Der ganze Google-Zoo an Updates vom Panda-Bärchen bis zum Kolibri der vergangenen Jahre hat die Suchergebnisse nicht nur durcheinandergewürfelt, verbessert und Black-Hat-SEOs das Leben schwerer gemacht. Er hat auch eine furchteinflößende SEO-Methode noch furchteinflößender (weil bedrohlicher) gemacht: Das sogenannte Negative SEO – also das gezielte „Abschießen“ der Konkurrenz aus dem Suchergebnisseiten.
Was ist Negative SEO?
Negative SEO ist letztlich ein Begriff, der eine Attacke gegen eine Website beschreibt. Die angegriffene Website soll aus den vorderen Ergebnisseiten der Suchmaschinen verbannt werden. Es geht also darum, den genau gegenteiligen Effekt zu erreichen, den du mit SEO normalerweise erreichen willst. So erklärt sich die Verwendung des Adjektivs „Negative”.
Um Negative SEO zu betreiben, verwendest du im Grunde die vormals beliebten Black-Hat-SEO-Methoden, die heute zum Pushen der Seite nicht mehr funktionieren. Fortgeschrittene setzen zusätzlich auf direkte Hacking-Angriffe oder attackieren die Reputation der zu schädigenden Seite im Internet.
Die Negative-SEO-Techniken im Überblick:
- Aufbau unzähliger schlechter Backlinks (Stichwort: Bad Neighbourhood) in kurzer Zeit. Besonders gut funktioniert das, wenn du auch noch auffällige Spam-Keywords wie Viagra, Online-Casino und andere mehr verwendest.
- Automatisierte Vervielfältigung der Inhalte oder sogar Spiegelungen der ganzen Website auf Hunderten Domains (Stichwort: Duplicate Content)
- Abbau guter Backlinks (indem du vorgibst, für die attackierte Website tätig zu sein)
- Angriff auf die Online-Reputation, indem du mit Fake-Accounts in sozialen Medien auftrittst oder versuchst, die attackierte Website mit Spam-Marketing in Verbindung zu bringen
- Hackangriff auf die Website und Einbau von Spam oder Malware
Vor einiger Zeit galt es als unsicher, ob Negative SEO, etwa durch Setzen von Bad-Neighbourhood-Links wirklich negative Auswirkungen auf ein Website-Ranking haben kann. Mittlerweile dürfen wir uns dessen sicher sein. Und zwar nicht nur deswegen, weil es immer mehr Berichte erfolgreicher Negative-SEO-Kampagnen im Netz gibt, sondern auch deswegen, weil in den vergangenen Jahren immer wieder Seitenbetreiber auch ohne Negative-SEO-Angriff „Opfer” einer Abstrafung im Google-Ranking wurden.
Die betroffenen Seitenbetreiber wurden vom Suchmaschinen-Riesen dazu aufgerufen, unnatürliche Links abzubauen oder mittels Disavow-Tool zu entwerten. Um zu unterstreichen, dass man es bei Google ernst meint, verloren diese Websitebetreiber direkt ihr gutes Ranking und damit erhebliche Teile ihres Einkommens.
Wie schützt man sich vor Negative-SEO?
Nutzt ein Konkurrent oder ein vom Konkurrenten beauftragter SEO-Fachmann die genannten Techniken, um deine Website zu attackieren, musst du spätestens dann handeln. Um einer solch skrupellosen Attacke nicht schutzlos ausgeliefert zu sein, solltest du zudem vorbeugen. Denn sich vor Negative-Seo-Attacken zu schützen, vorzubereiten und schnell reagieren zu können, ist effektiver und einfacher, als erst dann zu handeln, wenn sie ihre volle Wirkung bereits entfaltet haben.
Solltest du übrigens der Auffassung sein, dass deine Wettbewerber viel zu anständig seien, um dich mit Negative SEO zu überziehen, dann solltest du dir diesen Beitrag einmal genauer zu Gemüte führen. Darin schildert eine SEO-Agentur, wie sie auf eine kalte E-Mail mit dem Angebot der Durchführung von Maßnahmen aus dem Negative SEO über 80 Prozent Interessenten-Antworten erhielt. Fast 30 Prozent wollten eigentlich nur noch die Bankverbindung der Agentur wissen, um sofort überweisen zu können.
Der ehemalige Google-Webspam-Chef Matt Cutts erklärte zwar, dass der Suchmaschinenriese alles unternimmt, um diese Methoden zu erkennen und zu unterbinden. Bis zum heutigen Tage ist davon indes wenig zu erkennen. Es gibt dafür keine Garantie. Entsprechend musst du die Sache selbst in die Hand nehmen.
Diese Angriffe können deine Website ereilen
Attacke 1: Spamlinks auf die Website
Je früher du merkst, dass Spam-Backlinks auf deine Website gesetzt werden, desto schneller kannst du reagieren und diese abbauen beziehungsweise entwerten. Mit einem Backlink-Analyse-Tool solltest du deine eingehenden Links regelmäßig überwachen und kontrollieren. Fällt dir auf, dass es plötzlich mehrere Links von vermeintlich „spammigen“ Seiten hagelt, musst du tätig werden.
Kontrolliere zuerst, ob diese Links tatsächlich schlecht für dein Ranking sein werden oder sind und kontaktiere gegebenenfalls den Webmaster. Bitte ihn, sie zu entfernen. Ist das nicht möglich, solltest du das Disavow-Tool von Google einsetzen und die Links entwerten.
Attacke 2: Gute Links werden abgebaut
Hier geht der SEO-Fachmann, der es auf dich abgesehen hat, so vor: Mit Hilfe eines Tools analysiert er deine Backlink-Struktur und erstellt eine Liste deiner guten Backlinks. Nun schreibt er in deinem Namen die Webmaster direkt an und bittet darum, genau diese Links zu entfernen. Eine hanebüchene Erklärung denkt er sich dafür auch noch aus. Deine guten Backlinks schwinden dahin und damit vermutlich auch deine guten Rankings.
Um dieser Attacke vorzubeugen, solltest du dir angewöhnen, bei Kooperationen immer eine domainzugehörige E-Mail-Adresse und keine gmx-, gmail-, hotmail-Adressen zu verwenden. Wird plötzlich mit einer Fake-Adresse eines Gratis-Anbieters zum Linkabbau angefragt, werden informierte Webmaster nämlich im Normalfall misstrauisch. Lief die Kommunikation hingegen schon bisher immer über eine solche Adresse, könnte der Webmaster tatsächlich den Link einfach entfernen, ohne nochmal bei dir nachzufragen.
Auch für diese Art der Attacke ist es wichtig, dass du dein Linkprofil kennst. Werden nämlich dann Links entfernt, wird es dir auffallen und du kannst die Webmaster kontaktieren und nach dem Grund fragen.
Attacke 3: Deine Inhalte werden über Dutzende Websites kopiert (Duplicate Content)
Mittels Script kopiert ein Konkurrent oder ein beauftragter SEO deine Inhalte oder gleich deine kompletten Websites und veröffentlicht diese auf Hunderten Domains. Wenn Google diesen Duplicate Content erkennt, kann das für deine Rankings schädlich sein. Die Bots könnten sogar deine Seite für kopiert halten.
Du solltest das daher stets im Auge behalten. Beobachte und kontrolliere regelmäßig deine Rankings mit SEO-Tools. Richte Google-Alerts für deinen Firmennamen und für deine relevanten Suchbegriffe ein. Zudem kannst du Duplicate-Content-Checker nutzen und das Netz nach kopierten Inhalten absuchen.
Bist du auf Duplicate-Content gestoßen, meldest du diesen auf den Google-Support-Seiten und versuchst so, dagegen vorzugehen.
Attacke 4: Dein guter Ruf im Netz soll untergraben werden
Mit Spam-Marketingkampagnen wie Massen-E-Mails oder Fake-Accounts auf sozialen Medien wird versucht, deinen guten Online-Ruf zu schädigen? Das solltest du natürlich so schnell wie möglich mitbekommen. Im schlimmsten Fall wird deine Website bei einer Spam-Mail-Kampagne vielleicht sogar als Phishing-Seite markiert – mit fatalen Auswirkungen auf Besucher und Rankings. Die Fake-Accounts in sozialen Medien könnten schnell Follower erhalten und dir einen schlechten Ruf verschaffen, den du im Netz nicht so leicht wieder los wirst.
Falls du also ins Visier einer solchen Kampagne geraten solltest, ist es wichtig, dass du schnell darüber Kenntnis erhältst. Daher solltest du deine Erwähnungen in sozialen Medien und im Netz mit entsprechenden Monitoring-Tools im Auge behalten. Auf diese Weise versetzt du dich in die Lage, so früh wie möglich gegebenenfalls den Google-Support zu kontaktieren und Falschinformationen in Blogs, in sozialen Netzwerken etc. zumindest eine seriöse Antwort entgegenzustellen.
Attacke 5: Deine Seite wird von einem Hacker angegriffen
So wie in allen anderen Bereichen auch, gibt es keinen 100-prozentigen Schutz vor Hacker-Angriffen. Du kannst aber auf deiner Website ein paar Hürden einbauen. Falls du WordPress nutzt, könntest du ein Sicherheits-Plugin installieren (Die gibt es natürlich auch für andere CMS). Zudem solltest du ein starkes Passwort (Kombination aus Zahlen, Sonderzeichen, Groß-Kleinschreibung, etc) benutzen und regelmäßig Backups deiner Datenbank erstellen.
Zum Thema Sicherheit mit WordPress findest du bei uns diesen und diesen Beitrag und dieses E-Book.
Hat es ein Hacker trotz Plugin und starkem Passwort geschafft, bei dir „einzubrechen” und Schadsoftware oder Spam hochzuladen, stellst du dank des Backups zumindest schnell wieder den Originalzustand her. Mit Backup-Lösungen für WordPress haben wir uns in diesem Beitrag beschäftigt.
Um einen solchen Angriff schnell zu bemerken, richtest du dir etwa E-Mail-Benachrichtigungen in den Google-Webmaster-Tools ein. So erfährst du, wenn Google sich an Inhalten oder Quelltextteilen auf deiner Website besonders stört.
Ist Negative SEO rechtlich zulässig?
Die Antwort auf die Frage, ob Negative SEO rechtlich zulässig ist, ist im gesamten DACH-Raum eindeutig zu beantworten und sie lautet: Nein.
Die Begründung ist logisch. Negative SEO zielt darauf ab, den Wettbewerber, der angegriffen wird, direkt zu schädigen. In Deutschland ergeben sich aus dieser Absicht etliche Verstöße aus dem BGB, dem bürgerlichen Gesetzbuch, und dem UWG, dem Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb. Sobald Verleumdung, üble Nachrede und andere falsche Tatsachenbehauptungen dazukommen, ist der Staatsanwalt potenziell mit an Bord. Denn dann ist auch Strafrecht betroffen.
Das ist alles ziemlich eindeutig. Das Problem daran ist, dass Negative SEO nachgewiesen werden muss, um irgendeine Rechtsfolge daraus ableiten zu können. In aller Regel sind die Angriffe weniger konkret als ein direkter Hack oder eine Verleumdung in den sozialen Medien. Diese Fälle lassen sich vergleichsweise gut ermitteln.
Die Dingfestmachung eines Black-Hatters indes, der eine schlechte Link-Nachbarschaft für deine Website aufgebaut hat, ist weitaus schwieriger. Das liegt nicht nur daran, dass derlei Attacken meist nicht offensichtlich von einem Wettbewerber direkt gesteuert sind, sondern von irgendwelchen, meist ausländischen Fachkräften abgewickelt werden.
Dabei ist der Aufbau von Links als grundsätzliches Fundament des Web auch nicht unzulässig und niemand muss eine Zustimmung vorzeigen, dass er eine bestimmte Website unter bestimmten Keywords verlinken darf oder eben nicht. Umgekehrt besteht kein Anspruch, mit seiner Website von jemand anderem verlinkt oder eben gerade nicht verlinkt zu werden.
Ein weiterer Faktor besteht darin, dass sich diese Form des Negative SEO nur indirekt auf den Angegriffenen auswirkt. Die Drecksarbeit machen letztlich Googler, wenn sie auf die falsch gesetzten Signale reagieren und die angegriffene Seite deshalb im Ranking abwerten. Das wird der Angreifer beabsichtigt haben, aber er tut es halt nicht selbst.
Im Ergebnis wird es also für dich als Angegriffenen schwer, über die juristische Schiene gegen derlei Machenschaften vorzugehen. Mindestens wird es viel zu lange dauern. Erfolgversprechender als das Einschalten eines Anwalts ist es in der Regel, die hier beschriebenen Warnsignale schnell zu erkennen und die genannten Gegenmaßnahmen einzuleiten. Recht haben und Recht bekommen, sind, wie eigentlich stets, zwei verschiedene Paar Schuhe.
Weiterführende Informationen
(Dieser Beitrag wurde im Original von Manuel Diwosch geschrieben. Seither wurde er mehrfach aktualisiert und angepasst, sowie in 2018 fast vollständig neu erstellt.)
(Artikelbild: Depositphotos)
3 Antworten
…und schon geht die Negativ-Seo-Spam Welle auf dich los, wenn ich deinen „neuesten Blogbeitrag“ im RSS Feed sehe… ohje. Da bist du bei deinen Recherchen offensichtlich sehr tief in die dunklen Ecken des Web abgetaucht. Ich drücke dir die Daumen!
Liebe Grüße, Christopher
Danke sehr. Wir konnten es gebrauchen…
Danke für den informativen Artikel. Ich glaube, das hatten viele gar nicht auf dem Schirm, auch wenn die Methoden an sich natürlich auf der Hand liegen. Wieder etwas, was man im Auge behalten muss! 🙁