Das Vertrauen der Leser ist ein kostbares, gleichzeitig aber auch knappes Gut. Immerhin kann jeder im Internet ungeprüft veröffentlichen, was er möchte. Und dabei gibt es viel zu viele schwarze Schafe, die mehr versprechen, als sie einlösen. Überprüfe deine Online-Texte anhand der folgenden Kriterien auf Vertrauenswürdigkeit.
Das Internet ist zu DER Fundgrube schlechthin geworden: Profis recherchieren nach Informationen, der Otto-Normal-User fahndet nach Unterhaltung und Anleitungen für dies und jenes, der potenzielle Kunde sucht nach Dienstleistungen oder Produkten und so weiter.
Sie alle werden in erster Linie mit Online-Texten versorgt.
Aber so einfach ist das nicht mit den Texten im Web. Bevor jemand sich auf deine Informationen einlässt, das Know-how mitnimmt oder gar die Produkte kauft, stellt er sich in vielen Fällen erst einmal die Frage, wie glaub- und vertrauenswürdig der Anbieter und die Seite sind. Und wenn du nicht gerade über einen bekannten Markennamen verfügst, schlägt dir, anders als zum Beispiel bei Printprodukten und Co., zunächst einmal eine nicht unbeachtliche Skepsis der Surfer entgegen.
Natürlich können auch, sagen wir, Bücher eher fragwürdige Informationen enthalten. Der Vorteil solcher von Redaktionen oder Lektoraten erstellten und überarbeiteten Produkte ist aber, dass hier von ausgebildeten Leuten eine erste Auswahl und Überprüfung schon vorgenommen wurde. Das weiß der Leser, darauf vertraut er.
Im Internet kann dagegen jeder ungeprüft schreiben und veröffentlichen, was er möchte. Das macht einerseits den Reiz dieses Mediums aus, andererseits aber auch seine Gefahr. Und so findet man neben vielen Perlen Seiten, von denen man besser die Finger lässt, jedenfalls sich nicht auf die Informationen verlässt.
Deine Aufgabe als Seitenbetreiber oder -gestalter ist es daher, mit deinen Online-Texten so viel Vertrauen aufzubauen, dass der flüchtige Surfer länger als die kritischen ersten Sekunden verweilt und sich offen auf dein Angebot einlässt. Das ist in erster Linie mal in deinem vitalen Interesse. Fall nicht auf die Content-Marketing-Pfeifen rein, die behaupten, du müsstest bloß Schlagwort-Texte konstruieren, die einen höchsten hanebüchenen Nutzwert aufweisen.
Anhand der folgenden 10 Punkte kannst du deine eigenen Online-Texte auf Tauglichkeit prüfen. Natürlich funktioniert das auch für die Texte deiner Wettbewerber 😉
1. Äußere Aufmachung
Der erste Eindruck zählt. Das gilt auch für Online-Texte.
Der Surfer wird sich also zum Beispiel fragen: In welchem Umfeld steht der Text? Das heißt, welchen Eindruck macht die Webseite? Wirkt sie „seriös”? Scheint eine sorgfältige, gern auch professionelle Hand hinter ihr zu stecken? Und, da man schnell von der Optik auf den Inhalt schließt: Darf man Autor oder Betreiber demnach glauben, dass er weiß, wovon er spricht?
Oder scheint es sich eher um eine Hobby-Seite zu handeln, bei der nicht sicher ist, wie gut der Autor seinen Stoff im Griff hat?
Wie sieht es mit Farbe, Layout und Gestaltung aus? Die optischen Sünden aus den Frühtagen des Web sind zwar, nicht zuletzt dank CMS und Co, heute oft passé. Dennoch – ob wir wollen oder nicht, auch die Farbgebung beeinflusst den Vertrauensaufbau beim Leser.
2. Usability
Das Gleiche gilt für die Usability. Je benutzerfreundlicher die Seite und der Text gestaltet sind, desto leichter wird einem Surfer der Vertrauensaufbau fallen.
Funktioniert die Seite auch auf mobilen Geräten? Ist die Navigation „intuitiv” und schnell zu bedienen? Sind eine Kontaktmöglichkeit zum Autor oder Betreiber und ein Impressum angegeben? Wird die DSGVO eingehalten? Und dergleichen mehr.
3. Aktualität
Wie aktuell sind die Webseite und deren Texte? Wird die Seite regelmäßig gepflegt? Wann gab es die letzte Veröffentlichung? Auf welchem Stand sind die Informationen? Ist der Autor eventuell für aktuelle Nachfragen und Korrekturen greifbar? Sind die Links noch gültig oder gehen viele davon ins Leere? Hat man es womöglich mit einer überholten „Leiche” im Netz zu tun?
4. Autor
Was lässt sich über den Autor des Online-Textes sagen? Wird er namentlich im Text genannt? Gibt es ein Impressum und/oder eine Autorenseite beziehungsweise „Über mich”-Seite?
Welchen Hintergrund hat der Verfasser? Handelt es sich zum Beispiel um ein Unternehmen, eine Redaktion oder eine Einzelperson? Scheint er für das Thema qualifiziert zu sein? Gibt es Referenzen oder andere Dinge, die ihn als Experten ausweisen, dem man vertrauen kann? Zum Beispiel Mitgliedschaften in Berufsverbänden oder auch weitere Artikel im Themenbereich.
Ist eine Kontaktadresse angegeben (Wohnort, Telefonnummer), so dass man ihn als reale Person greifen zu können glaubt?
5. Formale Aspekte
Welchen Eindruck machen die Artikel oder Texte selbst?
Strotzen sie nur so vor Rechtschreib- oder Flüchtigkeitsfehlern? Stolpert der Leser immer wieder über Grammatik und Satzbau? Oder scheint es sich um einen sorgfältig erstellten Text zu handeln? Ist der Text vollständig und in sich geschlossen? Ist er übersichtlich gestaltet und kann man ihn gut lesen?
6. Sprache
Wie ist der Tonfall des Textes?
Bleibt der Verfasser sachlich-informativ? Oder nutzt er die Seite nur, um zu polemisieren, über andere herzuziehen und ähnliches mehr? Gleitet er gar in eine starke Werbesprache ab oder versucht, den Leser zu manipulieren?
7. Informationsqualität
Was kann man vielleicht über Inhalt und Informationen sagen? Machen sie einen eher oberflächlichen Eindruck oder gehen sie auch in die Tiefe? Scheinen sie zuverlässig zu sein?
Diesen Eindruck verstärkst du etwa, indem du deine Texte in einen Kontext mit anderen Texten vergleichbaren Inhalts stellst und deshalb glaubhaft machen kannst, dass du dich näher mit der Materie beschäftigt hast.
8. Umgang mit Quellen
Lassen sich die Angaben und Informationen überprüfen? Gibt es beispielsweise Artikel-, Buch- oder Linkverweise? Hängen die Texte mit anderen Artikeln zusammen? Funktionieren die eventuell angegebenen Links oder gehen sie ins Leere? Auf welche Webseiten führen die angegebenen Links? Wie vertrauenswürdig scheinen diese wiederum zu sein?
9. Werbung
Auch wenn das sicher Geschmacksfrage ist: Zu viel Werbung, noch dazu eher fragwürdige Werbung kostet bei vielen Lesern Vertrauen. Wenn schon Werbung, dann deutlich getrennt vom Text. Und am besten auch Werbung, die im Kontext zum Text steht, also in diesem Sinne einen „Mehrwert” und Nutzen bietet.
Wenn die Texte von zu viel Werbung umgeben sind, kommt schnell der Verdacht auf, dass der Text nur noch den Rahmen für die Werbung bieten soll. Und von dort ist es nicht mehr weit zu der Frage, wie sorgfältig erstellt ein solcher Text noch ist, beziehungsweise wie unabhängig er noch sein kann.
Bei Produktbeschreibungen gilt: Scheinen sie den Leser noch halbwegs sachlich informieren zu wollen? Oder wimmelt es von Verkaufstricks und Superlativen, die mit der Urteilsfähigkeit des Lesers spielen?
10. Sinn und Zweck des Textes
Warum scheint der Online-Text eigentlich geschrieben und veröffentlicht worden zu sein? Scheint er zum Beispiel wirklich nur den Rahmen für Werbung liefern zu wollen? Oder will er sachlich informieren?
Welche Ziele könnte der Verfasser verfolgen? Was könnte er von den Lesern wollen? Macht er gar einen „gekauften” Eindruck?
Und anderes mehr.
Du siehst, worauf ich hinaus möchte? Gehst du fremde Texte anhand dieser Kriterien durch. bekommst du ein Gespür dafür, wann und warum ein Online-Text (und seine Internet-Seite) vertrauenswürdig wirken, und wann nicht. Anschließend gehst du deine eigenen Texte anhand dieser Kriterien durch und legst gegebenenfalls noch Hand an.
Viel Erfolg beim Vertrauensaufbau zu deinen Lesern wünsche ich dir.
(Artikelbild: Pixabay)