, um Geeksworld zu einem Erfolg zu machen.
Über das Geeksworld Projekt ging auch meine Freundschaft zu dem überaus talentierten Webdesigner Ralf Segert aus Bochum in die Brüche. Ich kannte ihn schon eine Weile aus der Ferne und schätzte ihn wegen der Qualität seiner webdesignerischen Arbeiten. Ich wollte ihn an Bord haben, aber er wollte nicht für Billighonorare arbeiten und keine Simpelartikel schreiben. Darüber kriegten wir uns in die Wolle und das war es dann, leider.
Der Traffic von Geeksworld blieb mau, Unterstützung durch das Hauptportal gab es kaum, Werbeeinnahmen gab es noch weniger. So wurde nach IMHO viel zu knapper Zeit von deren Seite aus der Stecker gezogen. Auch aus den geplanten Büchern wurde selbstverständlich nichts. Vorstand Spoerr setzte zu einem Höhenflug an, Mobilcom und Freenet fusionierten später gar. Einige Jahre später wurde Spoerr wegen Insiderhandels verurteilt.
1&1
Die Firma 1&1 war auch damals schon eine große Nummer und überall bekannt. Die Männer und Frauen aus Montabaur verkauften nicht nur Internetzugänge, sondern auch Webspace und Server. Dr. Web sollte helfen, deren Prospekte interessanter zu machen. Der Begriff Prospekt ist in diesem Zusammenhang eine Untertreibung, diese Beileger für Zeitschriften wurden immer umfangreicher und somit zu einer eigenen kleinen Zeitschrift. Aber sie blieben immer Werbung. Dafür brauchte man redaktionelle Inhalte für Seitenbetreiber und Homepagebastler. Ich wurde nach Montabaur eingeladen, um in einer Runde mit dem Vorstand Ralf Dommermuth zu sprechen.
Montabaur ist eine Kleinstadt mit zwölftausend Einwohnern im Rheinland-Pfalz. 1&1 war auch damals schon der größte Arbeitgeber vor Ort. Als ich dort zu tun hatte, wurde just der ICE-Bahnhof gebaut, den man als Kleinstadt ja erst mal bekommen muss.
Für die Prospekte mussten unsere Artikel reißerischer werden und massentauglich. Wir berichteten also über die grandiosesten Javascripts, lächerliche Gästebücher, Banner- und Linktausch für Amateure, die schärfsten Flash-Seiten, über SEO und Hacking und immer wieder über die tollen Produkte der 1&1 Firma Puretech. An einen Auftrag erinnere ich mich besonders gut. Puretech hatte die 6 millionste Domain verkauft und wollte eine Story dazu. Also setzte sich Michael R. in den Wagen und fuhr Hunderte Kilometer zu eben diesem Kleingewerbetreibenden und Interviewte ihn. Das war recht viel Aufwand für nicht allzu viel Bezahlung, aber wir hatten auch unseren Ehrgeiz.
Dr. Web Newsletter 1998 – 2007
Was ist das eigentlich ein Newsletter? Darüber gibt es unterschiedliche Vorstellungen. Manche meinen damit eine Werbeaussendung per E-Mail, aber das wäre ein Mailing. Der Dr. Newsletter (DWN) war eine eigene Publikation mit eigener ISSN. Es erschienen in der gesamten Geschichte insgesamt 303 Ausgaben, die meiste Zeit über zu einem fixen Termin, nämlich am 1. und am 15. eines Monats. Jede Ausgabe enthielt 4 bis 12 Kurzbeiträge, manche waren Surftipps, andere wiesen auf Updates hin oder auf neue Tools – und natürlich immer auf eigene Beiträge. Was nützlich war, wurde erwähnt.
Den ersten Newsletter meines Lebens verschickte ich im Februar 1998 an 27 Leser. Alles tapfer handgestrickt im ASCII-Format und einzeln an jeden Leser – das war noch echte Personalisierung damals. Solche Pionierarbeit in Sachen Newsletter gibt es übrigens bei Conterest auch wieder. Der Conterest Newslettter kommt …
Ein paar Nummern später ging das so nicht mehr und ein Dienstleister musste beauftragt werden. Von einer Firma wie Mailchimp hat man damals geträumt.
Die Newsletter waren die erste Plattform für Anzeigen. Eines Tages, noch zu Ahrensburger Zeiten, rief mich jemand an und wollte Werbung schalten. Die funktionierte augenscheinlich für ihn, nach einer Weile waren die Newsletter weitgehend ausgebucht. Je mehr Werbung drin war, desto mehr Kurzbeiträge schrieben wir auch. Im Laufe der Zeit gab es verschiedene Ableger, die aber meist nicht lange durchhielten. Das schlimmste Abenteuer war die Kooperation mit einer italienischen Firma namens Buongiorno. Die mussten wir lange und beharrlich bearbeiten, um an unser Geld zu kommen. Aber wir kriegten es.
Der Mitarbeiter der italienischen Firma hatte uns einen besonderen Deal vorgeschlagen. Wir sollten unsere Liste Klonen, den neu gewonnen Ableger als Geschenk an die Leser bezeichnen und dieser wurde fortan regelmäßig mit neuem Content gefüllt. Kein Leser hätte es zu schätzen gewusst, hätten wir seine Adresse nach Italien verkauft. Auf diese Weise wurde es möglich, ohne Gesichtsverlust ohne viele Proteste, auch wenn das Verfahren natürlich nicht koscher war. Buongiorno wollte die Adressen und wir brauchen das Geld. Der Newsletter hieß »10 Tipps« und das beschreibt seinen Inhalt schon recht gut. Es wurden mindestens 12 monatlich erscheinende Ausgaben produziert.
Newsletter können Stress verursachen, denn man hat einen feststehenden Termin. Zehntausende Leser warten auf die neue Ausgabe, Anzeigenkunden machen die Drucksituation nicht verträglicher. Für mich war das oft ein Drahtseilakt. Einerseits der Termin, dann wusste ich oft Tage davor noch nicht, was ich bringen sollte. Und wenn ich es wusste, musste ich die Kurzartikel und das Drumherum ja noch schreiben. Sah es themenmäßig dünn aus, machte der Newsletter keinen Spaß. Aber irgendwie wurde er immer gefüllt. Und wenn gar nichts mehr ging, dann fiel er aus. Das kam aber nur selten vor, ebenso wie Lieferverzögerungen. Was sich nicht wohl niemand vorstellen kann: Den Newsletter habe ich jahrelang vom eigenen Server aus verschickt mit einem Script. Wie schnell konnte da was schiefgehen – und manchmal passierte genau das auch. Nein, das war kein Spaß.
Was erfolgreich ist, wird ausgebaut, es wundert als nicht, das wir damals bei Dr. Web versuchten weitere Newsletter zu etablieren. Da gab es zum Beispiel den Dr. Web Software Newsletter mit mindestens 17 Ausgaben. Auch Flash-Up hatte einen eigenen Newsletter mit dem sehr passenden Namen FUN (Flash-Up Newsletter), der zuletzt über 20 Tausend Abonnenten hatte und ebenso wie der DWN alle 15 Tage verschickt wurde. Inhalt waren die neuesten Surftipps aus dem Verzeichnis. Es erschienen mindestens 35 Ausgaben.
Den DNW stellte ich Ende 2007 ein. Der Grund war einfach, der Newsletter hatte seine Wirkung eingebüßt. Er schaffte es nicht mehr, etwas zu bewegen, zu verkaufen, für Traffic zu sorgen. All das, was über die Jahre hervorragend funktioniert hatte. Verantwortlich dafür mache ich das Aufkommen von RSS (das vielen als Nachfolger des Newsletters galt), Spamfilter und die unzureichende Software, mit der der Dr. Web Newsletter verschickt wurde. Er erreichte sein Publikum nicht mehr. Und warum dann weiterschreiben?
Werbung verkauften wir auch für das Magazin selbst, aber es war ungleich schwerer. Eine direkte Nachfrage nach Bannerwerbung gab es kaum. Man musste selbst aktiv werden und Firmen ansprechen, ständig am Ball bleiben, nachhaken. Wir versuchten es auch mit Partnerschaften, so etwa als Anhang von Freenet oder bei ZDNet, einem großen amerikanischen Verleger von Fachzeitschriften, die auch auf dem deutschen Markt sehr aktiv waren. Einen teuren Adserver leisteten wir uns bei der Firma AdTech, um den Kunden etwas Vertrautes bieten zu können, und mit Antje gab es sogar so etwas wie eine Anzeigenleiterin im Betrieb. Viel heraus kam dabei allerdings nicht. Die Werbewelt blieb uns fremd. Antje war auch nicht wirklich vom Fach, aber einen Profi hätten wir uns nicht leisten können. Wahrscheinlich hätten wir nicht einmal einen gefunden. Es waren ja Boomzeiten, wer etwas drauf hatte, zog sein eigenes Ding durch oder heuerte wenigstens bei den zahlreichen Start-ups an.
Unser bester Kunde war und blieb die Firma IOK aus Verl bei Bielefeld, die ihr Produkte Rankware und Promoware über unser Magazin an die Leute brachte. Wir waren sogar einmal mit drei Leuten vor Ort. Antje hatte beim Seniorchef und Inhaber der Firma einen Stein im Brett, was sich für uns positiv auswirkte. Wir hatten es nötig und waren dankbar dafür. Für die Verler haben wir unter anderem eine spezielle Dienstleistung erbracht. Wir haben als Redaktion selbst Rezensionen und Artikel über Rankware und Promoware geschrieben und diese dann Zeitschriften und Online-Medien zur kostenlosen Verwendung überlassen. So etwas in bei mancher Publikation durchaus Usus. Unsere Artikel waren keine plumpen Lobeshymnen, da wurde durchaus auch schon mal Kritik geäußert, aber eben da, wo der Hersteller es zuließ. Im Sinne der Glaubwürdigkeit war das notwendig. Letztlich aber bestimmte der Verkäufer, was über sein Produkt berichtet wurde. Man war durchaus mit uns zufrieden, da wir einige Treffer landen konnten. Letztlich haben wir dieses zweifelhafte Geschäft nicht fortgesetzt.
Frank R. kam aus Trier. Er redete wie ein Künstler, sah auch so aus – mit wogendem Haar – er sprach leise und las Bücher von Michel Houellebecq und stand auf die damals noch recht jugendliche Sängerin Brittney Spears. Frank war ein begeisterter Nutzer des MP3 Download Dienstes Napster, dafür verwendete er besonders gern unsere teure Standleitung, die wir einer Empfehlung der Freenet-Leute zu verdanken hatten. Eine Standleitung ist eine Telefonverbindung, die ständig geschaltet ist. Die Bandbreite war auch für damalige Verhältnisse nicht gewaltig, die Bequemlichkeit aber war hoch, das schlug sich auch im Preis nieder.
Aber zurück zu Frank, der war ein prima Typ, stets leicht verschlafen, unsicher und ein wenig verpeilt. Er hatte ein Händchen für tolle Formulierungen, arbeitete aber zumeist furchtbar langsam. Ich setzte ihn deshalb in den schwierigsten Projekten ein: Texte über das schon erwähnte Adobe Golive und CMS Tests für die Fachzeitschrift c’t, Frank dürfte es sehr gehasst haben. Letztlich kündigte er seinen Job, um bei eben dieser Fachzeitschrift in Hannover ein Volontariat zu beginnen. Er war der Meinung, ihm fehle der fachliche Background für das, was er tat. Leider konnte ich ihn von dieser Idee nicht abbringen, versucht habe ich es. Die Sache in Hannover ging schließlich rasch in die Hose. Zusammen mit Torsten besuchte ich Frank Ende 2006 in seiner Heimatstadt Trier. Damals schrieb er als freier Autor einige Texte für das Dr. Web Magazin. Ich hoffe, diese Zusammenarbeit weiter vertiefen zu können. Doch daraus wurde auch diesmal nichts. Frank schlug sich weiter durchs Leben und meldete sich nie wieder.
Genau wie die Newsletter hatte auch das Dr. Web Magazin Ableger. Da war das Photoshop Weblog, das ich mit Dirk Metzmacher aufbaute und das später in seinen Besitz überging. Zeitweilig gab es ein Marketing-Weblog und dann war da noch Flash-Up, ein Verzeichnis – ähnlich wie es Yahoo früher einmal gewesen war – in das allerdings nur Websites aufgenommen wurden, die mit Macromedias (später Adobes) Software Flash erstellt worden waren. Flash-Websites sind animierte, interaktive Filme, damals wirklich angesagt, heute nicht mehr gut gelitten – wenn auch nicht völlig vom Markt verschwunden. Echte Webdesigner hassten Flash, der Streit darüber währte Jahre. Trotzdem machte das Betexten der kurzen Eintragungen viel Spaß. Auch Frank erwies sich als sehr talentiert in Sachen Kurztext. Flash-Up ging um 2002 den Weg alles Irdischen, einfach weil man letztlich damit kein Geld verdienen konnte und die Energie für Wichtigeres gebraucht wurde.
Die gelben Bücher
Eine der besten Ideen, die ich mit der neuen Firma hatte, war das Buch. Die Website sollte als Ganzes aufgearbeitet und zwischen Buchdeckel gebracht werden. Anderswo hatte ich gesehen, dass jemand seine Website als CDROM verkaufte. Das funktionierte, ein Buch lag mir jedoch näher. Plötzlich nutzte mir meine Selbstverlegerei von früher etwas. Ich glaubte zu wissen, wie man Bücher macht. Oder besser gesagt, ich hatte keine Angst davor, ein Buch zu riskieren. Der Inhalt stand damit bereits fest. Autoren musste ich nur wenige fragen, da ich das meiste bisher selbst geschrieben hatte.
Ich erinnere mich gut daran, wie es zu dem gelben Design der Bücher kam, das später auch auf die Website übertragen wurde. In einem Gespräch mit meinem Mitarbeiter Michael R. kam als Allererstes die Frage auf, wie man das Buch gestalten sollte. Wir haben die Möglichkeiten diskutiert. Aber ich war unzufrieden. Meiner Meinung nach hatten wir nicht genug drauf, um ein professionelles Cover zu gestalten. Das Design extern machen zu lassen wäre teuer gekommen und hätte gedauert. Die Lösung kam mir während der Diskussion in den Sinn. Lass es uns so einfach und so plakativ wie nur möglich machen. Nur die URL drauf, schwarz auf Gelb. Auffälliger und einfacher geht es nicht. Das würden sogar wir hinbekommen.
Das für das Buch verwendete Logo wurde intern „Bulo“ genannt. Es ist die Kurzform von Buchlogo – bulo@drweb.de verwendete ich später jahrelang als E-Mail-Adresse. Das Logo stammt aus einem freien Symbolfont und ist ein indianisches Zeichen, das einen morgendlichen Stern symbolisiert. Das Logo und die gelbe Hintergrundfarbe wurden dank des Erfolgs des Buches dann für die Firma und Website übernommen.
Das gelbe Buch 1 wurde in Schwerin gedruckt, in mehreren Auflagen. Den Umbruch hatte der Mitarbeiter Michael R. mit einem betagten QuarkXpress übernommen. Er war kein Profi in solchen Dingen, engagierte sich aber voll und ganz für die Sache. Das Buch kam trotz vieler Schwächen gut an und verkaufte sich ordentlich. Mancher lobte sogar das „Underground-Design“. Selbst gemacht ist eben etwas anderes als ein glattes Verlagsprodukt, wo ein Buch wie das andere aussieht. Außerdem war es recht preisgünstig. Reichlich peinlich, das soll nicht verschwiegen werden, war der Buchrücken; den hatten wir schlicht vergessen zu gestalten.
Eine zweite Ausgabe des Gelben Buchs war nicht geplant gewesen. Dem ersten Buch lag eben die Idee zugrunde die Website komplett als Buch herauszubringen, das hätte man nicht wiederholen können, bestenfalls eine erweiterte Neuausgabe machen können. Nun standen allerdings Anfang 2000 die Dinge so schlecht, dass ich etwas unternehmen musste. Torsten analysierte die Zahlen und konnte das Problem klar benennen. »Wir haben ein Einnahmeproblem«, stellte er fest und hatte völlig recht damit. Verschwendung war unser Dinge nicht, gespart wurde überall, wo wir konnten. Ich erinnere mich an eine Episode in der Karsten P. und Nico N. einen aufgeschraubten, alternden Rechner, der in der Hitze des Sommers immer wieder mal in die elektronische Bewusstlosigkeit versank, mit einer Sprudelflasche kühlten – die wurde direkt auf das heiße Netzteil gelegt.
Das Problem war, wir bekamen nicht genug in die Kasse. Es bedurfte neuer Produkte, anderenfalls würden wir bald ernsthafte Schwierigkeiten bekommen. Ich entschloss mich dazu, unser Problem öffentlich zu machen und den Lesern reinen Wein einzuschenken. Ich hoffte, das Dr. Web Magazin würde eine Bedeutung für die Leser haben, sodass sie uns helfen würden. Einen Vorschlag zur Lösung lieferte ich gleich mit: Es war das Gelbe Buch 2.
Die dahinterstehende Idee war ein wenig dreist. Die Leser sollten, um das Magazin zu retten, das Buch nicht nur vorbestellen und nach Möglichkeit gleich bezahlen, sie sollten auch die Inhalte beisteuern und für das Produkt werben. Der Beitrag im Magazin dazu war schonungslos. Alle Probleme wurden so dargestellt, wie sie eben waren. Die Leser schätzten die Offenheit. Und nicht zuletzt deshalb funktionierte es.
Das Gelbe Buch 2 wurde rund 4500-mal vorbestellt (zwei Drittel davon mit Vorkasse) ohne das irgendjemand wusste, was in dem Buch zu lesen sein würde. Etwa 100 Autoren und Fachleute reichten ihre Beiträge ein, einen geringen Teil steuerte Dr. Web selbst bei. Neben dem Buch gab es noch die Möglichkeit einer sogenannten Fördermitgliedschaft. Dabei handelte es sich im Grunde um eine Spende, denn besondere Vorteile, abgesehen von einem Freiexemplar, genoss man als Fördermitglied nicht. Aber das alles half. Die leeren Kassen füllten sich und wir konnten bald schon aufatmen.
Es gab die Community wirklich. Es gab eine Menge Menschen da draußen, die viel mehr als gute Worte übrig hatten. Die Unterstützung war gewaltig. Hilfsangebote gab es für alle Mögliche, das Buch reichte aber schon aus. Es verkaufte sich auch nach dem Release noch sehr gut, bis weit in das nächste Jahr hinein. Alles in allem wurde eine Auflage von 11.000 Stück abgesetzt. Für eine Firma unserer Leichtgewichtsklasse eine beachtliche Zahl. Um die zahlreichen Vorbestellungen auszuliefern, brauchten wir an die 10 Tage. Das war wirklich harte Arbeit mit viel Unterstützung vom Team, meinen Eltern und reichlich Überstunden in engen Räumen.
Mit dieser schnellen Erholung hatte nicht jeder gerechnet. Torsten hatte allerdings gleich seine Fühler in Richtung Vergangenheit ausgestreckt und bei früheren Kollegen angefragt, mit denen er freundschaftlich verbunden war. So ergab eines das Andere, und Torsten war in seinen alten Job zurückgekehrt. Auch Frank waren Zweifel gekommen. Er fühlte sich unterqualifiziert und meinte eine publizistische Ausbildung beim Verlag Heinz Heise (c’t) in Hannover machen zu müssen. Dafür hatte er sich beworben und wurde auch akzeptiert.
Das waren ziemliche Enttäuschungen für mich. Dennoch wollte ich nach dem Erfolg mit dem zweiten gelben Buch sofort durchstarten. Die ganze Sache zeigte ja, dass man so tatsächlich etwas reißen konnte, die Leute waren auf unserer Seite und unterstützten uns. Den Schwung wollte ich nutzen. Wichtige Leute fehlten nun, aber ich stellte Neue ein und arbeitete weiter am großen Plan. Neue Produkte sollten entstehen, die Firma nach Lübeck umziehen und zur Aktiengesellschaft aufsteigen.
Eine weitere Einkommenssäule bildeten die CD-ROMs. Viele können sich das heute vielleicht gar nicht mehr vorstellen, aber diese Datenscheiben enthielten die komplette Website. Die musste vorher in teilweise manueller Arbeit dafür erst fit gemacht werden. Der Aufwand lohnte jedoch. Die Käufer erhielten auf diese Weise eine vollständige offline Version des Magazins. Da konnte nichts mehr verloren gehen, außerdem waren die Internetverbindungen jener Zeit nicht mit den heutigen zu vergleichen. Jedes Jahr wurde eine Silberscheibe produziert. In der Lübecker Zeit kamen noch exklusive CDs mit Tutorials hinzu. Wir produzierten sie mit den Experten Dirk Metzmacher (Photoshop) und Sascha Langner (Marketing). Die CD-ROMs waren nicht so beliebt wie die Bücher, trugen aber ihren Teil zur Finanzierung bei. Später wurde daraus ein exklusives Produkt für Abonnenten.
300 Tricks
So hieß das nächste Buch. Es sollte im April 2002 erscheinen. Das klappte nicht ganz. So rutschte der Veröffentlichungstermin in den Juli. Das war ganz dumm, denn wir hatten für diese Zeit Betriebsferien geplant. Die konnten nicht einfach abgesagt werden, zumal der genaue Zeitpunkt für den Release erst spät feststand. Immerhin meinen Urlaub musste ich stornieren. Außerdem war mit Maike die geplante Notbesetzung vorhanden.
Maike T. war eine gestandene Journalistin, die in Teilzeit Büroarbeiten erledigte. Der Sommertermin war äußerst ungünstig. Das Buch kam überhaupt nicht in die Gänge. Dies war der einzige Titel sowohl bei Dr. Web als auch später bei Smashing Media, der ohne Vorverkauf stattfand. So war die Auflage von Anfang an falsch kalkuliert (zu hoch versteht sich) und wir wussten nicht, was uns erwartete.
Ein weiterer Fehler machte den Flop komplett. Das 300-Tricks-Buch sah so aus wie der erste Gelbe Buch. Die Leute verwechselten die Titel, dabei folgte der Inhalt einem völlig anderen Konzept. Eine der beliebtesten Rubriken bei Dr. Web war die „Trickkiste“ gewesen, kurze, praktische Anleitungen zum Nachmachen. Die erschien, beträchtlich erweitert hier als Buch. Zwei Praktikanten machten sich für das Buch die Mühe alle 300 Tricks einzeln mit jeweils 12 Browsern zu testen. Die Tests allein belegten acht Buchseiten.
Das Buch war ein verkaufstechnisches Desaster und leitete den Niedergang ein. Auch wenn später noch mehrere Tausend Exemplare in Rabatt- und Bundle-Aktionen abgesetzt werden konnten.
Maike hatte in diesen Tagen in ihren letzten Arbeitstag. Ich bin nicht im Büro aufgekreuzt und habe mich nicht von ihr verabschiedet, auch nicht im Nachhinein, was menschlich schäbig war. So darf man das nicht machen.
Schließlich gab es zahlreiche Autoren, die mitschrieben. Das Akquirieren neuer Autoren war Teil des Geschäfts. Nie hatte man genug Leute, nie genug interessante Geschichten. Und hatte ich genug, mussten die schnell unter die Leute. Autoren unterscheiden sich sehr voneinander.
Über die Jahre entstanden verschiedene eigene Verlagsprojekte
- 2000 Das Gelbe Buch 1 (www.drweb.de)
- 2001 Das Gelbe Buch 2.0
- 2002 300-tricks.de
- 2003 Das Gelbe Buch 3
- 2004 Das Gelbe Buch 4
- 2005 Das Gelbe Buch 5
- 2002 photoshop-tricks.de (CDROM)
- 2003 marketing-tricks.de (CDROM)
Dabei erzielte das „Gelbe Buch 2“ die für uns höchste Auflage mit 11.000 Stück. Die Auflagen lagen zwischen 2000 – 8000 Exemplare. Von den CD-ROMs wurden jeweils 2500 hergestellt und verkauft. Die Auflagen wurden fast vollständig über die drweb.de Online verkauft – ohne den Handel.
Mit einer beinahe Insolvenz umgehen
Unser Büro in einem Lübecker Geschäftshaus in der Königstraße bezogen wir im September 2002. Wir waren auf der Altstadtinsel angekommen. Das Büro war 100 Quadratmeter groß und verglichen mit allen späteren Büros, in denen ich zu tun hatte, relativ einfach und karg. Es gab einen großen Raum, in dem wir alle hockten, die fünf Mitarbeiter und ich und ein kleineres Zimmer, das gelegentlich als Besprechungsraum diente. Das Team bestand aus Peter B. (Redaktion), Ute B. (Lektorat), Antje N. (Anzeigen & Büro), Nico(las) R. (Grafik & Redaktion) und Bettina L. (Büro). Die anfänglich noch freudige Stimmung sollte aber bald umschlagen.
Die AG-Gründung
Mein wichtigstes Thema zu dieser Zeit war die Aktiengesellschaft. In einer Zeitschrift hatte ich von einer Gastwirtschaft gelesen, die in eine AG umgewandelt worden war. Die Gäste wurden zu Aktionären. Einmal im Jahr, bei der Hauptversammlung wurde der Jahresüberschuss versoffen. Das fand ich genial. Die Nutzer finanzierten den Laden, und sie waren es auch, die davon profitierten. Wenn eine Kneipe das konnte, dann sollte eine Internetfirma das auch können. Mir leuchtete die Sache sofort ein. Meine Firma sollte auch so funktionieren.
Nicht wenige Menschen, denen ich von diesem Plan berichtete oder die davon Wind bekamen, hielten mich für verrückt. Eine solche Stimmung machte sich auch in unserem Forum breit. Das rührte hauptsächlich daher, dass diese Leute Aktiengesellschaft und Börse gleichsetzten. Aktien gibt es in einer AG zwar immer, aber mit dem Börsenhandel hat es erst mal gar nichts zu tun. Die Börse ist ein Handelsplatz für Aktien, man muss da nicht zwangsläufig mitmachen. Kann man auch gar nicht, wenn die Firma so winzig ist, wie es Dr. Web eben war. Eine AG konnte man aber schon sein, ihr Aufbau ähnelt einem Verein – viel mehr ist es nicht.
Ein Problem stellte allerdings die Finanzierung dar. Man brauchte 100.000 DM für eine Gründung. Das kam nicht infrage. Da das Magazin aber schon existierte und einen Wert besaß, wollte ich eine Sachgründung durchführen. Hierzu musste von einem Wirtschaftsprüfer ein Gutachten erstellt werden, welches den Wert der Firma festsetzte. Das dauerte. Und kostete.
Gleichzeitig wandte ich mich an unsere Leser und begann Aktien zu verkaufen. Genauer gesagt waren es Reservierungen, bezahlen musste man die allerdings sofort. Es sollte sich um Schmuckaktien handeln, also um ansprechende Ausdrucke auf Papier, die lange schon nicht mehr üblich waren. Ich besaß eine Papieraktie aus meiner Zeit bei Fielmann. Ein aufwendig gestaltetes Stück. Das Unternehmen hatte nach dem Börsengang jedem Mitarbeiter eine solche Aktie geschenkt. So wollte ich es auch halten. Diese Aktien sollte es leider nie geben.
Schmuckaktien sind etwas für Fans, Unterstützer, Liebhaber, sie kosten mehr als sich aus dem realen Wert einer Firma ergibt. Eine Dr. Web Aktie sollte 49,- Euro kosten, man konnte maximal 20 erwerben. Auf diese Weise erhielt die Firma frisches Geld, das wir gut brauchen konnten.
Der Aufsichtsrat setzte sich zusammen aus Torsten, Peter (einer der Mitarbeiter) und Frank, ein Anwalt für Arbeitsrecht aus Hamburg. Die Gründung fand ebenfalls in Hamburg statt. Hier war auch der Wirtschaftsprüfer tätig, den ich übrigens kannte, weil ich für die übergeordnete Firma mal Webdesign gemacht hatte.
Leider entpuppte sich die Angelegenheit, als einRiesenfehler. Die AG selbst war nicht das Problem, man hätte das hinbekommen können. Der Fehler war, dass ich mich nicht mehr um die Produkte gekümmert hatte. Diese Arbeit hatte ich komplett an eine Mitarbeiterin übergeben. Hier wurde zwar engagiert, aber umständlich gearbeitet. Die Projekte, das waren neue Bücher und CD-ROMs, verzögerten sich. Dabei brauchten wir sie dringend, denn nur damit verdienten wir Geld. Mit Werbung war nach der Dotcomkrise erst mal kein Staat mehr zu machen. So also ging es bergab. Wenn sich der Chef in fixe Dinge verrennt und dabei das eigentliche Geschäft aus den Augen verliert.
Letztlich ging uns das Geld aus. Wir waren noch zu fünft und hatten Verpflichtungen. Glücklicherweise steckte weder das Geld oder Bank noch das eines Investors in der Firma. In dem Fall hätte das Aus schon vor der Tür gestanden.
Die Mitarbeiter bekamen ihre Gehälter nun in Raten ausbezahlt. Ich bekam gar nichts mehr, löste meinen letzten Sparvertrag auf und überzog das private Girokonto bis zum Anschlag. Kam von irgendwo Geld rein, wurde es sofort aufgeteilt.
Nun galt es, Gläubiger anzurufen. Die Krankenkassen etwa, denn die sind so mächtig, die können einen in die Insolvenz schicken, wenn man nicht zahlt. Solche Telefonate sind furchtbar unangenehm. Immerhin waren die meisten Kassen entgegenkommend. Stundung und Ratenzahlungen waren fast überall möglich. Nicht mit sich reden lassen wollte das Finanzamt, da ging gar nichts. Auch der Wirtschaftsprüfer war mit einer Stundung einverstanden. Die meisten Stellen hatten Verständnis und räumten Möglichkeiten ein. Das war sinnvoll, denn hätte sich alle quergestellt, hätte bald niemand mehr etwas bekommen. Letztlich wurde alles korrekt bezahlt, auch wenn es ein paar Monate länger dauerte.
Wer Menschen wirklich sind, erkennt man in schlechten Zeiten. Alle wussten nun Bescheid, jeder reagierte auf seine Weise. Ute, die an den Projekten arbeite, war die Einzige, die einen Lohnverzicht anbot. Der wichtigste Mann in der Redaktion brach zusammen und meldete sich krank. Er konnte die Probleme nervlich nicht ertragen und fiel weitgehend aus, bekam aber weiterhin Gehalt.
Eine der Bürokräfte kündigte, die andere legte eine sehr spezielle Einstellung an den Tag. Ihr Motto war: Wenn ich nicht pünktlich bezahlt werde, komme ich auch nur noch zur Arbeit, wenn es mir passt. Mangels einer Alternative wollte sie bis zum endgültigen Ende ausharren. Ich warf sie raus. Wir sahen uns unvermeidlicherweise vor Gericht wieder. Andere hatten kein Problem damit einen Anwalt hinzuzuziehen, um die pünktliche Auszahlung des letzten Gehalts zu gewährleisten, wohl wissend, dass die Exkollegen dadurch in Schwierigkeiten geraten würden. Und das auch nur sicherheitshalber, bevor die Überweisung fällig war.
Meine größten Fehler in dieser Zeit waren
- Zu viel zu schnell gewollt zu haben.
- Die Produkte jemand anderem überlassen zu haben.
- Den Mitarbeitern nicht rechtzeitig alles erzählt zu haben.
Halbtot
Nun waren wir noch zu zweit, Nico und ich. Die Firma war beinahe erledigt, aber sie war nicht tot. Durch die versuchte AG-Gründung hatte ich mir ein stattliches Problem eingehandelt. Die Aktionäre in spe waren Investoren. Ich konnte mich aber unmöglich hinstellen und die tatsächliche Lage bekannt geben. Es liegt auf der Hand, was dann passiert wäre, ein beträchtlicher Teil der Aktionäre hätte sein Geld zurückverlangt. Zurecht. Viele hätte so noch etwas retten wollen. In der Regel waren es keine hohen Beträge, in den meisten Fällen nur ein oder zwei Papiere. Doch in der Masse hätte ich das Geld nicht zurückzahlen können, denn es war keins mehr da.
Anlügen wollte ich auch niemanden, also blieb ich still. Wir taten, als wäre alles in Ordnung und machten einfach weiter. In der Deckung bleiben, lautete die Devise. Nur nicht auffallen. Es gab keine neuen Projekte, keine Vorhaben, nichts, nur den gewohnten ruhigen Strom von Artikeln. 2003 erarbeiten Nico und ich gemeinsam in dem nun auffallend trostlosen viel zu großen Büro das dritte gelbe Buch.
Selbstverständlich erhielten alle Dr. Web Aktionäre ihr Geld zurück. Dies konnte erst geschehen, nachdem die Dinge wieder in Ordnung gebracht waren und die AG tatsächlich hätte gegründet werden können. Nun konnte ich absagen. Ich schrieb jedem Aktionär persönlich einen Brief, erläuterte die Dinge und Erläuterte das Verfahren für die Rückzahlung. Wer wollte, konnte seine Aktie in eine Plus-Mitgliedschaft tauschen. Was es damit auf sich hatte, beschreibe ich weiter unten.
Meine persönliche, selbst gegründete Aktiengesellschaft würde ich trotzdem noch bekommen, ich sollte aber über 10 Jahre darauf warten müssen. Es ist die Smashing Media AG.
Leid tat es mir vor allem für Nico, er hatte das alles nicht verdient. Er blieb als Letzter auf dem schlingernden Unternehmensdampfer, der spätestens jetzt nur noch eine Schaluppe war. Wenn ich mich richtig erinnere, wollte er etwas im Bereich Film studieren. Ich hoffe, es hat geklappt.
Vor mit lag ein längerer freudloser Weg zurück ans Licht. Irgendwie war es, wie noch mal von vorn anfangen. Ein heftiger Rückschlag nach all der vielen Arbeit. Nach so vielen Artikeln, Texten, Büchern, Newslettern und all der Mühe blieb vor allem eines übrig: Schulden, und zwar ein mittlerer fünfstelliger Betrag.
In Gedanken malte ich mir aus, wie es sein würde Sozialhilfe zu beantragen, wie ich meine Wohnung aufgab und mich zukünftig als Lohnschreiber würden durchschlagen müssen. Das Dr. Web Magazin hätte eine Insolvenz durchaus überstehen können, mich hätte es als Einzelperson immer noch ernähren können. Es würde sich also gar nicht viel ändern. Das Pleitegehen ist in Deutschland nicht angesehen. Ich war nicht scharf drauf.
Ein früher Versuch in Sachen Paid Content
Da wir zu Geld kommen mussten, brauchten wir neue Ideen. Bezahlte Inhalte, sogenannter Paid Content, war im Jahr 2003 weder verbreitet noch war er beliebt. Die Leute wollen nicht zahlen, war die verbreitete Meinung. Heute, 10 Jahre später, sieht das ganz anders aus. Ich wollte es damals schon versuchen. Der erste Schritt bestand darin, die CD-ROMs, die wir regelmäßig herausbrachten (die Website auf CD), mit einer zusätzlichen Rubrik online zu ergänzen. Wer also die CD erwarb, bekam die Zugangsdaten zu einem geschlossenen Bereich. Damit sollten die CD-ROMs aufgewertet werden. Die Rechnung ging aber nur bedingt auf.
Also eröffneten wir noch 2002 einen zahlungspflichtigen Online Bereich. Er bekam den Namen Dr. Web PLUS. Dazu wurden einige Beiträge, die bisher kostenlos waren, in den neuen Sektor verschoben und allerlei neue Artikel exklusiv geschrieben. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das neue Angebot zum Start 50 oder 100 Artikel beinhaltete. Jedenfalls wollten wir etwas zu bieten haben. Dr. Web PLUS wuchs langsam, aber es wuchs. In den Folgejahren sollte es ein wichtiger Stabilitätsfaktor werden.
Einnahmen aus Abonnements lassen sich sehr gut vorausberechnen, wenn man die Quote der Kündiger kennt. Die Quote lag bei knapp 80%, die ihr Abonnement verlängerten. Es ist kein Geheimnis, man nimmt billigend in Kauf, dass so mancher Kunde die Kündigung schlichtweg vergisst oder sich nicht dazu aufraffen konnte. Es gab nur wenige Beschwerden in diese Richtung, und wenn, dann haben wir sie großzügig im Sinne des Kunden geregelt. Zu seinen besten Tagen hatte der Paid Content Bereich knapp 2500 zahlende Abonnenten.
Über Paid Content haben wir Jahre später auch beim Smashing Magazine nachgedacht, das war logisch, denn ich ja gute Erfahrungen damit gemacht. Wir entscheiden uns aber dagegen es zu machen, weil es uns unmöglich schien für zahlende Kunden noch bessere Beiträge zu produzieren, als wir es ohnehin schon taten. Die Redaktion hatte bei Weitem genug zu tun. Ich entwickelte dann ein Abomodell für unsere eBooks, genannt Smashing Library. Das funktioniert ganz ähnlich, nur dass man hier komplette Bücher erhält.
Ebenfalls neu war Google AdSense, das erstmalig vor den Weihnachtsfeiertagen 2003 in Deutschland verfügbar war. Mit AdSense konnte jeder seine Seiten mit Anzeigen versehen. Dafür gab es natürlich auch zuvor schon Anbieter, doch Google setzte auf Textanzeigen, und das war neu. Die gesamte AdSense Historie ist bei Google heute noch für mich abrufbar. Deshalb weiß ich, dass wir bis einschließlich 2009 knapp eine Viertelmillion Euro einnehmen konnten. Damit ließ sich der Betrieb zwar nicht finanzieren, aber als Zubrot, für das man praktisch nichts tun musste, wurde das Geld aus Kalifornien gern genommen.
Im Februar 2004 wurde, von mir unbemerkt, in den USA die Firma Facebook gegründet. Mit Ursula Schwientek stellte ich im gleichen Jahr erstmals wieder Personal ein. Frau Schwientek arbeitete auf 400 Euro Basis für eine kurze Zeit im Lübecker Büro, danach nur noch in ihrem eigenen Geschäft, welches sich nur wenige Straßen weiter befand. Sie sollte bis zum Sommer 2013 bleiben.
2005 erschien das gelbe Buch 4 mit nur noch durchwachsenem Erfolg. Ein Jahr später gab ich das Büro in der Lübecker Altstadt auf. Das wäre auch schon ein Jahr früher möglich gewesen, doch hatte ich die Kündigungsfrist falsch berechnet. Verträge genau zu lesen, kann einem viel Geld sparen. Ab 2006 zog ich mich ins Homeoffice zurück, so wie Christiane und Frau Schwientek es ohnehin schon taten. Wir waren nun eine virtuelle Firma.
Oben: Redaktionsplan 2007 – Draufklicken für die vollständige Ansicht
Die Jahre 2005 und 2006 waren publizistisch erfolgreiche Jahre. Das Dr. Web Magazin war wieder in und auf den Seiten war richtig was los. Spannende Listenbeiträge zogen neue Leser an, die Mischung zwischen Weblog und Magazin stimmte. Die Finanzen waren auch in Ordnung. Die Schulden waren getilgt, die Ausgaben optimiert. Ich konnte anständig davon leben. Sogar ein Büro machte ich noch einmal in Lübeck auf. 2007 war das. Es handelte sich um zwei Zimmer in einem Altbau in der Moislinger Allee. Komplett neu eingerichtet, aber dann doch kaum benutzt. Für mich lag es unpraktisch außerhalb der Innenstadt und für das, was nun entstehen würde, sollte es sich als unpassend erweisen.
Ein letztes Dr. Web Buch gab es 2006. Das „gelbe Buch 5“, das eigentlich ein schwarzes Buch war. Äußerlich wurden die Bücher immer einfacher, ich strebte nach Minimalismus, wollte die Inhalte in den Vordergrund schieben. Deshalb war das »Fünfer« komplett schwarz mit einem gelben Logo auf dem Cover in Reliefdruck. Mit über 330 Seiten war es das dickste und umfangreichste aller Dr. Web Bücher. Außer mir schrieben die Dr. Web Autoren Frank Puscher, Dirk Metzmacher und René Schmidt mit.
Es waren die Listenbeiträge, von denen Bewegung ausging. Die Arbeit bestand vor allem in der Recherche. Viel geschrieben wurde nicht. Nur mussten die englischsprachigen Beschreibungstexte übersetzt werden. Je länger die Listen wurden, desto mehr Arbeit verursachte das. Es wäre einfacher gleich auf Englisch zu publizieren. Aus diesem Gedanken entstand das Smashing Magazine.
Was aus dem Dr. Web Magazin wurde 2010-2013
Anfang 2010 hatte das Dr. Web Magazin noch drei Mitarbeiter, die sich kümmerten. Frau Müller besorgte die Chefredaktion, Frau Schwientek kümmerte sich um die Abonnenten und schrieb Rechnungen, Christiane Rosenberger beantwortete Leserbriefe oder leitete diese weiter. Die Dinge liefen so vor sich hin. Das Hauptproblem blieb aber erhalten, wir fanden nicht mehr genug Autoren. Die Leute bloggten lieber selbst oder kümmerten sich um eigene Projekte. Frau Müller engagierte sich sehr und probierte, was ging. Sie schrieb auch selbst und übersetzte aus dem Englischen – Texte dafür hatten wir ja zur Genüge.
Mitte des Jahres wollte ich nicht mehr und beschloss das Magazin nach nun fast 13 Jahren einzustellen. Ich hielt es für sinnvoller, alle Kräfte auf das Smashing Magazine zu konzentrieren. Das hatte ich ja gelernt, nicht krampfhaft versuchen mehrere Dinge gleichzeitig am Laufen zu haben.
Frau Müller wurde nicht entlassen, sondern in die aufstrebende eBook-Abteilung versetzt, die Abonnenten erhielten ihr Geld zurück, Frau Schwientek und Christiane machten beim Smashing Magazine weiter. Dr. Web sollte als Archiv erhalten bleiben, bisherige der Paid Content wurde für alle sichtbar. Wir würden damit – Dank Googles AdSense – sogar noch für einige Jahre Geld verdienen. Das Magazin sollte meiner Vorstellung nach im Passivmodus als eine Art Museum weiter existieren.
Michael Dobler, unser Anzeigenmann, jedoch sah in dem Ganzen immer noch einen Wertgegenstand und wollte versuchen, das Magazin zu verkaufen. Es dauerte gar nicht lang, bis er einem Interessenten aus Brandenburg präsentierte. Ich wollte das nicht, doch die Herren aus dem Osten ließen nicht locker, schrieben lange Briefe, in denen sie ihre Pläne für das Magazin erläuterten und eine glorreiche Zukunft beschworen. Michael redete mir gut zu, klar, er wollte den Deal machen und seine 10% erlösen. Als die Brandenburger schließlich in Freiburg auftauchten, gab ich mich geschlagen und willigte in den Verkauf ein. Auch wenn ein ungutes Gefühl blieb, zumal das Ganze dann auch noch in Ratenzahlungen abgewickelt werden sollte. Der Kaufpreis betrug 60.000,- Euro.
Die glorreiche Zukunft verwandelte sich in einen trostlosen brandenburgischen Kartoffelacker. Die Käufer, ein Brüderpaar aus der Werde-Reich-Mit-eBooks-Szene (indem du eBooks übers Reichwerden verkaufst), hatte keinen Plan vom Magazingeschäft. Sie brachten keine neuen Autoren ein und waren wohl auch aufgrund interner Probleme schon ziemlich abgebrannt. Sie versuchten die Altautoren zu einer unentgeltlichen Mitarbeit zu bewegen, worauf sich niemand einließ, die Autoren waren eben sämtlich Profis. Schließlich erschienen nur lausige Werbe- und Promobeiträge und ein paar Werbetexte in eigener Sache. Die Brüder waren überfordert, hatten im Grunde keine Ahnung was sie da taten und auch keine Ressourcen mehr – die zweite Hälfte der letzten Rate in Höhe von 10.000,- Euro blieb auch nach den üblichen Mahnungen aus.
In dieser Situation vernahm ich ein Gerücht, angeblich wollten die Brandenburger den Domainnamen nach Russland verkaufen. Das klang für mich durchaus plausibel, denn es gibt eine Russisches Antivirensoftware mit dem Namen Dr. Web. Mit denen hatte ich schon viele Jahre zuvor mal zu tun, auch damals waren die schon scharf auf den Domainnamen gewesen. Es war also Gefahr im Verzuge.
Ich stelle Michael meinen Plan vor, es sollte ein Vorgehen von zwei Seiten werden. Die Sache war dreckig, aber notwendig. Vertrag ist Vertrag. Und wer nicht vollständig bezahlt, hat kein Recht dazu, es weiter zu verkaufen. Und selbst wenn das Gerücht gar nicht stimmte, hier musste gehandelt werden. Wer weiß, was den beiden sonst noch eingefallen wäre, um an Geld zu kommen.
Die Aktion lief folgendermaßen ab: Ich ließ einen Anwalt die Brandenburger anschreiben, der ein scharfes Ultimatum stellte. Im Falle der Nichterfüllung drohten wir den Domainnamen von einem Gericht pfänden zu lassen. Gleichzeitig legte der Anwalt eine hohe Kostennote bei, die der Angegriffene zu zahlen hatte – Anwälte halt. Von der anderen Seite kam Michael, schilderten den Herren noch einmal den Ernst der Lage und meine angebliche Entschlossenheit und unterbreitete ein Angebot zum Rückkauf des Magazins. 10.000,- Euro sollte er bieten, so die Absprache. Außerdem würde ich auf die letzte Rate verzichten und den Anwalt zurückpfeifen.
Die Gegenseite ließ sich darauf ein, weil sie keine andere Wahl hatte. Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Immerhin verbesserten sich ihre liquiden Mittel. Alles in allem war aus einst hochfliegenden Träumen ein hässliches Desaster geworden, über das sich die Brüder längst zerstritten hatten.
Für das Magazin wurde eine neue GmbH gegründet. Eigentümer waren Vitaly, ich und Michael zu ungleichen Teilen. Vitaly hatte mit Dr. Web eigentlich nichts am Hut, aber ich wollte die Balance wahren. Es wäre nämlich kein gutes Beispiel gewesen, wenn ich mit Michael Nebengeschäfte in einer separaten Gesellschaft getätigt hätte. Selbiges hätte dann Vitaly irgendwann später auch für sich reklamieren können.
Michael wurde zum Geschäftsführer bestellt und verpflichtete sich zwei Jahre unentgeltlich zu arbeiten. Außerdem übernahm er die vollständigen Kosten des Rückkaufs und löste auch den Anwalt ab. Dafür erhielt er einen beträchtlichen Geschäftsanteil.
Das Dr. Web Magazin wurde auf einem Server bei Hetzner aus einem alten Backup zu neuem Leben erweckt. Wir wollten nichts von der Installation der Brandenburger übernehmen. Ich suchte ein einfaches Theme, passte es an und rasch waren wir wieder online.
Just zum Zeitpunkt unserer Auseinandersetzung meldete sich ein alter Bekannter zurück, Dieter Petereit. Noch hatte ich keinen Job für ihn, ein paar Wochen später schon. Dieter wurde Chefredakteur und das alte Magazin erwachte zu neuem Leben. Inzwischen gehört die Dr. Web GmbH Michael Dobler und dessen Firma Commindo allein. Vitaly und ich haben unsere Anteile gegen eine Beteiligung an einem anderen Projekt eingetauscht.
So endete zum 30.09.2013 mein Engagement für Dr. Web endgültig und vollständig. Im Geiste fühle ich mich dem einstmals gelben Magazin noch verbunden. Es existiert unter Michaels Ägide bis heute fort und erfreut sich einer für sein Alter passablen Gesundheit.