Alan Lewis entwickelt für eBay den neuen Desktop-Client. In seiner täglichen Arbeit nimmt Adobes AR inzwischen einen festen Platz ein. In diesem Interview lässt er uns am Entwicklungsprozess des eBay-Desktop teilhaben.
Dr. Web: Hallo Alan. Waren Sie gestern schon “on AIR”?
Alan Lewis, eBay Evangelist: Wenn die Frage darauf abzielt, ob ich heute schon eine AIR-Anwendung besnutzt habe, dann lautet die Atwort definitv: Ja. Natürlich benutze ich den eBay-Client. Bei mir läuft aber permanent auch der MediaPlayer von Adobe und gelegentlich benutze ich Alert Thingy, einen so genannten FriendFeeed-Client, der die Aktivitäten bestimmter Personen im Netz protokolliert und an mich weiterleitet, etwa deren Blog-Einträge.
Unterm Strich bin ich ziemlich beeindruckt, welche Qualität die unterschiedlichen AIR-Anwendungen so kurz nach dem Start der Plattform schon erreicht haben.
Dr. Web: Entwickelt eBay den Desktop-Client jetzt im Moment weiter oder beobachten Sie erst einmal die Akzeptanz druch die Nutzer?
Lewis: Wir fahren mit der Entwicklung fort. Die nächste Version wird es bereits im Sommer geben. Da fließen sehr viele Funktionen ein, nach denen die Benutzer bereits gefragt haben und auch heute noch fragen. Die Version wird es dann übrigens auch auf Deutsch geben.
Dr. Web: Wie viele User nutzen den Desktop-Client heute?
Lewis: Bisher haben wir über 200 000 Downloads registriert. Die Anzahl der aktiven Nutzer iegt deutlich im fünfstelligen Bereich, was unsere Erwartungen klar übertrifft.
Die Kombination von Suchergebnissen und Detailansicht ist eine der Stärken des eBay Clients. Großansicht
Dr. Web: Schon Fehler gefunden?
Lewis: Sag ich nicht. Aber ich bin sehr froh, dass AIR so stabil und ausgereift ist. Bedenken Sie: AIR basiert auf einer zehn Jahre alten Technologie namens Flash. Es ist eine tolle Plattform für das Entwickeln von ausgewachsenen Anwendungen. Diese Ausgereiftheit hat dazu beigetragen, dass auch der eBay Desktop bisher ziemlich stabil ist.
Dr. Web: Warum ausgerechnet AIR?
Lewis: Als wir mit dem Projekt begonnen haben, war es ein reiner Prototyp. Ein Experiment um zu sehen, was man mit AIR machen kann. Aufgrund des umwerfenden Feedbacks, dass wir bekommen haben, als wir den Prototyp herum gezeigt haben, haben wir uns dazu entschlossen, eine vollwertige Anwendung daraus zu machen. AIR war also sozusagen „zuerst da“. Wir haben gar keine anderen Technologien angeschaut.
Da wir aber schon Jahre Erfahrungen mit der Entwicklung von Desktop-Software basierend auf Systemcode haben, konnten wir die Vorteile, die AIR bietet extrem schnell erfassen. Im Vergleich zur klassischen Anwendungsentwicklung sind diese Vorteile deutlich.
Dr. Web: Wie ist das Projekt abgelaufen? War es schwieriger oder leichter als gedacht. 1,5 Jahre sind kein Pappenstil.
Lewis: Der Prototyp war nach weniger als zwei Monaten fertig gestellt. Das zeigt, dass es mit AR möglich ist, schnell Projekte zu entwickeln. Danach haben wir eine Reihe von Beta-Versionen veröffentlicht. Aufgrund der Tatsache, dass die Erwartungen unserer Nutzer äußerst hoch sind, sind wir froh, dass es uns gelungen ist, bis zur Version 1.0 ein vorzeigbares Produkt in recht kurzer Zeit zu entwickeln.
Dr. Web: Wenn Sie die Entwicklung mit der im VisualBasic-Bereich vergleichen. Wo liegen die gravierendsten Unterschiede?
Lewis: Tatsächlich bin ich kein VB-Entwickler. Ich habe eine Reihe von Anwendungen in den letzten Jahren benutzet, die in VB geschrieben waren. Auch in VB lässt sich sehr schnell entwickeln. Aber der größte Vorteil aus meiner Sicht die die Einfachheit, it der es in AIR gelingt, optisch ansprechende Anwendungen zu realisieren.
Dr. Web: Und wie steht’s mit Rich Internet Applications? Wo hat AIR denen gegenüber Vorteile?
Lewis: Die Abwesenheit der nervigen Beschränkungen des Browsers. Der Webbrowser war eben nie als Plattform für die Anwendungsentwicklung erdacht worden. Deshalb muss man so viele Kompromisse machen, wenn man für RIAs entwickelt. Das gilt sowohl hinsichtlich der Architektur als auch in Sachen User Interface. RIA-Technologien wie AJAX und Flex helfen da zwar ein Bisschen, aber die Tatsache, dass sie im Browser laufen müssen, begrenzt deren Möglichkeiten. AIR hingegen wurde von Grund auf als Plattform zur Anwendungsentwicklung geschrieben, das ist so aufregend daran.
Dr. Web: Warum hat der eBay Desktop keine Funktionen für Verkäufer?
Lewis: Im ursprünglichen Prototyp hatten wir Verkäuferfunktionen enthalten. Und auch die Nutzer haben sich diese Funktionen gewünscht. Mehr als alles andere. Wir haben uns zunächst entschlossen, auf den Käufer zu fokussieren, weil es noch kaum Tools für die Käufer gibt. Dagegen gibt es jedem Menge Werkzeuge für Verkäufer, sowohl von eBay als auch von anderen Anbietern. Aber es gibt keinen Zweifel: Die Implementierung von Verkäuferfunktionen steht ganz oben auf unserer Tagesordnung.
Dr. Web: Wenn Sie gegenüber Adobe einen Wunsch frei hätten. Was würden Sie sich wünschen?
Lewis: Der Funktionsumfang von AIR genügt mir derzeit. Ich habe Adobe allerdings Feedback gegeben, dass Sie sich intensiv um Performance und Speicherverwaltung kümmern sollen.
Dr. Web: Wie wird eBay Desktop 2.0 aussehen?
Lewis: Die nächste Version wir 1.5 heißen und die habe ich auf meinem Blog im Wesentlichen schon vorgestellt. Diese Versionsnummerierung soll auch zeigen, dass der Funktionsrahmen im Groben abgesteckt ist und wir im Rahmen der bestehenden Funktionen versuchen, Verbesserungen zu machen. Und außerdem brauchen wir natürlich eine deutsche Version.
Was eBay Desktop 2.0 und darüber hinaus angeht, sind meine Lippen versiegelt.
Dr. Web: Herr Lewis, vielen Dank für dieses Gespräch.
Links zum Interview:
- Alan Lewis Blog
- Ebay Desktop
Erstveröffentlichung 06.06.2008
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