Wie unterscheidet sich eigentlich ein Blog von einem online Magazin? Eines gleich vorweg, die Grenzen sind fließend. Oft kann man nicht genau sagen, wo ein Blog anfängt ein Magazin zu sein und umgekehrt.
Die online Magazine, die ich gründen durfte (Dr. Web & Smashing Magazine), liefen beide auf WordPress, genau so wie es bei der Mehrzahl der Blogs heute der Fall ist. Es werden lediglich zusätzliche oder andere Plugins benötigt. An dieser Stelle sucht man Unterschiede vergebens. Dennoch ist es nicht unwahrscheinlich, dass ein größeres Magazin eher auf Typo 3 oder einem speziellen Content Management System läuft.
Ein Magazin gönnt sich ein breiteres Themenspektrum. Es will vielfältiger sein. Möglicherweise publiziert es auch öfter. Aus der Wikipedia weiß ich, dass das Wort Magazin aus dem Arabischen kommt und Schatzkammer bedeutet. Es wird auch für Warenlager und Waffenkammer verwendet. Das trifft es im übertragenen Sinn schon ganz gut.
Der Blogger ist sein Blog
Ein Magazin versucht sachlich, ausgewogen und korrekt zu sein – es hängt allerdings von den Themen, der Zielgruppe und dem gewählten Stil ab. Es könnte auch provozierend daherkommen. Während der Blogger spontaner, direkter, subjektiver, persönlicher sein darf – sein soll – sein muss!
Das heißt aber nun nicht, das ein online Magazin das alles nicht sein kann. Es wird aber nicht im Vordergrund stehen. Eine Meinung in einem Magazin würde man in journalistischer Tradition kennzeichnen, in einem Blog ist sie selbstverständlich.
In einem online Magazin erwartet der Leser einen kompletten Artikel. In deinem Blog hingegen bist du frei. Da ist formal alles erlaubt. Also auch ein Minibeitrag, nur einen Teaser, ein Gedicht, eine nackte Liste, ein Bild, ein Zitat, was immer dir einfällt. Aber in einem online Magazin? OK, wenn, dann wäre es eine Ausnahme.
Einen weiteren Unterschied machen die Autoren aus. Im Blog schreibt meist nur einer, manchmal machen es zwei. Ab da hat man es mit einem Multiautorenblog zu tun. Die Autoren beteiligen sich freiwillig oder sind Mitgründer.
Ein Magazin beschäftigt freie und – je nach Größe – auch fest angestellte Autoren. Es bezahlt für die Artikel, die in ihm erscheinen. Es kann Investoren haben wo Blogger bestenfalls mit Sponsoren aufwarten können. Da es umfangreicher ist, könnte es darüber hinaus noch Mitarbeiter in der Verwaltung haben. Das wiederum würde eine Firmenstruktur erforderlich machen.
Ein online Magazin lektoriert seine Artikel. Es gibt einen Chefredakteur, der die Themen verteilt, Vorschläge entgegennimmt, Artikel bearbeitet und wenn es geboten erscheint auch kritisiert und Verbesserungen anmahnt. Ein Magazin ist starrer, folgt fest vorgegebenen Regeln, riskiert weniger, arbeitet nach redaktionellen Vorgaben …
Du merkst schon, so spannend klingt das alles nicht. Ein Magazin hat etwas Unternehmerisches an sich. Deshalb habe ich 1997 und 2006 Magazine gegründet, weil ich ein Unternehmen aufbauen wollte. Als Blogger bist du in einer anderen Richtung unterwegs. Auch wenn du hoffst, deinen Lebensunterhalt eines Tages damit bestreiten zu können.
Und das Blogazin?
Der Begriff Blogazin hat sich im deutschsprachigen Raum nicht durchsetzen können. Mancher glaubt, es handele sich um ein Blog mit dem inhaltlichen Charakter eines online Magazins. Aber das ist falsch. Es ist ein Blog, das von Layout und Design her einem Hochglanz-Printmagazin nacheifert.
Es ist also anders und vor allem aufwändiger gestaltet als ein handelsübliches Blog. Meist nutzt es die gesamte Fläche des Monitors mit großen Abbildungen und versteckt die Navigation. Wichtig: Alle Posts sind individuell. Man orientiert sich gestalterisch am Inhalt. Jeder Artikel wird für sich designed – wie in einem Kunstmagazin. Ein ziemlicher Aufwand ist das. In einem Blog geht das nicht so einfach, weil das Theme die Optik bestimmt. Mit dem WordPress Block Editor oder einem leitungsfähigen Pagebuilder ist es aber möglich.
Ein Blogazin ist kein Magazin über Blogs, weil es über Blogs berichtet. Könnte es witzigerweise aber sein. Das hinge dann vom Design ab.
Wer also sein Blog einfach als Blogazin tituliert, macht sich des Etikettenschwindels schuldig. Ich sehe darin den Versuch, sich ein bisschen interessanter und wertiger darzustellen. Aber solange es niemanden stört …