Da hatten wir gerade kollektiv aufgeatmet und festgestellt, dass Webdesigner nicht aussterben werden, schon kommt eine andere Art von Bedrohung auf den Plan. Was passiert, wenn Siri den Satz „Hey Siri, bau mir eine Website” tatsächlich versteht und sinnvoll umsetzt?
Der rasante Fortschritt im Machine Learning
Gut, Siri wird es eher nicht werden. Aber gerade im Bereich des Machine Learning überschlagen sich die Ereignisse. Innerhalb kürzester Zeit etwa haben sich die Ergebnisse der Spracherkennung von grottig (Fehlerquote über 25 Prozent) zu top (Fehlerquote unter 5 Prozent) gewandelt. Durch den selbstlernenden Aspekt der Technologie kann kaum jemand zuverlässig voraussagen, wie schnell sich die Algorithmen selbsttätig weiter verbessern werden.
Das gilt natürlich nicht nur für die Spracherkennung, sondern für alle Bereiche, in denen Machine Learning eingesetzt wird. Die Usecases sind durchaus vielfältig. Aktuell ist Sprachverarbeitung (Natural Language Processing) wohl der populärste und dem Kunden offenkundigste Zweig.
Eine Oxford-Studie bewertet dein Jobrisiko
Im September 2013 veröffentlichten die beiden Oxford-Wissenschaftler Dr. Carl Benedikt Frey und Michael Osborne eine Studie mit dem Titel „The Future of Employment: How susceptible are jobs to computerisation?”, übersetzt etwa „Die Zukunft der Beschäftigung: Wie anfällig sind Jobs, der Digitalisierung zum Opfer zu fallen?”
Unter Anwendung statistischer Rechenmethoden untersuchten die beiden Wissenschaftler 702 Jobprofile auf ihre Anfälligkeit, im Zuge der Digitalisierung zu verschwinden. Die Untersuchung beschäftigte sich ausdrücklich mit dem US-amerikanischen Job-Markt, dürfte aber in ihren Grundaussagen auch für andere Volkswirtschaften mit ähnlichen Strukturen, etwa für Deutschland, zutreffend sein.
Die getroffenen Aussagen für den US-amerikanischen Markt sind durchaus krass. Freys und Osbornes Studie sieht mit 47 Prozent fast die Hälfte aller US-Jobs in Gefahr. Da kann man schon mal in Angstschweiß ausbrechen.
Glücklicherweise sind wissenschaftliche Studien nicht wie die Tweets des US-Präsidenten, sondern beinhalten prüfbare Substanz. So lässt sich für alle 702 untersuchten Berufsbilder individuell nachlesen, wie hoch die Forscher das jeweilige Risiko sehen, dass eben dieser Beruf der Digitalisierung zum Opfer fallen könnte.
Will Robots Take my Job?
Nun sind Studien, wiederum anders als die Tweets des US-Präsidenten, nicht nebenbei zu konsumieren und so würde es durchaus einigen Aufwand bedeuten, sich durch das Ergebnispapier zu fräsen. Und so wollen wir uns an dieser Stelle bei dem Entwickler Mubashar Iqbar und seinem Designer-Kollegen Dimitar Raykov bedanken. Die beiden machten sich nämlich die Mühe und zerlegten die Studie in ihre Bestandteile, um sie danach als Website neu zusammenzusetzen und für jedermann zugänglich zu machen.
Nun kannst du auf „Will Robots Take my Job”, zu deutsch „Werden Roboter meinen Job übernehmen”, nach allen 702 Berufsbildern suchen und das in der Studie errechnete Ergebnis nachschlagen. Den Webdesigner an sich wirst du nicht finden. Der Begriff des „Graphic Designer” ist allerdings so breit angelegt, dass wir uns als Gebrauchskünstler des Netzes gut darin wiederfinden können.
Wie du siehst, liegt das Risiko, deinen Job an einen Roboter zu verlieren bei nur 8,2 Prozent mit einer Tendenz zu einem einprozentigen Wachstum bis 2024. Damit lässt sich leben. Entsprechend vergibt die Seite für unsere Jobs das Prädikat „Totally Safe”.
Noch besser sieht die Jobsicherheit derzeit noch bei Anwendungsentwicklern aus, die zur Zeit nur einem Risiko von 4,2 Prozent ausgesetzt scheinen, aber einer Tendenz zu einem 19-prozentigen Wachstum, mithin 23,2 Prozent bis 2024, entgegen sehen.
Den Job des Webdevelopers bewertet die Studie mit einem bereits aktiven Risiko von 21 Prozent. Das finde ich schon nützlich zu wissen, gerade in diesen Zeiten, in denen immer wieder die Diskussion aufflammt, ob Designer programmieren lernen sollten, um vielseitiger zu werden. Es scheint mir eher umgekehrt so zu sein, dass sich Developer stärker um Design kümmern sollten. Genau, um vielseitiger zu werden.
Systementwickler dürfen sich bis 2024 schon eines 26-prozentigen Risikos erfreuen. Es scheint mir nicht sonderlich schlau zu sein, Algorithmen zu programmieren, die danach selbst die Programmierarbeit übernehmen können, aber was weiß ich schon. Ich bin ja nur Designer…
Fazit
Um es mal in Abwandlung, aber immer noch mit Norbert Blüm zu sagen: „Die Designerjobs sind sischä”. Coder werden zwar trotz zweistelliger Risikobewertung noch mit „No Worries”, also „Macht euch keine Sorgen”, bewertet. Ich finde die einstellige Einstufung dennoch beruhigender. Und du so?
Mach dir selbst ein Bild unter „Will Robots Take my Job”.
9 Antworten
Laut Darwin, stirbt die Art aus, die sich den jeweiligen Gegebenheiten nicht anpasst. Ich weiß, dass ist etwas weit hergeholt und es klingt etwas derb. Ich glaube, dass beide Berufe, sowohl der Designer, wie der Programmierer nicht so schnell aussterben werden. Durch die Automatisierung werden aber viele Menschen arbeitslos. So sieht es jedenfalls aus. David Brecht hat hierzu auch einige interessante Dinge gesagt und geschrieben.
Laut https://job-futuromat.ard.de können heute bereits 25 % der Tätigkeiten des Webdesigners von Maschinen übernommen werden. Das Online-Tool führt 4.000 deutsche Berufe.
Über das Projekt “Themenreihe ‘Digitalisierung der Arbeit” wurde im Oktober 2016 publiziert: https://job-futuromat.ard.de/projekt.html
Interessanter Artikel. Welcher Webdesigner hat sich noch keine Gedanken gemacht…ich glaube, überall dort, wo Produkte für Menschen gemacht werden, muss immer ein Mensch mitarbeiten, um eine Ergebnis zu erhalten, dass einem Menschen gefällt. Und egal wie einfach es auch für nicht-Webdesigner wird eine Webseite zu erstellen, ist das Thema heute doch mit allen Aspekten eigentlich noch viel umfangreicher als früher geworden und erfordert ein viel breiteres wissen als Experte auch in angrenzenden Bereiche (SEO, CMS, Performance, Usability, Content usw.).
Ich bin der Meinung, dass eine komplette Automatisierung nicht möglich es. Das sieht man auch bei solchen Baukästen wie JIMDO usw. Natürlich werden auch Menschen solche Systeme nutzen, aber auf B2B Ebene mit Individuellen Anforderungen und Lösungen? Geschäfte werden unter Menschen gemacht, daher bin ich mir ziemlich sicher, dass es nicht dazu kommen wird. Sicherlich müssen wir als Webdesigner und auch anpassen an neue Technologien und Möglichkeiten den Prozess zu beschleunigen.
Auch wenn der Blogbeitrag ein paar Tage älter ist – so ist er immernoch mehr als interessant.
Ich glaube man sollte zu diesem Thema weitergehen und nicht nur den Bereich der “Roboter” als Gegenstand der Diskussion sehen, sondern vielmehr auch die vieler Orts verfügbaren “Webseiten-Baukästen” als Art Roboter sehen.
Denn – viele Kunden auch in unserer Agentur schmeißen wild mit Argumenten um sich, welche meist den Wortlaut “aber bei wixx, bei jimdo” – der Unterschied zu nachhaltigem und wirklich hochwertigen Webdesign wird mehr als verkannt.
Ich hoffe, dass sich dahingehend auch die Spreu vom Weizen trennt.
mit freundlichen Grüßen aus Dresden,
Claudio von HD24
Zu diesen Baukästen findest du auf Dr. Web Dutzende von Beiträgen.
Eine Website ist kein Selbstzweck. Sie muss viel mehr bieten als Informationen zu einem Unternehmen oder einer Dienstleistung liefern. Oft wird eine Website mit einer Facebook-Fanpage verwechselt und manch einer Kunde glaubt, die Erstellung einer Website dauert genauso lange wie die Erstellung einer Fanpage bei Facebook. Beim Webdesign gibt es Faktoren wie Usability und Optimierung und diese gehören zu einem Prozess. Und eben dieser Prozess ist so variabel, dass ein Roboter diese Informationen kaum sammeln, auswerten und individuell anpassen kann.
Hallo Zusammen, nachdem wir uns in letzter Zeit sehr viel mit KI’s auseinandergesetzt haben, kann ich dazu sagen. Standardlösungen sind natürlich sehr leicht zu realisieren, personalisiertes Inhalt geht auch noch wie z.B. im Bereich Content-Marketing.Schwierig wirds natürlich wenn man Sonderwünsche hat, und die haben Kunden immer.
Nearshoring bietet europäischen Unternehmen die Möglichkeit, auf kostengünstige IT-Fachkräfte in Ländern wie Kroatien zuzugreifen. Kroatien hat sich zu einem beliebten Ziel für Nearshoring entwickelt, da das Land einen Pool an hochqualifizierten IT-Experten bietet, die in den neuesten Technologien geschult sind.